Gelsenkirchen. Adler Feldmark zählt zu den Vereinen in Gelsenkirchen, die nicht mit einem Kunst- oder Natur-Rasenplatz gesegnet sind. Das hat Auswirkungen.
Die Reihen auf den steinernen Stufen werden sich an diesem Wochenende endlich wieder füllen. Bierhähne lassen dem gelben Saft freien Lauf, Kinder tollen ausgelassen auf dem Rasen. Es wird ein Feiertag in der Feldmark. Eigentlich war das Jubiläum im letzten Jahr angesagt. Als die 160 Mitglieder des Fußballclubs Adler Feldmark 2022 ihr 100-Jähriges feiern wollten, hatte ihnen die Corona-Pandemie die Freude verdorben.
„Rundes“ Adler-Jubiläum mit einem Jahr Verspätung
Jetzt hol der Fußball-Kreisligist sein Jubiläum Samstag und Sonntag ab 14 Uhr auf seiner Anlage an der Fürstinnenstraße mit einjähriger Verspätung nach. Natürlich wird neben der Bewirtung vieler Gäste und dem Freizeit-Vergnügen für den sportbegeisterten Nachwuchs auch Fußball gespielt.
Auch wenn die Zahl der Mannschaften, die aktiv Fußball spielen, mittlerweile überschaubar geworden ist, sind die Altherren der Feldmarker regelmäßig am Ball. Sie wollen beim Jubiläums-Turnier mit anderen Oldies zeigen, dass sich so genannte Alte Herren ab 30 jungen Jahren immer noch im besten Fußballalter befinden. „Die ältesten Jahrgänge“, sagt der 1, Vorsitzende Martin Kranenberg, „sind die Treuesten. Sie lieben den Verein, pflegen die Kameradschaft und schätzen den Zusammenhalt.“
Die Jüngsten kicken lieber bei Nachbar-Vereinen
Sogar zwei Mannschaften jenseits der 30 kicken um sportliche Erfolge. Doch die Aktivitäten der Älteren geben leider nicht das Bild wieder, das den Verein über Jahre ausgezeichnet hat.
„Mitunter kämpften bis zu sieben Jugendmannschaften um Punkte“, erinnert sich Kranenberg an die jahrelang erfolgreiche Jugendarbeit des Vereins. Von der F-bis zur A-Jugend spielte die Jugend an der Fürstinnenstraße um Punkte und Meisterschaften. Heute kicken die Jüngsten lieber bei den Nachbarn in Ückendorf, Schalke, in der Neustadt, in Rotthausen oder Heßler. Wer will heute noch auf roter Asche spielen?
Kranenberg: „Wir sind umzingelt“
Martin Kranenberg bekommt zwar immer noch viele Anfragen von Eltern, die ihre Kinder gerne anmelden wollen. Doch wenn die hören, dass sich sowohl Adler Feldmark als auch VfB Gelsenkirchen seit Jahren erfolglos um einen Rasenplatz bemühen, ist es vorbei mit dem Wunsch, den Nachwuchs anzumelden. Der Vorsitzende spricht von einer Benachteiligung der Feldmarker Mannschaften: „Wir sind umzingelt von Vereinen, die über Rasenplätze verfügen.“
Kranenberg hat schon als Jugendlicher auf Asche gespielt, ist seit 55 Jahren im Verein. Er sieht die Zukunft realistisch. Auf die Jugend zu bauen, könne nur funktionieren, wenn die Bedingungen bei allen Vereinen die gleichen wären. Zudem sei es schwierig geworden, Betreuer zu finden. Wenn man die Jüngsten nicht erreiche und fördere, werde irgendwann auch der Seniorenbereich nicht mehr so erfolgreich sein wie heute, glaubt der 64-Jährige. Er ist überzeugt, dass auch der gute Ruf vom Zusammenhalt der Adler-Kicker dazu beiträgt, dass sich immer wieder gute Spieler meldeten und den Kader ergänzten.
Zu Vorbereitungsspielen will kein Team nach Feldmark
In der Kreisliga A gehört die 1. Mannschaft mit zu den Besten. Das soll auch so bleiben. Wie verhasst bei potenziellen Gegnern Aschenplätze sind, bekommt der Verein regelmäßig zu spüren. „Zu Vorbereitungsspielen“, sagt Kranenberg, „treten wir immer auswärts an.“ Kein Verein will auf Asche an der Fürstinnenstraße spielen.
Zumindest mittelfristig hofft der engagierte Vorsitzende, doch wieder Jugendmannschaften in der Feldmark am Ball zu sehen. An diesem Wochenende ist in der großen Fußballfamilie erstmal feiern angesagt. Kranenberg hofft, dass das Jubiläum Vereinsmitglieder und Mannschaft weiter zusammenschweißen werde.
Vielleicht könnte neben der Einsicht der Politik auch ein örtlicher Bundesligist helfen, endlich einen Rasenplatz anzulegen. Schalke 04 nutzt das Kunstrasenkleinfeld am Rand des Aschenplatzes für die Blindenmannschaft, die für Schalke 04 aufläuft. Eine Finanzspritze für die benachteiligten Aschekicker wäre sicherlich eine sinnvollere Investition als so mancher Ausgabenflop in der Vergangenheit.