Gelsenkirchen. Das C-Liga-Spiel ETuS II gegen SW Süd brach der Schiedsrichter nach Eskalation ab. Dann kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Folgen.
In der Kreisliga C2 in Gelsenkirchen kam es am vergangenen Sonntag zu hässlichen Szenen. Das Spiel ETuS Gelsenkirchen II gegen DJK SW Gelsenkirchen-Süd wurde Mitte der zweiten Halbzeit durch Schiedsrichter Kerim Polat abgebrochen.
Doch die Stimmung beruhigte sich nicht, es kam zu gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen Spielern von ETuS und dem Schiedsrichter.
Spielabbruch in Gelsenkirchen: Was passiert ist
Das gesamte Spiel sei unruhig gewesen, es habe immer wieder Meckereien und Tumulte gegeben, so Schiedsrichter Polat. In der 72. Minute entschied er auf Elfmeter für Schwarz-Weiß, nach dem 0:1 eskalierte die Situation. Polat zeigte einem bereits zuvor wegen Meckerns verwarnten ETuS-Spieler die Gelb-Rote Karte. Er solle zu Polat gesagt haben, er sei der 12. Mann für Schwarz-Weiß und solle sich das Trikot der Gäste anziehen.
In der Folge soll ein weiterer Spieler der Heimmannschaft Polat an der Schulter gepackt haben, Polat stellte auch ihn mit Gelb-Rot vom Platz. Im Anschluss sei es zu tumultartigen Szenen gekommen: Während Spieler der Gäste versucht haben sollen, den Schiedsrichter wie eine „Mauer” zu schützen, griffen ETuS-Spieler ihn tätlich an, so beschreibt der Schiedsrichter die Situation. Polat verteilte mehrere Rote Karten an ETuS-Spieler, brach schließlich nach insgesamt fünf Platzverweisen gegen die Gastgeber das Spiel auch ab, weil er „seine eigene Sicherheit nicht mehr gewährleisten konnte”.
Polat suchte anschließend Schutz in der Kabine, setzte sich danach auf eine Bank auf dem Gelände und unterhielt sich mit Spielern der Gäste. Einer der vom Platz gestellten ETuS Spieler sei dabei zu ihm gekommen, und habe Polat bedroht. Anschließend habe ihm der Spieler, so Polat, eine Ohrfeige gegeben, Polat habe seine Glasflasche nach dem Spieler geworfen, laut ihm „reflexartig und aus Notwehr”. Zudem soll er den Spieler beleidigt haben. Ein weiterer ETuS-Spieler sei dazu gekommen, habe Polat in den Nacken geschlagen und ihn – als er schon am Boden lag – zwei Mal getreten.
Kreisliga C2 Gelsenkirchen: Anzeigen gegen Spieler und Polat
Die Polizei nahm noch vor Ort den Vorfall auf und stellte Anzeige gegen die beiden Spieler, die den 19-jährigen Schiedsrichter gewalttätig angegangen waren. Auch gegen Polat wurde wegen Beleidigung Anzeige erhoben. Der Fall geht nun vor die Spruchkammer, ein Verfahrensbeginn ist noch nicht bekannt.
Der Vorstand von ETuS Gelsenkirchen tagte am Mittwochabend über die Geschehnisse. Ihre Reaktion: Die Spieler, gegen die Anzeige erhoben wurde, wurden mit sofortiger Wirkung aus dem Verein ausgeschlossen. Weitere Spieler, die in dem Spiel vom Platz geflogen waren, sind bis zum Urteil der Spruchkammer gesperrt.
ETuS-Präsident Schreiner: „Unsere Spieler waren schuld”
Präsident Peter Schreiner, welcher bei dem Spiel selbst nicht dabei war, bewertet die Vorfälle folgendermaßen: „Der ETuS hat die Geschehnisse zu verantworten, unsere Spieler waren schuld. So etwas darf nicht passieren.” Er kritisiert aber auch den Schiedsrichter: „Dass der Schiedsrichter sich nach dem Spiel noch zu den gegnerischen Spielern gesetzt hat, hat die Situation immer weiter aufgeheizt. Natürlich ist das keine Entschuldigung, aber beleidigen und eine Cola-Flasche zu werfen ist auch kein richtiges Verhalten.”
Schreiner sorgt sich nun um das Ansehen seines Vereins. Schon vor eineinhalb Jahren musste der Verein 22 Spieler nach Gewaltvorfällen aus dem Verein ausschließen: „Der Verein selbst kann nichts dafür. Das sind Einzelpersonen, die am Rad drehen. Da können wir vom Vorstand wenig machen.”
Die Vorfälle „wühlen ihn auf”, so der Präsident. Am kommenden Sonntag sollen Spieler aus den Alten Herren das Team von ETuS Gelsenkirchen II auffüllen. Eine Kollektivstrafe gegen die Mannschaft gebe es aber nicht: „Wir können nicht die ganze Mannschaft bestrafen, da sind viele dabei, die nichts gemacht haben. Insgesamt sind die meisten nette, liebe Jungs.”
Schiedsrichter Polat: Prellungen und psychische Belastung
Der erst 19-jährige Polat zweifelt nach den Vorfällen, ob er weiter als Schiedsrichter tätig sein will: „Ich liebe es, Schiedsrichter zu sein. Ich mache das seit sieben Jahren und habe die Leidenschaft nie verloren. Aber in der aktuellen Fassung weiß ich nicht, ob ich weitermache.”
Noch am Sonntag wurden im Krankenhaus Prellungen bei ihm festgestellt, er trägt eine Schulterschlinge. Doch schlimmer als die Schmerzen sei die psychische Belastung: „Ich habe ETuS schon mehrmals gepfiffen, aber das habe ich nicht kommen sehen.” Obwohl gegen ihn selbst auch eine Anzeige läuft, sei es ihm wichtig, über das Geschehene zu sprechen, damit Vorfälle wie diese sich nicht wiederholen.