Gelsenkirchen. Der YEG-Trainer stellt beim 4:0 gegen Kaiserau das Ballbesitz-System um - und sorgt nach dem Abpfiff für große Freude. Das ist der Hintergrund.
YEG Hassels Trainer Marcel Radke versammelte seine komplette Landesliga-Mannschaft nach dem überzeugenden 4:0 (3:0)-Heimsieg gegen den SuS Kaiserau auf dem Rasen. Der 37-Jährige richtete ein paar Worte an seine Jungs. Kurz darauf war lauter Jubel zu vernehmen. Torwart Pascal Schulz-Knop und seine Teamkollegen gingen gut gelaunt vom Platz. „Ich habe den Jungs zu Wochenbeginn trainingsfrei gegeben. Das haben sie sich nach der Leistung verdient“, meinte Radke.
Drei Spieler aus der YEG-Reserve
Auch gegen Kaiserau musste der YEG-Coach viel improvisieren und zog mit Berkan Sükrü Akyürek, Said Salame und Timurcan Tiska sogar drei Spieler aus der Reservemannschaft, die am Sonntagmittag in der Kreisliga A gegen den Kirchhellen 1:2 verloren hatte, nach oben. Der Einsatz von Leistungsträger Yüksel Terzicik hing bis kurz vor dem Spiel am seidenen Faden. Der 28-Jährige hatte sich im Abschlusstraining Oberschenkelbeschwerden eingehandelt und entwickelte über das Wochenende ein Spezialprogramm, um doch noch fit zu werden.
Radke: „Ich bin kein Physiotherapeut und weiß nicht, was Yüksel genau gemacht hat, war aber natürlich froh, dass er doch auflaufen konnte. Man seine Qualität gesehen.“ Nach dem Kontertor von Alkan Talas, der Kaiseraus Keeper Jonas Triebing mit einem Schuss ins linke Eck keine Chance ließ (13.), packte Terzicik sofort das 2:0 für YEG Hassel drauf. Nach einer Ecke des ehemaligen Rot-Weiss Essen-Talents Muhammed Ali Karkar traf Yüksel Terzicik mit dem Hinterkopf ins rechte Eck (15.). Auf Vorlage von Mert Kilic ließ Terzicik kurz vor der Pause mit einem satten Schuss aus zehn Metern den dritten Treffer für das Lüttinghof-Team folgen.
Bükrü blickt auch auf Schalke
„Wir waren richtig effektiv“, freute sich YEG Hassels Sportlicher Leiter Sener Bükrü, der parallel zum eigenen Spiel auch die Geschehnisse in der 2. Liga verfolgte. Dass Aushängeschild Schalke 04 beim 1:2 gegen Hertha BSC nur wenige Kilometer vom Lüttinghof entfernt den nächsten herben Dämpfer kassierte, bewegte auch Bükrü. „Ich selbst bin kein Schalke-Anhänger, habe aber im Bekanntenkreis viele S04-Fans. Dass Schalke in der 2. Liga solche Probleme hat, ist nicht gut für Gelsenkirchen. Man kann nur hoffen, dass es wieder besser wird.“
YEG-System abgewandelt
Bei YEG Hassel, das zu keinem Zeitpunkt auch nur zarte Zweifel am Sieg zuließ und kurz vor dem Schluss noch das 4:0 durch Alkan Talas draufpackte (80.), zeigt die Kurve deutlich nach oben. Mit 17 Punkten rangiert der Westfalenliga-Absteiger auf dem vierten Tabellenplatz – und das, obwohl eine Vielzahl an Leistungsträgern verletzt oder gesperrt fehlt.
„Wir hatten keinen Mesut Özkaya, der für seine Rote Karte eine vierwöchige Sperre bekommen hat, und auch keinen Cihan Yildiz dabei. Dadurch stehen uns zwei Ballbesitzspieler nicht zur Verfügung. Wir haben das System etwas abgewandelt. Für uns war wertvoll, dass wir mit Mert Kilic, dem nach seiner langen Pause jedes Spiel hilft, einen Leader im Mittelfeld dabei hatten“, analysierte Marcel Radke.
Dass bei seinem Team nicht alles perfekt laufen konnte und es zwischendurch fußballerisch auch einmal etwas holperte, war für ihn nebensächlich. Radke: „Auf schönen Fußball kommt es in der aktuellen Lage nicht an. Wir nehmen jetzt auch dreckige Siege mit. Ich bin relativ sicher, dass in dieser Liga keine andere Mannschaft weniger als 13 Feldspieler zur Verfügung hat. Vor meinen Spielern, die sich an alle Vorgaben gehalten und mit großem Einsatz gespielt haben, kann ich nur den Hut ziehen.“
YEG Hassel: Schulz-Knop; Demircan, Tugyan, Kilic (81. Pulat), Terzicik (74. Hasani), Karkar, Gökyar, Eren (84. Akyürek), A. Talas (84. Salame), Esen, S. Talas (68. M.C. Özkaya). Tore: 1:0 (13.) A. Talas, 2:0 (15.) Terzicik, 3:0 (40.) Terzicik, 4:0 (80.) A. Talas. Zuschauer: 100.