Gelsenkirchen. .
Abwehrspieler Christoph Metzelder patzte zu Saisonbeginn - und überzeugt jetzt. Wie ganz Schalke.
Christoph Metzelder wirkt nachdenklich. Er überlegt, geht in Gedanken die komplette Hinrunde durch und sagt dann: „Ich bin das Symbol, was mit dieser Mannschaft passiert ist.“ Mit 3:0 hat der FC Schalke 04 das letzte Bundesliga-Hinrundenspiel gegen den 1. FC Köln gewonnen, die Bilanz auf 22 Punkte geschraubt, liegt nur noch elf Punkte hinter dem zweiten Tabellenplatz. Unglaublich nach diesen turbulenten Monaten.
Findet auch Christoph Metzelder. „Der letzte Eindruck aus der Bundesliga bleibt. Und auf der Anzeigetafel steht 3:0. Die Anfangsphase der Saison ärgert mich jetzt richtig“, sagt er. Nicht nur ihn. Nichts wollte zu Saisonbeginn gelingen. Schalke verlor die ersten vier Bundesliga-Partien, dazu das erste Champions-League-Spiel in Lyon (0:1). Erster Tiefpunkt war das 1:3 im Revierderby gegen Borussia Dortmund. Chancenloser waren die Königsblauen selten in einem Derby. Christoph Metzelder fehlte in diesem Spiel. Verletzt. Es war das einzige Bundesliga-Spiel, das er verpasste. „Wann ich zuletzt eine Halbserie so fit war? Ist lange her!“, sagt er. Heute kann er entspannt über die schwierige Zeit reden, als er ausgepfiffen wurde. „Die Vorbereitung war lang und für mich nicht einfach. Ich musste mich durchquälen“, lautet sein Versuch einer Erklärung. Dass er von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde, lag an seiner Vergangenheit beim Rivalen BVB. „Feind bleibt Feind“, stand auf einem Plakat, das in der Nordkurve hing. Bei Christoph Metzelder lief es genauso wenig wie bei Raúl.
Den Spanier hatte der Innenverteidiger überredet, ihn von Real Madrid nach Gelsenkirchen zu begleiten. Raúl schlich zunächst langsam über den Platz, war kaum ins Spiel eingebunden. Sein einziges gutes Spiel in seinen ersten drei Schalke-Monaten war das 3:1 gegen Hapoel Tel Aviv. Raúl – ein Missverständnis? Christoph Metzelder – ein großes Missverständnis?
Der Abwehrspieler, der im November 30 geworden ist, erlebte nach seiner Verletzung nur noch einmal einen schwarzen Tag – beim zweiten Saisontiefpunkt, dem 0:5 in Kaiserslautern. Das war die einzige Schalker Niederlage in den vergangenen zehn Pflichtspielen. Siebenmal stand dabei die Null. Und vorne traf Raúl. Immer häufiger. Neun Tore in der Bundesliga und zwei in der Champions League hat er erzielt, alle in der heimischen Veltins-Arena. Der „Senor“ ist in Gelsenkirchen längst so unumstritten wie bei Trainer Felix Magath, der ihn immer wieder rühmt: „Er ist unser wichtigster Spieler.“ Dreimal traf Raúl gegen Köln, zweimal per Kopf, einmal mit links. „Erstaunlich, wie er die Chancen nutzt und wie er Chancen kreiert“, lobt Raúls Kumpel Christoph Metzelder. „Ich bin sehr glücklich und hoffe, dass es so weitergeht“, sagt Raúl selbst. Der Spanier hat inzwischen sogar Klaas-Jan Huntelaar in der internen Torschützenliste überholt.
Doch trotz des versöhnliches Jahresendes ist die Hinrunde insgesamt allenfalls durchschnittlich. Die Schalker stehen nur auf dem zehnten Platz, im DFB-Pokal geht’s am Dienstag zum Zweitliga-Herbstmeister FC Augsburg (20.30 Uhr), und dass die Königsblauen die Champions League gewinnen, glaubt niemand. Noch ist das für den Verein so wichtige internationale Geschäft weit entfernt.
Das Plakat ist weg
Und noch hat niemand vergessen, dass Trainer-Manager Felix Magath beim Aufsichtsrat zum Rapport antreten musste. Das war erst vor vier Wochen. Der 57-Jährige muss viele Fragen klären. Der Kader ist viel zu groß, Spieler wie Jermaine Jones unzufrieden – und der Vertrag mit Ivan Rakitic noch nicht verlängert. Die große Frage, was aus Manuel Neuer wird, schwebt sowieso über allen Entscheidungen. Richtig gut sieht es in der Frage „Bleibt er, oder geht er“ nicht für Schalke aus.
Auch für Christoph Metzelder ist noch nicht alles gut. Wenn sein Name bei der Aufstellung bekannt gegeben wird, gibt es immer noch Pfiffe. Aber das „Feind bleibt Feind“-Plakat, das ist inzwischen verschwunden.