Gelsenkirchen. Beim FC St. Pauli sind Berater von minderjährigen Nachwuchsspielern unerwünscht. Warum Schalke im Talent-Sektor auf diesen Zug nicht aufspringt.

Schalkes Zweitliga-Konkurrent FC St. Pauli sorgte kürzlich mit der Nachricht, die Zusammenarbeit mit Beratern minderjähriger Spieler zu beenden, für Aufsehen. Hintergrund: Der Kiez-Klub will nur noch mit den Nachwuchskickern und ihrem engsten persönlichen Umfeld sprechen und damit der zunehmenden Kapitalisierung im Talentbereich einen Riegel vorschieben. St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann bezog in der Süddeutschen Zeitung zu der neuen Marschrichtung Stellung: „Das Thema wird in sämtlichen Fußballgremien kritisch diskutiert, und auch die meisten Vereine haben das Problem erkannt. Wir wollen jetzt den ersten Schritt machen und hoffen, dass andere unserem Beispiel folgen werden.“

Zeiten haben sich geändert

Mathias Schober, Schalkes Direktor Knappenschmiede und Entwicklung, schlägt nicht in die gleiche Kerbe. Ganz im Gegenteil: Er sieht in der Zusammenarbeit mit Spieleragenten sogar Vorteile. „Die Zeiten haben sich geändert“, sagt der langjährige Bundesliga-Torwart. Schober zeigt auf: „Die Spieler haben heute schon in jungen Jahren einen Berater. Aus meiner Sicht ist es aber manchmal effektiver, mit einem Berater zu sprechen als mit emotional aufgeladenen Eltern. Uns ist es in der Knappenschmiede noch nicht passiert, dass wir nach Gesprächen gesagt haben: Mit diesem oder jenen Berater können wir nicht mehr zusammenarbeiten.“

Schalke: Keine Zwischenfälle

Würde ein Abschotten auf Schalke Sinn machen, um die Talente ohne große Unruhe von außen bei Trainingseinheiten oder bei Spielen reifen zu lassen? Mathias Schober hat auch dazu klare Ansichten. „Bei uns geht es noch relativ ruhig zu, auch durch unseren Knappenschmiede-Verhaltenskodex. Wir hatten hier bislang keine Zwischenfälle, auf die wir entsprechend hätten reagieren müssen. Für ein Training wäre es manchmal schon einfacher, wenn keine Berater und Zuschauer da wären, weil die Trainer und Spieler gezielter und konzentrierter arbeiten könnten, aber es gehört hier nun einmal dazu.“

Schalkes Mathias Schober liebt es, wenn auf den Knappenschmiede-Plätzen das Leben pulsiert. Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services
Schalkes Mathias Schober liebt es, wenn auf den Knappenschmiede-Plätzen das Leben pulsiert. Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Auf S04-Plätzen soll was los sein

Schalke soll auch künftig ein Klub zum Anfassen bleiben. „In der Knappenschmiede ist weiterhin jedes Training öffentlich. Denn das ist für mich Schalke“, sagt Schober. Der Direktor Knappenschmiede und Entwicklung stellt fest: „Die Corona-Zeit, in der es hier auf unseren Trainingsplätzen ganz ruhig zuging, fand ich persönlich schlimm. Für mich gibt es nichts Schöneres, als wenn auf jedem unserer Plätze etwas los ist. Die Leute sollen zu uns kommen, sich hier einen Kaffee oder eine Bratwurst holen und sich die Spiele der Nachwuchsmannschaften anschauen. Wenn wir mit einem Spieler sprechen, den wir verpflichten wollen, dann ist seine ganze Familie herzlich willkommen. Er soll Eltern, Geschwister, Oma, Opa mitbringen: So lernen wir das Talent und sein Umfeld direkt persönlich kennen.“