Paris/Gelsenkirchen. „Sicherheit muss oberstes Gebot sein“, sagt Radsport-Experte Michael Zurhausen aus Gelsenkirchen. Nach den Massenstürzen bei Olympia macht er sich auch Gedanken um GE-Rennen.

Olympische Spiele sind nicht nur mitreißend und spannend, sondern mitunter auch schmerzhaft. Beim Zeitfahren der Frauen in Paris herrschte das blanke Chaos. Auf regennasser Strecke gab es zig Stürze. Auch das Radfahren beim Triathlon wurde durch zahlreiche Stürze überschattet. „Die Gefahr fährt im Radsport immer mit“, sagt der Gelsenkirchener Radrenn-Experte Michael Zurhausen, „die Fahrerinnen und Fahrer haben mittlerweile unfassbares Tempo drauf. Das ist im Grunde Formel 1 auf zwei Rädern. Aber trotzdem muss Sicherheit das oberste Gebot sein.“

Die Amerikanerin Taylor Knibb kämpft im Regen gegen die Uhr. Auch sie stürzte im Regen mehrfach.
Die Amerikanerin Taylor Knibb kämpft im Regen gegen die Uhr. Auch sie stürzte im Regen mehrfach. © Getty Images | Jared C. Tilton

Die Mischung aus glitschigem Kopfsteinpflaster und teils holprigem Asphalt war eine tückische Konstellation. Zurhausen: „Wenn Weltklasse-Sportler da reihenweise mit ihren Rädern hinfallen und zum Teil in die Streckenbegrenzung rutschen, dann ist das nicht mehr lustig. Da muss man sich Gedanken machen und vor allem als Veranstalter eingreifen. Spektakuläre Bilder sind eine Sache, die Sicherheit der Fahrer ist eine ganz andere Sache.“

Bisher ist in Gelsenkirchen wenig passiert

Seit fast drei Jahrzehnten organisert Michael Zurhausen spannende Radrennen in Gelsenkirchen. Die City Nacht lockt im Sommer hunderte Radsport-Fans nach Gelsenkirchen, um die Rennfahrer auf dem Asphalt-Rundkurs anzufeuern. Passiert ist bei der City Nacht bisher vergleichweise wenig. Im Vorjahr mussten zwei Fahrer nach einem Sturz, der allerdings durch einen Fahrfehler eines Teilnehmers ausgelöst wurde, ins Krankenhaus.

Deutliche Worte: Michael Zurhausen hat die Massenstürze bei Olympia
Deutliche Worte: Michael Zurhausen hat die Massenstürze bei Olympia © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Zurhausen: „Natürlich nimmt man diese Eindrücke, die jetzt bei den Olympischen Spielen in Paris entstehen, mit auf. Wenn wir beim nächsten Gelsenkirchener Rennen Regenwetter haben, müssen wir uns auch etwas überlegen. Wir haben auf dem Rundkurs zwei gefährliche Stellen, die man entsprechend sichern müsste.“ Bei Regenwetter würde grundsätzlich nicht der Veranstalter, sondern der Fahrer selbst entscheiden, mit welchem Reifendruck er auf die Strecke geht.

Olympia 2024: Gelsenkirchener Experte rät zu weniger bar im Reifen

Zurhausen: „Bei Regen nimmt man 4,5 bar statt 7 bar. Dadurch verliert man Geschwindigkeit, gewinnt aber Sicherheit. Ein weiterer Trick ist, die Reifen vor dem Start mit Essig einzureiben, um bessere Haftung zu bekommen. Da es beim Zeitfahren in Paris aber um möglichst schnelle Zeiten ging, haben sich alle für schmale Reifen und hohen Reifendruck entschieden.“ In Kombination mit Nässe und schwierigem Untergrund führte genau das zum Sturz-Chaos.