Gelsenkirchen. .

Es war schon fast Mitternacht, als er aus der Kabine kam, kurz mitteilte, dass er Hunger habe, und die Rolltreppe in der Veltins-Arena hinauffuhr. Erst zum zweiten Mal hatte Kyriakos Papadopoulos in der Startelf des FC Schalke 04 gestanden, aber erstmals auf der Position, die er liebt: in der Innenverteidigung. Eines der Ergebnisse: Im neunten Pflichtspiel der Saison schafften es die Schalker zum ersten Mal zu null und gewannen ihr Champions-League-Spiel gegen Benfica Lissabon mit 2:0.

Frank Fahrenhorst? Nicht einmal im Kader. Nicolas Plestan, der erst in letzter Sekunde vor Ende der Transferperiode verpflichtet worden ist? Nur für die Bank oder Warmlauf-Spieler. Felix Magath hatte mal wieder überrascht, obwohl ihn Kyriakos Papadopoulos gar nicht so sehr am Mittwochabend überrascht hatte. „Wir haben uns defensiv sehr gut gezeigt“, sagte der Schalker Trainer, um dann speziell zu werden. „Kyriakos hat in seiner angestammten Position ein starkes Spiel ge­macht. Man hat gesehen, dass er ein Riesen-Riesen-Talent ist. Er hat großen Anteil daran, dass wir zum ersten Mal zu null gespielt haben.“

Bereits bei der ersten Bundesliga-Partie der Saison, dem 1:2 in Hamburg, hatte der Grieche in der Startformation gestanden. „Im Mittelfeld hat er sich aber nicht so wohl gefühlt“, sagte Felix Magath –. und er wird sich nun Gedanken machen müssen, ob er diese Innenverteidigung am Samstag in der Partie beim 1. FC Nürnberg, wenn er Be­nedikt Höwedes wieder einsetzen dürfte, auseinander reißt.

Schalkes Hans Sarpei, Christoph Metzelder und Kyriakos Papadopoulos feiern den Sieg.
Schalkes Hans Sarpei, Christoph Metzelder und Kyriakos Papadopoulos feiern den Sieg.

Christoph Metzelder jedenfalls, der zunehmend an Sicherheit und Selbstvertrauen zu gewinnen scheint, war vom ersten gemeinsamen Auftritt mit Kyriakos Papadopoulos begeistert. „Mit 18 auf so ‘ner Bühne Champions Lea­gue gegen internationale Top-Stars zu spielen, das war schon bewundernswert“, sagte der 29-Jährige. „Er hat eine starke Partie gespielt. Das freut mich auch persönlich für ihn.“

Leidenschaft

Es war für den griechischen U-21-Nationalspieler, der für Olympiakos Piräus schon als 15-Jähriger in der Super Lea­gue gekickt hat, eine Partie, die sehr merkwürdig begann: mit einem Fehler in der zweiten Minute, den er dann aber selbst ausbügelte. Von da an war Kyriakos Papadopoulos, auch wenn er sich früh am rechten Sprunggelenk verletzt und immer wieder Humpel-Phasen eingelegt hatte, aber hellwach. Und er präsentierte den Fußball, den die Fans lieben: Er agierte leidenschaftlich. Ein bisschen so wie einer, den ein paar Anhänger – selbstverständlich nicht ganz ernst gemeint – im DerWesten-Forum für die Schalker Innenverteidigung gefordert hatten: Hans-Georg Schwarzenbeck, genannt Katsche. Einfach und vor allem schnörkellos.

Und als in der 69. Minute Oscar Cardozo nach einem Patzer Christoph Metzelders auf dem Weg war, für Lissabon das 1:0 zu erzielen, sprintete Kyriakos Papadopoulos und klärte in höchster Not. An­schließend klopfte der 18-Jährige dem 29-Jährigen, als der paraguayische Benfica-Stürmer behandelt wurde, aufmunternd auf die Schulter.

Kurz nach dem 1:0 Jefferson Farfáns musste der Schalker Zwei-Millionen-Euro-Einkauf gegen Fábio Coentrao beweisen, dass er auch eine andere Sportart beherrscht. Der Grieche kämpfte gegen den portugiesischen Nationalspieler griechisch-römisch, und der Italiener Gianluca Rocchi pfiff nicht. Dann gelang Klaas-Jan Huntelaar das 2:0, und nachdem der Schlusspfiff ertönt war, lagen sich Kyriakos Papadopoulos und Christoph Metzelder für ein paar Sekunden in den Armen. „Er hat eine Top-Empfehlung abgegeben“, lobte ihn Kapitän Manuel Neuer. „Aber er darf sich da­rauf jetzt nicht ausruhen.“