Gelsenkirchen. Seit 2005 war Rainer Konietzka Vorsitzender von Hessler 06, eine Ära endet. Ein Rückblick auf viele gute Erinnerungen, aber auch dunkle Stunden.
Beim SV Hessler 06 endete in der vergangenen Woche eine Ära. Der langjährige Vorsitzende Rainer Konietzka, seit 2005 an der Spitze des aktuellen Fußball-Bezirksligisten, trat bei der Vorstandswahl im Rahmen der Mitgliederversammlung nicht mehr an und stellte somit sein Amt zur Verfügung.
„Irgendwann reicht das“, sagt der Mann, der im Dezember 70 Jahre alt wird. Schmunzelnd fügt er hinzu: „Ich habe das schließlich länger gemacht als Frau Merkel.“
SV Hessler 06: Rainer Konietzka und die Trainer – ein Kapitel für sich
Vor etwa drei Monaten reifte bei ihm der Entschluss, mal andere ran zu lassen. Was im Verein großes Bedauern auslöste. „Er ist ein super Typ. Einer der alten Schule“, sagt Holger Siska, der Trainer der ersten Mannschaft. „Immer ehrlich, immer geradeaus. Bei ihm zählt das gesprochene Wort. Ich bin ein bisschen traurig, dass er aufgehört hat, aber ich kann ihn auch verstehen. Jetzt dürfen ruhig mal die Jüngeren nachrücken.“
Rainer Konietzka und die Trainer, das ist ein Kapitel für sich. „Wir haben immer gute Trainer gehabt“, erzählt der ehemalige Klubchef. „Ich musste nie einen entlassen. Wenn ich der Meinung war, einer passte nicht mehr zum Klub, ist er von sich aus gegangen.“
Die positiven Erinnerungen überwiegen
Im Rückblick auf seine langjährige Vorstandsarbeit, wozu auch die Zeit als 2. Vorsitzender und als Leiter der Altherren-Abteilung gehört, überwiegen bei ihm die positiven Erinnerungen.
„Ich bin dankbar für die jahrelange und faire Zusammenarbeit mit Leuten wie Gerd Eschenröder vom Fußballkreis oder alten Weggefährten wie Norbert Bauer und Jürgen Schwarze sowie mit Vereinen wie Teutonia Schalke und Preußen Sutum“, führt er aus. Aber es gab auch dunkle Stunden. „Jeder Abstieg tat weh“, gibt Rainer Konietzka zu. „So ein Abstieg ist das Schlimmste, was man sich als Vorsitzender vorstellen kann.“
Ein Highlight: Der Umbau vom Asche- zum Kunstrasenplatz
Eines der Highlights in seiner Amtszeit war die Umwandlung des zum Jahnbad gelegenen Ascheplatzes in einen Kunstrasenplatz. Rund 650.000 Euro hat das gesamte Projekt gekostet. Etwa 120.000 Euro hat der SV Hessler 06 geschultert, weitere 180.000 Euro Ilkay Gündogan, Deutschlands Fußballer des Jahres, der berühmteste Sohn des Vereins.
Trotzdem langte es Rainer Konietzka irgendwann. „Es ist nicht mehr meine Zeit“, sagt er. „Es fehlt die Disziplin. Spielabbrüche, Schlägereien, das ist nicht mehr meine Welt.“ Der 69-Jährige ist froh, dass sein Verein von diesen Auswüchsen bislang verschont geblieben ist. Er wird den Null-Sechsern auch künftig verbunden bleiben, wenn auch nicht mehr in offizieller Funktion. „Schließlich wohne ich Luftlinie nur etwa 200 Meter vom Jahnstadion entfernt“, erzählt er.
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Und wie geht es beim SV Hessler 06 weiter? Die Mitglieder haben im Rahmen ihrer Versammlung einen neuen geschäftsführenden Vorstand bestellt. Er besteht aus sieben Leuten: Ajdin Mehmedagic, Gabriele John, Patrick Rüsenberg, Dennis Naujack, Julian Hellmich, Rüdiger Schulz und Andreas Böhm. Der gewählte geschäftsführende Vorstand wird, so sieht es die Satzung vor, in einer konstituierenden Sitzung selbstständig einen 1. Vorsitzenden wählen und die weiteren Positionen besetzen.
Wie es aussieht, wird wohl Ajdin Mehmedagic, der ehemalige Torhüter und 2. Vorsitzende, die Nachfolge von Rainer Konietzka antreten. Er hat seinem ehemaligen Chef zuletzt häufiger über die Schultern geschaut und eine Menge gelernt. „Ich denke“, sagt Rainer Konietzka zum Abschied, „dass er es machen wird.“