Gelsenkirchen. Marius Schimnatkowski, Schwimmer der SG Gelsenkirchen, hat ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Für seine Zukunft hat er schon einen festen Plan.

Im Schwimmsport wimmelt es von Klischees. Von Ganzkörperenthaarung, über Trainingseinheiten zu einer Uhrzeit, bei der andere noch in ihren Betten liegen, bis hin zur Verbissenheit, die nächste Tausendstelsekunde, die nächste Bestzeit aus dem Becken zu holen. „Ohne Ehrgeiz geht es in diesem Sport nicht“, sagt auch Marius Schimnatkowski. Aber da ist ja auch noch der Spaß, die Freude am Hobby, das so viele Stunden pro Woche in Anspruch nimmt. Dieses Gleichgewicht hat der 21-Jährige für sich gefunden – und fährt mehr als gut damit.

Den Grundstein für seinen sportlichen Werdegang legte doch wieder ein Klischee. Sein älterer Bruder war es, der sich als erster dem Schwimmen bei der SG Gelsenkirchen verschrieben hatte. „Es war typisch. Er wurde bei der SG auch leistungstechnisch gefördert. Da war klar: Ich muss auch schwimmen – und ich muss schneller sein“, erinnert er sich.

Lieber Schwimmen als Party machen

Ein gradliniger Weg, sowohl im Sport als auch persönlich. Eine Abbiegung hat er nie genommen. Selbst die Teenager-Zeit mit all ihren Ablenkungen ließ er unbeschadet hinter sich. „Sport war mir immer wichtiger als alles andere“, sagt Schimnatkowski. „Das Partymachen ist dann in die Corona-Zeit gefallen, als es keine Sportangebote gab. Da habe ich meine Erfahrungen gemacht und gemerkt, dass das nichts für mich ist.“ Selbst den im Ruhrgebiet so allgegenwärtigen Fußball ließ er links liegen. „Seit ich fünf bin, bin ich bei der SG. Da blieb wenig Zeit für anderes“, sagt er.

Alles im Blick: Marius Schimnatowski als Trainer des C-Kaders der SG Gelsenkirchen.
Alles im Blick: Marius Schimnatowski als Trainer des C-Kaders der SG Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Obwohl Schimnatkowski mittlerweile nicht mehr so viel trainiert wie noch in der Vergangenheit, ist die Schwimmhalle doch mehr als ein zweites Zuhause für ihn. Rund 24 Stunden in der Woche ist er vor Ort. Zieht entweder selbst seine Bahnen, oder ist als Trainer des Gelsenkirchener C-Kaders aktiv. Seit knapp zwei Jahren hat er diese neue Funktion inne. „Daran habe ich richtig Spaß“, sagt er. „Leute, die Bock haben, etwas zu lernen, zu unterstützen, reizt mich besonders.“

Der Sportstudent sieht seine Zukunft deshalb auch im Trainergeschäft. Mit dem Lehrerdasein an einer Schule kann er wenig anfangen. „Es ist etwas anderes, ob man Leute vor sich hat, die Lust daran haben, oder nur darauf warten, dass die Stunde endlich vorbei ist“, erklärt er. Dass er das gar nicht so schlecht macht, attestiert ihm auch sein Chef-Trainer. „Er geht richtig in dieser Rolle auf“, lobt Michael Seeger. Aber bis Schimnatkowski nur noch Trainer sein wird, hat er sicherlich noch mehr als ein Jahrzehnt Zeit.

Losgelöst vom Druck

Denn noch ist er ja Aktiver. Und obwohl er mit 21 Jahren wahrlich noch nicht zur alten Garde gehört, hat sich in seiner Herangehensweise an Wettkämpfe mittlerweile etwas geändert. „Ich mache mir jetzt nicht mehr so einen großen Druck“, meint er. „Ich denke mir vor jedem Start: Hab Spaß dabei.“ Dass das gut funktioniert, hat er in dieser Saison gemerkt. „Es war die erfolgreichste, die ich jemals hatte.“

Alles raushauen: Marius Schimnatkowski von der SG Gelsenkirchen in seinem Element.
Alles raushauen: Marius Schimnatkowski von der SG Gelsenkirchen in seinem Element. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Natürlich freut Schimnatkowski sich über Bestzeiten und Medaillen. Sein Highlight ist aber ein anderes. Oft ist er Einzelkämpfer in den Wettkämpfen, viel lieber aber ist er Teil einer Mannschaft. „Der Aufstieg in die 2. Bundesliga mit dem Team steht da ganz oben“, sagt er. „Wenn man so viel miteinander zu tun hat, wachsen die Leute einem richtig ans Herz. Im Team oder in der Staffel zählt dann nicht mehr individuelle Leistung, da muss man auch mal zurückstecken.“ Und den eigenen Ehrgeiz hintenan stellen. Denn Klischees sind ja auch da, um widerlegt zu werden.