Erle. Interview mit Niko Wollny, dem 25-jährigen Torwart des Gelsenkirchener Fußball-Bezirksligisten Erler SV 08. Ein Gespräch auch übers Wohnzimmer.

Niko Wollny hat am Sonntag bei der Gelsenkirchener Fußball-Feldstadtmeisterschaft gleich zwei Titel zu verteidigen: den des besten Torwarts und den des Turniersiegers. Im Finale der bislang letzten Ausgabe im Jahr 2019 – zuletzt fiel das Turnier zweimal wegen Corona aus – parierte der Torwart des Bezirksligisten Erler SV 08 im Elfmeterschießen gegen den SC Hassel drei (!) Elfmeter und führte sein Team damit zum zweiten Turniersieg in Folge. Außerdem wurde er als bester Keeper ausgezeichnet.

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Drei Jahre später kann Niko Wollny die Titel nun endlich verteidigen: Am Sonntag (ab 11 Uhr, Sportanlage Löchterheide) ist er mit den Erlern bei der Endrunde der Feldstadtmeisterschaft 2022 am Start. Im WAZ-Interview spricht der 25-Jährige über seine Elfmeter-Strategie, sein Wohnzimmer und den Konkurrenzkampf mit Rückkehrer Tobias Zimmer.

Herr Wollny, wo steht die Medaille, die Sie 2019 als bester Torwart des Turniers bekommen haben? Bei Ihnen zu Hause?

Niko Wollny: Die steht tatsächlich bei mir im Wohnzimmer auf dem Sideboard. Das ist so eine kleine Glas-Medaille.

Und werfen Sie jetzt kurz vor dem Turnier noch mal einen Blick auf die Medaille – als Motivationskick?

Nein, es ist ja immer noch Vorbereitung. Das ist zwar ein schöner Titel, aber ich würde lieber in der Saison erfolgreicher sein und bei der Stadtmeisterschaft nicht den Titel holen.

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Der Titelgewinn ist schon drei Jahre her. Welche Erinnerungen haben Sie noch an die Feier danach?

Die war nett und feucht, wir haben ein wenig getrunken (lacht). Da war es aber auch ein Samstag, da konnte man mehr feiern als jetzt an einem Sonntag.

Sie haben im Finale drei Elfmeter gehalten. Generell kommt es häufiger vor, dass Sie Elfmeter halten, Ihr Trainer bezeichnet Sie sogar als Elfmeterkiller. Wie machen Sie das?

Elfmeter liegen mir, die machen mir einfach Spaß. Da fällt mir eine nette Anekdote ein: Vor dem Finale 2019 habe ich gesagt, dass ich vorher noch nie ein Elfmeterschießen verloren hatte. So ist es dann ja auch geblieben. Aber das hängt natürlich auch immer von der Mannschaft ab, denn die Spieler müssen ja treffen.

Was ist Ihre Elfmeter-Strategie?

Ein bisschen Intuition, ein bisschen dem Spieler in die Augen gucken – über die Jahre eignet man sich da etwas an. Ich bin mir vorher fast sicher, wo jemand hinschießt. An den Beinbewegungen beim Anlaufen kann man das auch ein bisschen erkennen. Trotzdem ist es natürlich immer ein Glücksspiel.

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Sie haben in diesem Sommer mit Rückkehrer Tobias Zimmer starke Konkurrenz bekommen. Er war in der Aufstiegssaison 2019/20 Stammkeeper beim ESV 08. Warum sind Sie trotzdem geblieben?

Weil ich von meiner Leistung überzeugt bin. Wenn ich die bringe, spiele ich. Außerdem ist die Mannschaft intakt. Wenn man sieht, dass wir abgestiegen sind und trotzdem bis auf zwei, drei Spieler alle zusammenbleiben, weiß man, dass wir eine super Truppe sind. Und mit Basti van den Boom haben wir auch einen guten Trainer.

Welche Unterschiede gibt es zwischen Ihnen und Tobias Zimmer?

Wir sind eigentlich recht ähnlich, weil wir beide offensive Torhüter sind. Tobi ist vielleicht ein Typ, den man noch mehr auf dem Platz wiedererkennt, einfach vom Erscheinungsbild her. Er ist ein lauter Typ. Aber sonst sind wir sehr ähnlich. Wir verstehen uns auch gut und unterstützen uns gegenseitig.

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Sie und Tobias Zimmer werden sich am Sonntag wahrscheinlich im Tor abwechseln. Haben Sie schon geklärt, wer welches Spiel bekommt?

Nein, wir haben noch gar nicht darüber gequatscht. Wir haben ja auch noch einen dritten Torwart, Sven Timmer.

Erle 08 hat die vergangenen beiden Feldstadtmeisterschaften gewonnen. Wie stehen die Chancen in diesem Jahr?

Na ja, wir haben urlaubsbedingt einige Ausfälle. Bünyamin Karagülmez wird zum Beispiel fehlen, der ist ja – wie stand’s immer in der Zeitung? – unsere Lebensversicherung. Aber so ein Turnier kann auch eine ganz besondere Eigendynamik entwickeln. Ich denke, dass der Start gegen YEG Hassel direkt die Richtung vorgeben wird, weil das einer der stärksten Gegner ist.

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Wie weit wollen Sie mit Erle mindestens kommen?

Das Halbfinale sollte schon das Ziel sein. Aber ich hätte natürlich auch Bock auf den Titel. Wenn’s im Finale wieder ins Elfmeterschießen geht, wäre das schon ein Déjà-vu. Dann würde ich noch mit drei Prozent mehr Selbstvertrauen da reingehen.

Ist denn auf Ihrem Sideboard noch Platz für eine zweite Medaille?

Ja, da ist noch Platz (lacht).

Und im Vereinsheim für den Pokal?

Da auch (lacht). Wenn wir wieder den Pokal holen, wäre das ja schon das Triple.