Gelsenkirchen. . Der 2:0-Sieg des FC Schalke 04 über Bayer Leverkusen war auch ein Erfolg des Publikums. Manager Horst Heldt erlebt Gänsehaut pur auf den Rängen: “Note eins für dieses Publikum, das ist das Phänomen unseres Vereins.“
„Wir leben dich“, heißt einer dieser Slogans, die die pfiffigen Marketingstrategen des FC Schalke 04 vor nicht allzu langer Zeit dem Klub als Markenzeichen verpasst haben. Samstag, beim verdienten 2:0-Heimsieg gegen die Werkself (noch so ein Slogan) von Bayer 04 Leverkusen, wurde dieser Slogan mit Leben gefüllt. Und zwar von den Rängen. Die blau-weißen Fans standen wie eine Wand hinter ihrer Mannschaft. Und als noch legendäre „Schalke, Schalke“-Rufe durch das weite Rund dröhnten, fühlte sich mancher Parkstadion-Besucher an nostalgisch verklärte Zeiten an alter Spielstätte erinnert. Da liefen manchen Gänseschauer über den Rücken.
Schalke-Manager Heldt war ziemlich ergriffen von der Stimmung
Diese Zeiten hat Manager Horst Heldt natürlich noch nicht erlebt, aber er war nach dem lebensnotwendigen Sieg ziemlich ergriffen von der Stimmung in der Veltins-Arena: „Wir streiten uns ja ganz gerne mal untereinander, aber wenn alle auf uns draufhauen, halten wir zusammen. Note eins für dieses Publikum, das ist das Phänomen unseres Vereins, das war Gänsehaut pur im Stadion.“
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Die Anspannungen der letzten Wochen, das Zittern um die weitere Teilnahme in der Champions League sowie der grottige Ligastart suchten sich beim zahlenden Publikum ein Ventil, gepaart mit den überraschenden Neuzugängen unter der Woche entluden sie sich in grenzenloser Anfeuerung. Es war weniger die spielerische Ausnahmeleistung eines Kevin-Prince Boateng – da ist in den nächsten Wochen sicherlich noch Luft nach oben auf der Potenzial-Skala des Deutsch-Ghanaers – als vielmehr seine bloße Präsenz im Mittelfeld, an dem sich mancher Nebenmann in erstaunlicher Art und Weise am eigenen Schopf aus dem Sumpf zog.
Da erlaubte sich nicht einmal mehr ein Roman Neustädter im Mittelfeld die zuletzt so häufigen Flüchtigkeitsfehler, da fand ein Julian Draxler zu alter Gefährlichkeit zurück, ganz so, als sei er endlich von der Last der Alleinverantwortlichkeit befreit.
Der größte Irrtum unterlief den so hochgelobten Leverkusenern, die prächtig in die Saison gestartet waren, allerdings in der Schalker Abwehrreihe. Ohne Kapitän Benedikt Höwedes, der eine Rotsperre abbrummte, glaubten die Gäste wohl den Schwachpunkt bei den Gastgebern in der Innenverteidigung ausgemacht zu haben. Doch das neue Pärchen Felipe Santana und Joel Matip verteidigte, als würde es blind die Laufwege des Nebenmanns kennen.
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Und auch über die Außenpositionen bei Neuzugang Dennis Aogo und dem diesmal überragenden Atsuto Uchida war kein Durchkommen, allerdings verzichtete Leverkusens Torgarant Stefan Kießling auf die sonst von ihm so gewohnten Ausflüge auf die Flügel. „Schalke hat schnell und aggressiv gespielt, das hat es uns sehr schwer gemacht“, konstatierte Bayer-Coach Sami Hyypiä, der mit seinem 90-minütigem Verharren auf der Trainerbank ein stoisches Gegenbeispiel seiner am Spielfeldrand herumturnenden Kollegen bildet. Es hätte vermutlich auch nicht viel weitergeholfen gegen die wild entschlossen und grimmig aufspielenden Schalker. So blieb das Fazit beim Finnen anschließend fast kleinlaut: „Wir können natürlich besser Fußballspielen als heute.“ Aber nur, wenn der Gegner es zulässt, hätte man hinzufügen können.
Schalke-Trainer Keller war von Aogo angetan
Unendlich stolz auf seine Mannschaft war Kollege Jens Keller, der die Moral seiner Truppe, die die letzten Spiele ständig in Unterzahl zu Ende spielen musste, nicht hoch genug eingeschätzt sehen wollte. Besonders von der Leistung seines Neuzugangs vom Hamburger SV war er angetan: „Beide haben ein überragendes Debüt gegeben, aber Dennis Aogo hatte lange nicht mehr gespielt, ich musste ihn einfach in die Situation reinwerfen.“ Denn die Not war groß. Keller: „Wenn man als Schalke 04 nur einen Punkt aus den ersten drei Spielen holt, ist das eine Riesen-Enttäuschung.“
Schalke schlägt Leverkusen