Gladbeck. . Die Gladbecker Bobanschieberin Annika Drazek startete bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang/Südkorea - und erlebte ein wahres Drama.

Pyeongchang, 21. Februar 2018. „Gold“, hatte kurz vor ihrer Abreise zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang die Bobanschieberin Annika Drazek im Gespräch mit der WAZ betont, „ist nicht das Ziel.“ Ihr absoluter Wunsch, so die Gladbeckerin, sei die Bronzemedaille. Und Drazek betonte: „Aber ich will nicht enttäuscht sein, wenn es nicht klappt.“ Am Ende flossen in Südkorea, nach einem wahren olympischen Drama, dann doch Tränen.

Annika Drazek und ihre Pilotin Stephanie Schneider lagen in Pyeongchang nach dem vierten Lauf auf dem dritten Platz. Bronze war zum Greifen nahe. Aber ein Bob folgte noch - der von Mariama Jamanka und Lisa Buckwitz. Dieses Gespann sicherte sich schließlich sensationell die Goldmedaille. Und sorgte dafür, dass Schneider/Drazek auf den vierten Rang zurückfielen. Acht Hundertstel fehlten zum Gewinn der Bronzemedaille.

Drazek zieht sich im Training eine Verletzung zu

Annika Drazek und Stephanie Schneider hatten bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang Pech. Sie belegten, beide verletzt, den vierten Platz.
Annika Drazek und Stephanie Schneider hatten bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang Pech. Sie belegten, beide verletzt, den vierten Platz.

„Acht Hundertstel?“ Annika Drazek war fassungslos. „Acht Hundertstel“, sagte sie noch einmal. „Man kann gar nicht beschreiben, wie wenig das ist.“ Die Gladbeckerin weinte. Und während die Tränen flossen, verriet sie frank und frei, wie sie die alles entscheidenden Momente erlebt hatte: „Jemand hat mal gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt – und ich habe da oben gestanden und habe bis zuletzt gehofft.“

Nein, Olympia 2018 stand für Annika Drazek definitiv unter keinem guten Stern. Dabei hatten Stephan Schneider und sie das letzte Weltcuprennen vor den Spielen in Königssee noch gewonnen. Doch in Südkorea lief einfach alles gegen das vermeintlich beste deutsche Team. Schneider war schon angeschlagen angereist. Drazek knickte im Training beim Hürdensprint um und zog sich eine Sprunggelenkverletzung zu. Heiner Preute, der Gladbecker Heimtrainer von Annika Drazek, brachte es auf den Punkt: „Das ist Pech. Und einfach scheiße.“

Die Startzeiten des deutschen Bobs sind gut

Als es darauf ankam, beim wichtigsten Wettkampf der vergangenen vier Jahre, konnte Bob Deutschland I sein Leistungsvermögen nicht komplett abrufen. Die Startzeiten waren immer noch gut, aber nicht überragend, und im Eiskanal leistete sich Stephanie Schneider bei den vier Fahrten schlicht und ergreifend zu viele Fehler. Am Ende mussten sich Schneider/Drazek mit dem vierten Platz zufrieden geben.

Annika Drazek ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Und sie sagte: „Das war etwas, wofür wir die letzten vier Jahre hart trainiert haben. Und wir hatten uns eine Medaille erhofft, wir haben das von uns erwartet. Sonst würde ich jetzt nicht hier stehen und weinen.“

Annika Drazek freut sich mit Mariama Jamanka

Andererseits freute die Gladbeckerin sich über den sensationellen Coup von Mariama Jamanka, mit der sie ja im Jahr zuvor bei der Europameisterschaft den Titel gewonnen hatte. „Ich gönne es Mariama von ganzem Herzen“, so Annika Drazek.

Ende des Jahres sorgte Annika Drazek bundesweit für Schlagzeilen. Der Grund: Die 23-jährige Gladbeckerin hatte bei der Siegerehrung des Weltcuprennens in Sigulda der russischen Dopingsünderin Nadeschda Sergejewa den Handschlag verweigert.

Annika Drazek sagt: wer dopt, ist für mich kein Athlet

Warum hat Drazek das getan? „Der Grund ist eigentlich ganz einfach für mich: Wer dopt, ist für mich kein Athlet. Sie hat das zweimal getan, zuletzt bei den Olympischen Spielen. Das verdient von mir keinen Respekt.“ Die Gladbeckerin weiter: „Sie war positiv - und das zwei Mal. Sie war auch nur für acht Monate gesperrt. Jetzt ist sie wieder hier, lacht mich an und fühlt sich wieder wie alle anderen.“