Gelsenkirchen. Der Fußballkreis will das Thema Mädchen- und Frauen-Fußball powern. Kreisvorsitzender Fischer räumt Versäumnisse in der Vergangenheit ein.
Christian Fischer, Vorsitzender des Fußballkreises Gelsenkirchen, rannte bei Marianne Finke-Holtz offene Türen ein.
Fischer lobt die Gelsenkirchener Teams
Fischer lobte nach dem Ende des Gelsenkirchener Hallenmasters die fünf teilnehmenden Frauen-Teams Schalke 04 II, VfL Grafenwald, Teutonia Schalke, Eintracht Erle sowie SV Horst 08 und stellte fest: „Es macht mich stolz, euch hier so kicken zu sehen. Ich will noch mehr Frauen- und Mädchen-Fußball im Kreis Gelsenkirchen. Lasst uns gemeinsam noch viel, viel weitermachen.“
Finke-Holtz: „Frauen-Fußball ist die Zukunft“
Marianne Finke-Holtz, Frauen-Fußballverantwortliche des FLVW, nahm den Ball von Fischer direkt auf. „Danke, Christian. Wir nehmen dich beim Wort. Schön, dass du überzeugt bist. Ich bin sicher, dass Frauen- und Mädchen-Fußball die Zukunft ist.“
Die Gegenwart in Gelsenkirchen sieht mau aus
In der Gegenwart sieht es in Gelsenkirchen noch reichlich mau aus. Mit Schalkes erster Frauen-Mannschaft spielt ein Team in der Bezirksliga, Horst 08, Erle 08, Eintracht Erle und Teutonia Schalke tummeln sich mit Schalkes Zweitvertretung und der ohne Wertung spielenden Schalker U21-Mannschaft in der Kreisliga Herne/Gelsenkirchen.
Schalkes Boris Liebing: „Es muss möglich sein, zu wachsen“
Boris Liebing, Frauenfußball-Abteilungsleiter des FC Schalke 04: „Gelsenkirchen ist eine Stadt mit einem Fußball-Bundesligisten. Es muss doch möglich sein, mit den Frauen-Fußball-Mannschaften zu wachsen. Wir brauchen in Gelsenkirchen mehr Teams in der Bezirks- und Landesliga.“
Während Schalke 04 Sogwirkung besitzt und einige Spielerinnen alleine wegen des prominenten Namens anlockt, können kleine Klubs diesen Joker nicht ziehen.
Erle 08: Zwei 17-Jährige ohne Fußball-Erfahrung
Thomas Krause, Trainer der Erle 08-Frauen, hat gerade zwei 17-Jährige Neueinsteigerinnen bei sich im Training. „Die beiden Mädchen haben vorher noch nie Fußball gespielt. Wir werden sie in unseren Testspielen einsetzen und sind froh über jeden Zuwachs. Das ist bei uns natürlich etwas anderes, als wenn Schalke 04 ein Casting veranstaltet und sich von 150 Mädchen die 30 besten Spielerinnen aussucht.“
Krause erinnert sich: „Vor sieben Jahren hatten wir bei Erle 08 drei Mädchen-Jugendteams im Fußball, aber irgendwann brechen die Mannschaften weg, weil keine Spielerinnen mehr nachkommen. In unserer Frauen-Mannschaft bilden Spielerinnen das Grundgerüst, die schon zehn Jahre bei uns spielen.“
Frauen-Fußball ganz oben auf der FLVW-Liste
Der Fußballkreis und Christian Fischer haben sich das Thema Frauenfußball ganz oben auf die Agenda für 2023 geschrieben. „Wir haben in den letzten Jahren einiges vermissen lassen“, sagt der Funktionär durchaus selbstkritisch.
Fischer weiter: „Schalke ist natürlich das Zugpferd. Wir freuen uns, dass Schalke 04 den Frauenfußball bei sich zum Topthema gemacht hat. Natürlich will jede Spielerin für Schalke spielen - aber nicht jede kann es dann letztlich auch. Daraus ergeben sich auch Möglichkeiten für die anderen Vereine, da muss man weg vom Konkurrenzdenken.“
Gelsenkirchen würde ein Regionalligist guttun
Fischer stellt im Gespräch mit der WAZ fest: „Man muss ganz klar sagen: In Gelsenkirchen waren wir im Frauen-Fußball schon mal weiter. Das Ganze ist ausbaufähig. Bei uns wurde ein Arbeitskreis gegründet, um den Mädchen- und Frauenfußball zu stärken. Für die Rahmenbedingungen sind wir zuständig. Der Stadt Gelsenkirchen würde ein Regionalligist oder Zweitligist im Frauen-Fußball guttun.“ Doch bis dahin ist der Weg noch weit...