Gelsenkirchen. In der kommenden Woche schalten sich die Vereine online mit Oberbürgermeisterin Karin Welge zusammen. Erste Spar-Ideen gibt es bereits.

Gerade erst haben die Amateur- und Breitensport-Vereine den kräftezehrenden Kampf gegen die Corona-Krise gemeistert, da kommt schon die nächste Herausforderung.

20 Prozent sollen eingespart werden

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB)appelliert an die rund 90.000 Vereine in Deutschland, die Flutlichtzeit zu reduzieren, weniger zu heizen und kürzer zu duschen. Dadurch sollen 20 Prozent Energie eingespart werden.

„In manchen Bereichen ist das schwer umzusetzen“, sagt Gelsensport-Präsident Klaus Lindner, „wenn ein Verein auf einer städtischen Anlage trainiert, hat er wenig Möglichkeiten. Auf einer eigenen Anlage könnte ein Verein zum Beispiel durch Umrüsten auf LED-Beleuchtung Energie sparen.“

Gelsensport gab schon vor zwei Monaten Tipps

Bereits vor zwei Monaten gab Gelsensport im Mitgliederbrief Tipps zum Energiesparen. Lindner: „Die Zeit, in der man sich noch 20 Minuten mit seinem Sportkumpel unter der Dusche unterhält, ist vorbei. Jeder Sportler kann hier auch selbst etwas tun. Zum Beispiel beim Einseifen das Duschwasser abdrehen. Wenn man das zusammenrechnet, kommt man sicherlich auf ein gewisses Einspar-Potenzial.“

Am Dienstag um 19 Uhr steht ein Online-Gedankenaustausch der Gelsenkirchener Vereine mit Oberbürgermeisterin Karin Welge an.

Dort sollen weiteren Strategien, um durch die Energiekrise zu kommen, erörtert werden. Lindner streicht heraus: „Das Land muss den Vereinen helfen. Wenn man jetzt hingeht und die Mitgliederbeiträge erhöht, wäre das ein falsches Signal.“

TCG-Coach Hemforth: „Vor 17 Uhr ist kein Hallen-Zutritt möglich“

Gerd Hemforth, Trainer der Volleyballerinnen des TC Gelsenkirchen, sieht vor allem den DOSB-Ansatz, Trainingszeiten nach vorne zu verlegen, für nicht durchführbar. „Die Hallen sind tagsüber für Schulsport gesperrt. Vor 17 Uhr kommen wir da gar nicht rein“, so Hemforth.

Martin Dworatzek, Geschäftsführer des Cricket-Teams des VfB Gelsenkirchen, vermutet: „Sobald die ersten Kids nach dem Training in einer wenig beheizten Halle mit Erkältung nach Hause kommen, wird es zu Vereinsaustritten kommen. Es ist aber ganz wichtig, den Sportbetrieb aufrecht zu erhalten.“

Hilling zahl mit Sons of Dart Stromkosten selbst

Sven Hilling, Spieler der Sons of Dart, zahlt mit seinem Verein Strom und Heizkosten aus eigener Tasche. Hilling: „Für uns als Verein ist es selbstverständlich, Strom zu sparen. Bei uns gibt’s aber nicht mehr viel zu sparen. Unsere Beleuchtung besteht komplett aus LEDs. Das Einzige, was bei uns Strom zieht, ist der Kühlschrank. Weil wir aber nur montags, donnerstags und freitags da sind, machen wir den Kühlschrank zwischendurch aus.“

„Das Einzige, was Strom zieht, ist der Kühlschrank.“ Sven Hilling von den Sons of Dart. Foto: Michael Dahlke / FUNKE Foto Services
„Das Einzige, was Strom zieht, ist der Kühlschrank.“ Sven Hilling von den Sons of Dart. Foto: Michael Dahlke / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Holger Wilbrandt, zweiter Vorsitzender des Fußball-A-Kreisligisten SSV/FCA Rotthausen: „Es wurden ja schon erste Maßnahmen eingeleitet, indem die Stadt die Heizung und das Warmwasser abgeschaltet hat. Vielleicht könnte man noch das Flutlicht mit Zeitschaltern versehen, dann kann auch nicht vergessen werden, es auszumachen.“

Zudem könne man laut Wilbrandt prüfen, „welche Sportanlagen noch Solaranlagen haben, die man wieder in Betrieb nehmen könnte.“ In Rotthausen gibt es eine Solaranlage. Wilbrandt: „Wir haben solche Solarpaneele auf dem Kabinentrakt, aber die sind uralt und ich weiß nicht, inwieweit die angeschlossen sind und ob man da noch etwas rausholen kann.“

BSV Buer-Bülse heizt nur bei klirrender Kälte

Susanne Bohlenz, Präsidentin des Luftgewehr-Bundesligisten BSV Buer-Bülse, sagt zum DOSB-Vorschlag: „Das ist einfach ein Aufruf an die Solidarität der Menschen. Der DOSB musste sich halt irgendwie zu diesem Thema äußern, deshalb sehe ich diese Aufforderung auch als adäquat an. Ich finde auch: Wir müssen da alle an einem Strang ziehen, aber auf gerechte Art und Weise. Das darf nicht auf einzelne Schultern abgeladen werden.“

Zu den eigenen Spar-Maßnahmen sagt Bohlenz im Gespräch mit der WAZ: „Wir versuchen schon seit Jahren Energie zu sparen. Wenn es draußen nicht so brüllend kalt ist, dass wir Eiszapfen an den Wänden haben, versuchen wir, im Vereinsheim die Heizung auszulassen. Bis auf ein Kühlschrank läuft bei uns auch nichts im Dauerbetrieb.“

Bohlenz ergänzt: „Viel mehr Spar-Möglichkeiten gibt es nicht. Bei uns wird nicht geduscht und die Technik der Schießanlage verbraucht für ein Training noch nicht mal so viel, wie wenn man mal eben über den Hemdkragen bügelt. Das sind alles LED-Lampen, da wird es nicht die Welt retten, wenn die ein Lumen dunkler wären. Auch die Decken-Beleuchtung haben wir schon lange auf energiesparend umgestellt.“