Las Vegas. Mandy Böhm bestreitet in Las Vegas ihren dritten UFC-Kampf. Im Interview spricht sie über mentale Probleme, ihre Ziele – und Heuschnupfen.

Gegen diesen Gegner hatte sogar Mandy Böhm keine Chance: Wegen einer Heuschnupfenallergie musste die Mixed-Martial-Arts-Kämpferin aus Gelsenkirchen im Februar ihren dritten Kampf in der UFC, der Königsklasse des MMA, absagen. In der Nacht auf Sonntag (live bei DAZN) wird Böhms Kampf gegen die Südkoreanerin Ji Yeon Kim nachgeholt. Im WAZ-Interview spricht Mandy Böhm über mentale Probleme und ihre Ziele.

Frau Böhm, wie kam es dazu, dass Sie Ihren jüngsten UFC-Kampf wegen Ihres Heuschnupfens absagen mussten?

Mandy Böhm: In Las Vegas habe ich immer sehr große Probleme mit der Allergie. Hier blüht es ja das ganze Jahr über. Deswegen habe ich ein spezielles Medikament bekommen, aber das durfte ich nicht rund um Wettkämpfe nehmen. Deshalb habe ich es am Montag vor dem Kampf abgesetzt. Donnerstag bin ich dann krank geworden, meine Nasennebenhöhlen sind zugelaufen und ich habe Fieber bekommen. Dann bin ich ins Krankenhaus gegangen und habe eine Spritze bekommen. Als ich zuhause angekommen bin, ging es richtig los. Ich lag drei Wochen flach.

Mandy Böhm: „Nicht die allerbeste Vorbereitung der Welt“

Haben Sie Angst, dass Sie vor dem nächsten Kampf wieder Probleme mit Ihrer Allergie bekommen?

Nein, ich bin vor drei Wochen wieder nach Las Vegas geflogen, um mich zu akklimatisieren. Außerdem habe ich jetzt ein anderes Medikament bekommen, das gibt den Wirkstoff nach und nach an den Körper ab. Das ist auch alles mit der UFC abgeklärt.

Sie betonen immer wieder, dass die Trainingsmöglichkeiten in den USA besser seien als in Deutschland. Inwiefern hat es Ihre Vorbereitung beeinträchtigt, dass Sie jetzt erst seit drei Wochen in den USA sind?

Klar, ich habe diesmal vielleicht nicht die allerbeste Vorbereitung der Welt genossen. Trotzdem denke ich nicht, dass das ein Problem ist. Ich habe auch in Deutschland hart trainiert. Und ich habe das Gefühl, dass mir die Zeit in Deutschland gutgetan hat.

Inwiefern?

Ich war knapp fünf Jahre nur auf Reisen. Jetzt habe ich mir mit meinem Mann eine Wohnung in der Resser Mark geholt. Ich merke, wie gut mir das tut, zuhause zu sein und nicht ständig aus dem Koffer zu leben. Ich kann mal mit meinen Freundinnen einen Kaffee trinken und einfach abschalten. In Las Vegas ging es permanent nur ums Kämpfen, da gab es nichts anderes als essen, trinken, schlafen und trainieren. Ich war müde davon.

Also haben Sie in den letzten Monaten auch mental an sich gearbeitet?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, dass ich in all diesem Chaos von einer wilden, wütenden Jugendlichen zu einer erwachsenen Frau geworden bin. Aber auf diesem Weg habe ich die Wut verloren, die mich in Kämpfen immer sehr weit getragen hat. Und ich musste lernen, die Wünsche, die ich habe, nicht in Widerspruch zu dem zu setzen, was ich gerade mache.

Neues Projekt: Urlaub und Kampfsport

Vor ihrem dritten UFC-Kampf hat Mandy Böhm ein neues Projekt gestartet: Zusammen mit zwei weiteren Kampfsport-Coaches bietet sie im Sommer ein fünftägiges Trainingscamp für Frauen an.

Unter dem Motto „Urlaub und Kampfsport“ bekommen die Teilnehmerinnen etwa ein professionelles Kampfsport- und Selbstverteidigungs-Training.

Das Camp findet vom 26. bis 30. Juni am Biggesee in Olpe statt und ist für jedes Fitnesslevel geeignet. Die Teilnahme kostet 500 Euro, Training und Verpflegung inklusive. „Wir verdienen damit aber nichts, der Betrag deckt die Kosten für die Unterkunft“, sagt Böhm. Um die Teilnahmekosten reduzieren zu können, sucht Böhm auch noch Sponsoren. Weitere Infos gibt’s unter www.fearlessfemales.de

Meinen Sie damit Ihren Kinderwunsch?

Ja, zum Beispiel. Das war ein Kampf mit mir selbst. Deshalb musste ich mich ein Stück weit neu erfinden und mir die Frage stellen: Will ich das noch? Jetzt weiß ich: Ja, ich will das noch. Ich will die Kämpferin sein. Ich fühle mich richtig wohl und bin wieder eine Kriegerin.

Wie haben Sie das geschafft?

Ich habe mir Hilfe gesucht. Bei den letzten beiden Kämpfen hat man gemerkt: Irgendwas stimmt bei mir nicht, ich kämpfe mit angezogener Handbremse. Aber es ist nicht so leicht, eine Erklärung dafür zu finden. Wenn die Kondition fehlt, kann der Trainer sagen: Renn zweimal um den Sportplatz. Aber wenn es ein Problem in deinem Kopf ist, ist das viel mehr Aufwand. Ich habe über ein Jahr lang mit einem Sportpsychologen über meine Bedürfnisse und Ängste gesprochen.

Am Samstag wollen Sie nun Ihren ersten Sieg in der UFC feiern. Wie schätzen Sie Ihre Gegnerin Ji Yeon Kim ein?

Sie ist eine Boxerin. Vom Stil her sind wir aber ähnlich, wir haben beide eine unglaubliche Reichweite. Ich denke, ich kann sie mit Druck bekommen, indem ich aggressiv bin. In den letzten Kämpfen war ich ziemlich defensiv. Diesmal werde ich den Vorwärtsgang einlegen.