Gelsenkirchen. Mathias Schober zieht ein Zwischenfazit zur Regionalliga und den U-Bundesligisten – und verrät, warum Pierre-Michel Lasogga perfekt zu S04 passt.

Die Schalker Regionalliga-Mannschaft steht im oberen Tabellendrittel, die U19 mischt in der A-Junioren-Bundesliga vorne mit, auch bei der königsblauen U17 läuft es sportlich in der B-Junioren-Bundesliga rund. Mathias Schober, Direktor Knappenschmiede und Entwicklung, spricht im WAZ-Interview über den bisherigen Saisonverlauf und beantwortet auch die Frage, ob ein Aufstieg in die 3. Liga für die Reserve von Schalke 04 ein realistisches Szenario wäre.

Herr Schober, die Schalker U23-Mannschaft hat zuletzt durch eine Positiv-Serie von vier Siegen in Folge aufhorchen lassen. Wie bewerten Sie den Entwicklungsprozess des Regionalliga-Teams?

Mathias Schober: Die Entwicklung der Mannschaft ist absolut positiv zu bewerten. Auch einzelne Spieler haben sich gut weiterentwickelt.

Können Sie ins Detail gehen?

Jimmy Kaparos kam nach seiner Station in Zwolle zu uns zurück. Ihm hat in Holland die Wettkampfpraxis gefehlt. Bei uns ist Jimmy jetzt wieder in den Rhythmus gekommen und wirkt von der Spielweise her stabiler, abgezockter hat sich zudem in den Zweikämpfen stabilisiert. Die Gegner prallen regelrecht an ihm ab. Joey Müller fällt bei uns noch unter die U23-Regel, aber er ist bereits ein erfahrener Spieler, der einige Jahre Regionalligaerfahrung vorweist. Er kann im Zentrum oder auf der Linksverteidiger-Position spielen. Steven van der Sloot wurde in der vergangenen Saison immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen. Jetzt ist er fit und bringt konstante Leistungen. Nelson Amadin war ebenfalls oft verletzt, ist jetzt aber wieder richtig einsatzfähig. Das ist ein Spieler, der etwas Besonderes hat.

FC Schalke 04 U23: Pierre-Michel Lasogga als Führungsspieler immer im Hinterkopf

Wer hat Sie überrascht?

Paul Pöpperl ist überraschend schnell in der Regionalliga angekommen. Er kam aus der Hessenliga zu uns und hat sich hier gut eingefügt. Paul bringt Spielintelligenz mit und hat einen guten Zug zum Tor. Er hat schon einige Treffer erzielt und ist ein erfrischender Fußballer, wie man ihn nur selten sieht. Bei ihm sehen wir viel Potenzial.

Sobald die Schalker U23 aufläuft, sind alle Blicke auf den ehemaligen Bundesliga-Stürmer Pierre-Michel Lasogga gerichtet. Hat er die Erwartungen als Führungsspieler bislang erfüllt?

Pierre-Michel Lasogga bringt sich hier sehr positiv ein und ich habe den Eindruck, dass er sich sehr schnell integriert hat. Nachdem Kapitän Rufat Dadashov in der vergangenen Saison mit dem Wunsch auf uns zukam, nach Berlin wechseln zu wollen, wollten wir wieder einen älteren Spieler verpflichten, der in unsere Achse passt. Ich hatte Pierre-Michel immer im Hinterkopf.

Wie kam das?

Dazu gibt es eine witzige Anekdote. Mein Sohn Lennard hat früher beim FC Marl mit Pierre-Michels Halbbruder Gian-Luca zusammengespielt. Bei einem Marler Spiel fehlte irgendwann der Schiedsrichter. Pierre-Michel war damals als Zuschauer vor Ort und ist als Schiedsrichter eingesprungen. Er ist ein Familienmensch und hat sich immer für seine Geschwister eingesetzt. Uns war klar, dass er hier auf Schalke eine Führungsrolle einnehmen kann. Wer weiß, in Zukunft geht er vielleicht auch weitere Schritte als Nachwuchs-Trainer auf Schalke. Er ist selbst Vater, er geht mit Menschen gut um und passt daher sehr gut in die Knappenschmiede.

Mathias Schober, Direktor Knappenschmiede und Entwicklung beim FC Schalke 04.
Mathias Schober, Direktor Knappenschmiede und Entwicklung beim FC Schalke 04. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Möglicher Aufstieg in die 3. Liga wäre nur schwer umsetzbar

Die U23 spielt vor der Winterpause noch gegen die Spitzen-Mannschaften Fortuna Köln, Bocholt und Düren. Haben Sie im Kopf mal ein mögliches Aufstiegs-Szenario für die Schalker Reserve durchgespielt?

Wir streben grundsätzlich immer nach dem Höchsten. Aktuell wäre ein Aufstieg in die 3. Liga für uns schwer umsetzbar: Sportlich wäre das zum einen eine Herausforderung, aber zum anderen auch aus logistischer Sicht. Allein aufgrund der Auflagen könnten wir im Parkstadion keine Drittliga-Spiele durchführen und müssten bei Heimspielen alle 14 Tage in die VELTINS- Arena ausweichen. Das wäre mit hohen Kosten verbunden, da ginge es unter anderem um die Sicherheit, die Reinigung, das Raus- und Reinfahren des Rasens.

Das Fan-Interesse würde vermutlich zunehmen, oder?

Die Frage wäre: Für wie viele Zuschauer würde der Verein das machen? Bei einem Derby gegen Rot-Weiss Essen kämen sicherlich viele Fans. Bei Auswärtsspielen, wie etwa Ulm oder Regensburg, müsste die Mannschaft in der 3. Liga weit reisen und im Hotel übernachten. Das müsste alles genau durchgerechnet werden. Natürlich wäre die höhere Spielklasse reizvoll für die eigene Spielerentwicklung und den Einbau von Profis, die oben kaum zum Einsatz kommen. Vielleicht widmen wir uns dem Thema künftig irgendwann , aktuell tun wir es definitiv nicht.

U19: Mischung aus zwei Jahrgängen ist immer eine Herausforderung

Blickpunkt U19-Bundesliga: Trainer Norbert Elgert war nach den Spielen in Wuppertal und gegen Viktoria Köln alles andere als zufrieden mit dem Auftreten seiner Mannschaft. Befindet sich das Team noch im Findungsprozess?

Wenn in einer Mannschaft zwei Jahrgänge zusammenkommen, dauert es immer, bis sich alles entwickelt. Dieser Mix ist stets eine Herausforderung. Dass es leistungsmäßig Höhen und Tiefen gibt, gehört gerade im Jugendbereich dazu. Ich habe von der U19 schon richtig gute Spiele, wie etwa im Pokal gegen den 1. FC Köln oder in der Meisterschaft gegen Leverkusen, gesehen. Und dann gibt es auch weniger gute Spiele, wie zuletzt gegen Viktoria Köln, Wuppertal oder in der zweiten Halbzeit gegen Bochum. Wichtig ist, dass sie ihre Leistung konstant abrufen und dass das Team noch mehr zusammenwächst. Die Anzahl der Gegentore ist gering. Für eine Mannschaft, die oben mitspielt, erzielt die U19 derzeit allerdings relativ wenig Treffer.

Mit Bilal Brusdeilins steht ein Stürmer im U19-Kader, der zuvor keine NLZ-Ausbildung genossen hat. Wie bewerten Sie seine Entwicklung?

Bilal ist jetzt ein Internatsspieler und von seiner Familie getrennt. Das ist schon eine große Umstellung. Irgendwann fällt so ein junger Spieler in ein kleines Loch und muss sich an die neue Situation, die neue Mannschaft gewöhnen- da kommt einiges zusammen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten geduldig bleiben und solchen Talenten die nötige Zeit geben.

Mit Mertcan Ayhan hat sich ein Defensiv-Talent beim Einsatz für die türkische Junioren-Nationalelf verletzt und trägt jetzt einen Spezialschuh.

Das ist sehr bitter für ihn und uns. Mertcan Ayhan ist bei der U19 gut in die Saison gestartet, hat souverän gespielt. Ich fand ihn sowohl als Rechtsverteidiger als auch im Zentrum überzeugend. Solche Rückschläge gehören im Fußball leider dazu.

Norbert Elgert (Bildmitte), Trainer der U19 des FC Schalke 04.
Norbert Elgert (Bildmitte), Trainer der U19 des FC Schalke 04. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

U17: Bis auf zwei Niederlagen stimmen die Ergebnisse

In der U17-Bundesliga-Mannschaft hat es Ben Weber vor dem Saisonstart erwischt. Er fällt wegen einer Knieverletzung monatelang aus. Wie können Sie ihm mit der Knappenschmiede in dieser schwierigen Phase helfen?

Als die Diagnose feststand, haben wir sowohl mit Ben als auch mit seinen Eltern gesprochen. Charakterlich ist der Junge top, er ist bei uns ein absoluter Führungsspieler. So ein Ausfall tut allen unheimlich weh. Auch unsere Sportpsychologin Theresa Holst und das Trainer- und Betreuer-Team um Thomas Bertels haben Ben Mut zugesprochen und ihn an diversen Stellen unterstützt. Wer als Spieler nicht auf dem Platz stehen kann, ist niedergeschmettert. Mein Eindruck ist aber, dass Ben seine Verletzung gut verkraftet. Er soll jetzt in aller Ruhe fit werden. In erster Linie geht es immer um die Gesundheit des Spielers.

Wie hat in der U17 der Übergang von Erfolgstrainer Onur Cinel zum neuen Trainer Thomas Bertels geklappt?

Der Übergang hat sehr gut funktioniert. Unsere U17-Mannschaft war bislang erfolgreich , bevor es zuletzt zwei Niederlagen gegen Leverkusen und Dortmund gab. Bis auf diese beiden Partien haben die Ergebnisse gestimmt, das war alles absolut positiv. Ich finde, dass Thomas Bertels sehr gut zu Schalke passt. Wir sind froh, dass wir ihn in der Knappenschmiede haben.

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Mit Taycan Etcibasi spielt in der U17 ein sehr talentierter Stürmer, der nach schleppendem Saisonstart richtig Fahrt aufgenommen hat.

Taycan bringt vieles mit, hat aber noch ein paar Baustellen, was in dem Alter ganz normal ist. Manchmal will er noch zu sehr mit dem Kopf durch die Wand und unbedingt etwas beweisen. Welche Qualität er besitzt, hat er am vergangenen Wochenende gegen den BVB bewiesen und zwei Tore erzielt.

Thomas Bertels ist seit dieser Saison Trainer der U17 des FC Schalke 04.
Thomas Bertels ist seit dieser Saison Trainer der U17 des FC Schalke 04. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann