Gladbeck. . Bob-Anschieberin Kira Lipperheide (TV Gladbeck) startet bei der Junioren-WM. Trainer Heiner Preute spricht von einem „kleinen Wintermärchen“.

Ihr Weltcup-Debüt hat sie kürzlich erst mit Bravour absolviert. Im Bob von Olympiasiegerin Mariama Jamanka belegte Kira Lipperheide in Igls auf Anhieb den zweiten Platz. Am Wochenende steht für die 18 Jahre junge Athletin der neu gegründeten Abteilung Kufe des TV Gladbeck die nächste Bewährungsprobe im Eiskanal an.

Mit Pilotin Kim Kalicki (TuS Eintracht Wiesbaden) startet sie am Königssee bei der Junioren-Weltmeisterschaft. Kira Lipperheide als erfolgreiche Bob-Anschieberin - das hätte vor zwölf Monaten wohl niemand für möglich gehalten. TVG-Trainer Heiner Preute spricht daher auch von einem „kleinen Wintermärchen“.

Kira Lipperheide kommt als Sprinterin zum TV Gladbeck

Heiner Preute ist Chef und Trainer des TV Gladbeck Kufe.
Heiner Preute ist Chef und Trainer des TV Gladbeck Kufe. © Joachim Kleine-Büning

Zu diesem Zeitpunkt war Kira Lipperheide gerade zum TV Gladbeck gewechselt. Als Sprinterin. Und ihre erste Saison im Dress der Blau-Weißen verlief überaus erfolgreich. Unter anderem holte sie als Mitglied der 4x100m-Staffeln des Vereins die Silbermedaille bei der U23 und die Bronzemedaille bei der U20-DM. Eine klasse Ausbeute.

Ungeachtet dessen schlug Heiner Preute, Leiter der Leichtathletikabteilung und Trainer des TVG in Personalunion, der Castrop-Rauxel stammenden talentierten Sportlerin eine Umschulung vor. Von der Sprinterin zur Bob-Anschieberin, weg von der Tartanbahn, rein in den Eiskanal. „Kiras Perspektiven“, betonte Preute in einem Gespräch mit der WAZ, „sind im Bobsport deutlich größer als in der Leichtathletik.“

Mit Kalicki feiert Lipperheide zwei Europacup-Siege

Der Mann, das kann jetzt schon festgehalten werden, hat Recht behalten. Kira Lipperheide bewies als Bob-Anschieberin enormes Talent. Wie sie Ende September ihre ersten Trainingsfahrten in der Veltins-Arena von Winterberg erlebt hat, verriet sie dieser Zeitung: „Es war ruckelig. Ich hatte Respekt und war nervös. Aber dann ist alles sehr schnell gegangen.“ Sie habe daher gar keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, was bei dem wilden Ritt so alles passieren könne. „Ich habe“, erzählt Kira Lipperheide, „mich darauf konzentriert, was ich beim Start machen muss.“

Gleich im ersten Europacup-Rennen ihrer noch jungen Karriere als Bob-Anschieberin fuhr die Athletin des TV Gladbeck Kufe direkt den ersten Sieg ein. Der Schlitten von Kim Kalicki war in beiden Läufen auf der Bahn in Innsbruck-Igls der schnellste. Insgesamt standen 24 Hundertstel Vorsprung vor dem zweiten Platz. Das zweite Europacup-Rennen von Kalicki/Lipperheide verlief exakt wie das erste, also erfolgreich.

Weltcup-Start mit Olympiasiegerin Mariama Jamanka

Kira Lipperheide und Mariama Jamanka bildeten beim Weltcup in Innsbruck-Igls ein Team.
Kira Lipperheide und Mariama Jamanka bildeten beim Weltcup in Innsbruck-Igls ein Team.

Damit nicht genug: Kira Lipperheide durfte inzwischen sogar schon einmal im Weltcup ran. Und das nicht mit irgendeiner Pilotin, sondern mit der besten der Republik, ach was, mit der derzeit besten Pilotin der Welt. Mit Mariama Jamanka. Die Olympiasiegerin war bei einem Leistungstest auf die junge Gladbeckerin aufmerksam geworden. Heiner Preute: „Mariama Jamanka hat mich nachher angesprochen und sich erkundigt, wer das denn war.“ Und weiter: „Kira ist ganz offensichtlich positiv aufgefallen. Ich habe ihr auch gesagt, dass sie sich darauf schon ein bisschen was drauf einbilden darf, wenn man bei der Olympiasiegerin so einen guten Eindruck hinterlässt.“

Kann man wohl so sagen. Den guten Eindruck konnte Lipperheide in Innsbruck-Igls bestätigen. Die Athletin des TV Gladbeck fuhr mit Jamanka in ihrem allerersten Weltcuprennen direkt aufs Podest. Jamanka/Lipperheide hinter Stephanie Schneider/Ann-Christin Strack, aber vor der amtierenden Weltmeisterin Elana Meyers Taylor aus den Vereinigten Staaten. Lobende Worte gab’s von der Olympiasiegerin und von Bundestrainer Rene Spies.

Die Konkurrenz am Königssee ist nicht ohne

Der sagte: „Der Druck ist im ersten Weltcup natürlich da, besonders mit der Olympiasiegerin. Aber ich habe mir das von hinten angeguckt, das war sehr gut, was sie gemacht hat, auch technisch gut umgesetzt. Es freut mich sehr, dass sie so ein gutes Weltcup-Debüt hatte.“ Jamanka: „Kira hat einen super Job gemacht, starke Startzeiten - so kann es weitergehen.“

Was ist Kira Lipperheide nun im Zusammenspiel mit Pilotin Kim Kalicki (TuS Eintracht Wiesbaden) bei den Junioren-WM zuzutrauen? Eines steht fest: Die Konkurrenz ist nicht ohne.

Heiner Preute hält Gewinn einer Medaille für möglich

In Katrin Beierl (Österreich) und Andreea Grecu (Rumänien) gehen nämlich am morgigen Samstag ab 13.30 Uhr zwei Pilotinnen an den Start, die im Weltcup bereits etabliert sind und die in der Vergangenheit insbesondere am Königssee schon gute Resultate erreicht haben. Ferner zu beachten sind Laura Nolte/Deborah Levi (BSC Winterberg), die gleichfalls vorne zu erwarten sind.

Heiner Preute, Trainer von Kira Lipperheide beim TV Gladbeck Kufe, betont angesichts dieses Klassefelds: „Ein Selbstläufer wird das nicht. Kim und Kira müssen oben erst einmal gut starten und dann zwei saubere Läufe runterkriegen.“ Er hält eine Medaille aber für möglich. „Sollte das klappen“, so der TVG-Trainer weiter, „würde ich mich riesig freuen.“