Gelsenkirchen. . Nach dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt musste der FC Schalke 04 den zweiten Rang räumen. Die Frische der Schalker bis zum Schlusspfiff war erstaunlich. „Wir sind eine junge Truppe. Solange alle marschieren können, wird der Trainer an ihnen festhalten“, sagte Jermaine Jones.
Es gehört zum Standard eines jeden Bundesligaspiels, dass zeitnah nach Abpfiff im Presseraum die Statistik zum Spiel mit wichtigen und überflüssigen Zahlen verteilt wird. Und da stand noch mal schwarz auf weiß, was die prächtig unterhaltenden Zuschauer in der ausverkauften Arena zuvor gesehen hatten. Rubrik Ballbesitz: Schalke 50 Prozent – Frankfurt 50 Prozent. Gewonnene Zweikämpfe: Schalke 50 Prozent – Frankfurt 50 Prozent. Es war so, als würde das 1:1 (1:1) zwischen Schalke und Eintracht Frankfurt für die Freunde der Statistik noch mal gegengezeichnet.
Einer hätte zwei Minuten vor Schluss das Zahlenspiel noch ad absurdum führen können: Teemu Pukki, der unglückliche Stürmer, weil er auf Schalke immer nur zur Kurzarbeit benötigt wird – wenn überhaupt. Diesmal auch wieder erst nach 72 Minuten eingewechselt, hatte der Finne an der Strafraumgrenze den Matchball auf dem Fuß: Noch verdeckt von Abwehrbeinen zog er flach ab, doch Torhüter Kevin Trapp machte sich lang und länger und lenkte den gut geschossenen Ball mit den Fingerspitzen um den Pfosten.
Huntelaars Torflaute endete nach fast sechs Stunden
Es war das Ende einer rasanten und spektakulären Partie, die nach dem Wechsel etwas abflaute; aber nicht, weil die Schalker Champions-League-Müdigkeit verspürten, sondern weil die Eintracht mit zunehmender Spielzeit um die Werthaltigkeit dieses Remis wusste.
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Dass sich anschließend beide Trainer über den Zustand des Rasens mokierten, warf die Frage auf, wie gut hätte das Spiel bei gepflegtem grünen Teppich denn noch werden können? In Halbzeit eins ging es wie auf der ICE-Trasse rauf und runter. Für die Schalker allerdings war das Vergnügen durchaus zweifelhaft, weil sie erleben mussten, wie die Eintracht vor allem die rechte Angriffsseite für sich hatte. Linksverteidiger Christian Fuchs sah sich zu oft zwei Angreifern alleine ausgesetzt. Mit ein wenig Glück überstanden die Gastgeber die Unsortiertheit der ersten zehn Minuten.
Und dann war Stefan Aigner so freundlich, den Königsblauen die Führung in den Fuß zu stolpern: Lewis Holtby passte haargenau in den Lauf von Klaas-Jan Huntelaar, und am Ende stand der Schlussstrich unter eine fast sechs Stunden währende Torflaute des Holländers in der Liga. Die Freude währte heftig, aber kurz, denn eben jener Aigner machte zwei Minuten später seinen Lapsus mit seinem Kopfballtreffer wieder wett, als eine Flanke Bastian Oczipkas gefühlt so lange in der Luft war, wie manche Besucher zum Toilettengang benötigten.
Ausgeglichen ging es in der Folgezeit weiter; sogar, was die elfmeterreifen Situationen anging: Joel Matip trat dem gekonnt durchgedribbelten Japaner Inui (20.) strafstoßwürdig auf den Fuß. Nach dem Wechsel rammte der Ex-Schalker Carlos Zambrano Kapitän Benedikt Höwedes im Strafraum mit dem Ellenbogen zu Boden.
Der Rest der zweiten Halbzeit gehörte den Platzherren, aber viele Bemühungen fielen unter die Rubrik brotlose Kunst. Schön, dass sich Jermaine Jones bei seinem ungelenken Seitfallzieher in abgespeckter Ibrahimovic-Manier nicht verletzte.
Stevens nahm sein Wechselkontingent kaum in Anspruch
Dafür, dass Huub Stevens bis auf Pukki sein Wechselkontingent kaum in Anspruch nahm, hatte der Holländer die Replik: „Die Antwort haben die Jungs doch wohl auf dem Platz gegeben, oder?“ Tatsächlich war die Frische bis zum Schlusspfiff erstaunlich. Jermaine Jones hatte eine einfache Erklärung: „Wir sind eine junge Truppe. Solange alle marschieren können, wird der Trainer an ihnen festhalten.“ Zum Schluss blieb allen die Erkenntnis, die Christian Fuchs am treffendsten formulierte: „Frankfurt steht nicht umsonst punktgleich mit uns da. Die können auch Fußball spielen.“