Gelsenkirchen. Gelsensport-Präsident Klaus Lindner hat das Fusions-Thema in Gelsenkirchen angefeuert. Was haben Verschmelzungen in der Vergangenheit gebracht? Eine Bilanz.
In Bismarck bahnt sich eine Fusion zwischen Westfalia 04 und ETuS, dem Eisenbahner-Turn- und Sportverein, an. Gelsensport-Präsident Klaus Lindner begrüßt in seinem WAZ-Neujahrsinterview ausdrücklich das Kräftebündeln von Klubs. „Die Diskussion, dass Klubs zusammenarbeiten und verschmelzen, müssen wir anstoßen. Das ist die größte Aufgabe für den Fußball hier in unserer Stadt“, sagt Lindner. Allerdings hat die Formel „Aus zwei mach’ eins“ in Gelsenkirchen nicht immer den gewünschten Erfolg gebracht, wie einige Beispiele zeigen.
Gelsenkirchen: Spektakuläre Fusion im Jahr 1973
Die wohl spektakulärste Fusion in Gelsenkirchen gab es vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert, als sich zwei traditionsreiche Vereine zusammenschlossen: die SG Eintracht Gelsenkirchen und die STV Horst-Emscher. Im Jahr 1973 wurden sie zur STV Eintracht Gelsenkirchen-Horst.
Mit vereinten Kräften wollte man sich für die neue 2. Bundesliga Nord qualifizieren. Die Horster, die in der drittklassigen Verbandsliga spielten, brachten wirtschaftliche Kraft mit, während die sportlich stärkeren Ückendorfer die Zugehörigkeit zur damals zweitklassigen Regionalliga in die Fusion einbrachten.
Alte Horstler und Eintrachtler waren sich nicht grün
Die Fusion hatte letztlich nur Verlierer. Die Qualifikation zur 2. Bundesliga scheiterte, und einen echten Zusammenhalt innerhalb des neuen Vereins gab es nicht. Die alten Horster und Eintrachtler waren sich nie grün, und die geografische Distanz zwischen den Heimstätten der Ursprungsvereine erschwerte den Zusammenhalt zusätzlich.
Fünf Jahre nach der Gründung verpasste man sogar die Qualifikation für die neue Oberliga Westfalen. Der Fusionsklub war gescheitert. Von der alten SG Eintracht war kaum noch jemand übriggeblieben, und so nannte man sich ab 1978 wieder STV Horst-Emscher. Auch dieser Verein verschwand 2007 von der Bildfläche.

1997 nahm SG Eintracht den Namen SV Fortuna Gelsenkirchen an
Die SG Eintracht Gelsenkirchen war auch vor fast acht Jahren beteiligt, als sich erneut zwei Vereine zu einer Fusion entschlossen. Diese SG Eintracht hatte allerdings nur noch den Namen gemeinsam mit jener aus dem Jahr 1973 und stand in keiner historischen Verbindung. Die „neue“ SG Eintracht nahm 1997 den Namen des ebenfalls im Südstadion spielenden SV Fortuna Gelsenkirchen an.
20 Jahre später, also 2017, fusionierte die in der Kreisliga B spielende SG Eintracht mit den eine Klasse höher spielenden Sportfreunden 07/12 von der Plauener Straße in Hüllen. Man nannte sich fortan SG Eintracht Gelsenkirchen 07/12. Auch dieser Zusammenschluss wurde nicht zu einer Erfolgsgeschichte.

2019 brach bei Eintracht 07/12 Gelsenkirchen alles zusammen
„Zu Beginn stellte 07/12 fast die gesamte erste Mannschaft, aber nach dem verpassten Bezirksliga-Aufstieg 2019 brach alles zusammen“, sagt der heutige Sportliche Leiter Thorsten Schnürpel. „Seit dem Tod des Torwart-Trainers Manfred Herzog ist keiner mehr von 07/12 da. Die treuen Seelen von 07/12 sind zum FC Glückauf Hüllen abgewandert und auf der Sportanlage an der Plauener Straße geblieben. Das Einzige, was von 07/12 übriggeblieben ist, ist das 07/12 in unserem Vereinsnamen.“

Aber es gibt auch Beispiele, dass Zusammenschlüsse funktionieren können. Zum Beispiel in Rotthausen. „Aus vier mach’ zwei,“ lautete dort das Motto. TuS Rotthausen und die DJK Sportfreunde Rotthausen fusionierten 2001 zur DJK TuS Rotthausen, und der SSV Rotthausen 2000 und der 1. FC Achternberg schlossen sich drei Jahre später zum SSV/FCA Rotthausen zusammen. Die beiden entstandenen Klubs sind fest etabliert im Stadtteil und betreiben auch eine rege Nachwuchsarbeit.
Middlicher SV fusionierte mit RW Resse
Einige Jahre zuvor gab es auch im Stadtosten einen Zusammenschluss. Der Middelicher SV fusionierte Mitte der 1990er Jahre mit RW Resse zur noch heute existierenden Spvgg. Middelich-Resse. RW Resse war besser bekannt unter seinem Vorgänger-Namen: FC Depot, ein legendärer Klub, der in der Kreisliga C selten über die Rolle des Prügelknabens hinauskam.
Middelich-Resse ist fester Bestandteil der Kreisliga A
Ob sich diese Fusion gelohnt hat? Das sollen andere beurteilen. Die Spvgg. Middelich-Resse ist zwar ein fester Bestandteil der Kreisliga A, hat aber nur zwei Männermannschaften und eine Ü32, aber keine Juniorenmannschaft. Das wird in Bismarck nicht der Fall sein. Westfalia 04 und ETuS bilden im Nachwuchsbereich bereits seit eineinhalb Jahren eine Spielgemeinschaft und wollen jetzt den für sie nächsten logischen Schritt vollziehen.
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