Gelsenkirchen. Über eine Woche spielen Deutschland, Belgien, Norwegen & Co. beim VfB Gelsenkirchen Plätze für die Cricket-Weltmeisterschaft aus. Der Ausrichter spricht von „Top-Niveau“.
Diesem Bild konnte sich in den letzten Wochen wohl kaum jemand entziehen. Männer, Frauen und Kinder, die in Trikot oder mit Fahne durch die Innenstädte zogen, dabei sangen, feierten, oder betrübt das Ausscheiden ihrer Mannschaften bei der Fußball-Europameisterschaft betrauerten. Auch Gelsenkirchen bekam seinen Teil der EM-Stimmung ab – nicht immer mit Bestnoten für die eigene Stadt, aber irgendwie ging es ja auch um das Dabeisein.
Aber während sich die Fußballer langsam in die heiße Phase des Turniers vorarbeiten, steht diese im Cricket erst noch bevor. Denn in Gelsenkirchen findet ab dem 7. Juli zum ersten Mal ein Event des International Cricket Council (ICC) in Deutschland statt. EM-Zeit in diesem Jahr ist auch noch WM-Qualifikations-Zeit.
Sankaran: „Eine herausfordernde Situation“
„Es ist schon eine sehr herausfordernde Situation“, sagt Dr. Vignaesh Sankaran, Abteilungsleiter Cricket beim VfB Gelsenkirchen. „Wir müssen derzeit, auch aufgrund der Wetterlage, noch viel improvisieren und einiges an Manpower in dieses Turnier stecken.“ Insgesamt zwölf Spiele werden auf dem Platz inmitten der Trabrennbahn Gelsenkirchen zwischen dem 7. und 14. Juli zu sehen sein. Da kommt beinahe schon wieder EM-Feeling auf – Belgien gegen Kroatien oder Deutschland gegen Norwegen stehen da auf dem Programm. „Es ist ein Top-Niveau“, sagt Sankaran. „Alle Mannschaften, die an dem Turnier teilnehmen, stehen zwischen Platz 35 und 45 der Weltrangliste.“
„Auf gutem Weg“ auf der Trabrennbahn
Mit der Unterbringung der insgesamt zehn Nationen haben die Gelsenkirchener Cricket-Spieler nichts zu tun. Das übernimmt der Dachverband. Die Spieler der Nationalmannschaften sind in Duisburg untergebracht, um auch relativ einfach zum zweiten Austragungsort beim Bundesstützpunkt des Deutschen Cricket Bundes (DCB) in Krefeld zu kommen.
Gelsenkirchen: Viel Arbeit, um das Feld bespielbar zu machen
Und neben der Anlage in Krefeld geht es für die Top-Athleten der zehn Nationen aber eben auch auf die „Wiese“ mitten auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen. Eine gehörige Portion Arbeit haben die Cricket-Spieler und auch Gelsensport in die Spielbarmachung dieser Fläche gesteckt. „Es ist bislang zufriedenstellend für uns gelaufen“, sagt Sankaran. „Wir sind auf einem guten Weg. Es ist ein Erfolg für unseren Verein und die Leute auf der anderen Seite.“
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Gegen einen Umstand kann aber alle gute Arbeit und Wille nichts anrichten: das Wetter. „Wir konnten in der Liga leider nur knapp die Hälfte der Spiele absolvieren“, sagt Sankaran. „Auch das Training mussten wir witterungsbedingt öfter ausfallen lassen.“ Jetzt heißt es Daumen drücken für die anstehenden WM-Qualifikations-Spiele.
Die gute Arbeit der Vergangenheit macht sich bezahlt
Aber wie kam es überhaupt dazu, dass Gelsenkirchen innerhalb eines Jahres nicht nur doppelte EM-Stadt wurde – denn im Ju Jutsu fand ja auch noch eine statt-, sondern auch noch WM-Stadt? Sankaran ist wichtig zu betonen, dass die Vergabe des Spielorts nichts mit seiner Rolle als Vize-Präsident des DCB zu tun hatte. Zum einen habe Gelsenkirchen einen Standortvorteil gehabt. Die beiden Spielorte bei einem Quali-Turnier sollen nur rund 75 Kilometer weit auseinanderliegen, diesen Haken konnten sie leicht abhaken.
Gelsenkirchens Cricket-Abteilung genießt guten Ruf
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Darüber hinaus genießt die Cricket-Abteilung des VfB Gelsenkirchen in der deutschen Cricket-Welt einen guten Ruf. „Wir waren bundesweit immer präsent“, sagt Sankaran als Abteilungsleiter. „Wir haben nicht nur sportlich von uns reden gemacht, sondern auch gesellschaftlich.“ Die Abteilung steht auch weiterhin auf gesunden Füßen, hat um die 50 Mitglieder und jüngst erst eine dritte Mannschaft für den Spielbetrieb gemeldet. In der Bundesliga bewegen sich die anderen beiden Teams unter den Top vier. „Wenn wir noch weiter wachsen, müssen wir eventuell umstrukturieren“, meint Sankaran.
Cricket ist nun auch olympisch
Obwohl Cricket in Deutschland nach wie vor ein Nischendasein fristet, ist der Trend dennoch positiv. „Die Sportart wächst sehr schnell“, erklärt Sankaran. „Noch sehen viele Cricket als Integrations-Projekt, damit lief es bislang auch sehr gut und erfolgreich. Aber jetzt gilt es auch, über diesen Aspekt hinauszukommen und ihn in die lokalen Sportstrukturen einzufügen.“ Das sei das Ziel, allerdings ohne die bisherige Integration-Community komplett zu ignorieren.
Cricket: Olympia-Premiere ist für 2028 geplant
Der neue Stellenwert von Cricket lässt sich auch daran ablesen, dass der DCB nun Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) geworden ist. Die Premiere bei den Olympischen Spielen soll 2028 erfolgen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, mit vielen Turnieren und Spielen – unter anderem ja auch auf der Trabrennbahn in Gelsenkirchen.
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