Feldmark. Erstmals nach der Corona-Pause haben Schalkes Blindenfußballer wieder einen Bundesliga-Spieltag ausgerichtet. Zu Besuch beim Derby gegen den BVB.

Auf den ersten Blick ist es ein Traumtor der normalen Art. Ein Treffer, wie er wohl auf jedem Fußballplatz fallen könnte: Jonas Fuhrmann nimmt einen langen Ball an, lässt ihn blitzschnell zwischen seinen Füßen tänzeln, verlädt seinen Gegenspieler mit einer Drehung und knallt den Spielgerät ins Netz. Der Torschütze reißt jubelnd die Arme hoch.

In Wahrheit ist all das aber überhaupt nicht normal, denn Jonas Fuhrmann hat dieses Traumtor geschossen, ohne etwas gesehen zu haben. Er stürmt nämlich für die Blindenfußball-Mannschaft von Borussia Dortmund und hat gerade das 2:0 im Revierderby der Blindenfußball-Bundesliga gegen den FC Schalke 04 erzielt.

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Der Stürmer des BVB trägt, wie alle acht Feldspieler, einen Kopfschutz und eine Dunkelbrille. Die braucht es, da einige Spieler eigentlich noch eingeschränkt sehen können. Doch mit der Brille sehen alle gleich viel: nichts. Umso beeindruckender ist das, was die beiden Teams beim ersten Schalker Heimspieltag nach der Corona-Pause auf den Kunstrasenplatz an der Fürstinnenstraße zaubern. Sie dribbeln sich durch die Abwehr und werfen sich in Zweikämpfe. So eng, wie Dortmunds Jonas Fuhrmann den Ball führt, ist er selbst für viele sehende Kicker ein Vorbild.

Schalke 04 – BVB Dortmund

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Ali Cavdar beim Blindenfußball-Bundesliga: Der FC Schalke 04, blaue Trikots, ist Ausrichter des dritten Bundesliga-Spieltages und trifft am Samstag, 23. Juli 2022, auf Borussia Dortmund, gelb. Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services
Ali Cavdar beim Blindenfußball-Bundesliga: Der FC Schalke 04, blaue Trikots, ist Ausrichter des dritten Bundesliga-Spieltages und trifft am Samstag, 23. Juli 2022, auf Borussia Dortmund, gelb. Foto: Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht
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Schalkes Auge ist Guide Asuman Kaleoglu

Für all das nutzen die Spielerinnen und Spieler ihre Ohren statt Augen. Der Ball rasselt, damit er besser zu hören ist. Außerdem schallen immer wieder „Voy“-Rufe über den Kunstrasen, der spanische Ausdruck für „Ich komme“. Das muss jeder schreien, der zum Ball läuft. Dazu kommen weitere Anweisungen. „Mitte, Mitte“, ruft etwa Asuman Kaleoglu, als Schalkes Ali Cavdar gerade aufs BVB-Tor zudribbelt. Sie ist Schalkes Guide und steht hinter dem gegnerischen Tor. Sobald ihre Spieler die zehn Meter große Zone vor dem BVB-Kasten betreten, darf Asuman Kaleoglu sie ansprechen. „Ich bin quasi das Auge. Ich muss denen sagen, wo sie stehen, wie viele Gegner vor ihnen stehen und wann sie schießen können“, erklärt sie. In der Zone vor dem eigenen Tor hören die Schalker ihren Torwart, in den beiden Mittelfeld-Zonen dirigiert Trainer Mohamed Abd El Wares das Team.

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Schalkes Angriff über Ali Cavdar bringt aber auch trotz der Anweisungen von außen nichts ein. Dafür kontern die Dortmunder blitzschnell: 2:0-Torschütze Jonas Fuhrmann dribbelt sich durch die Schalker Hälfte und drischt den Ball an Torwart Fabian Daum vorbei – 3:0. Die Keeper sind zwar die einzigen Sehenden auf dem Platz, doch gegen diesen Schuss kann auch Schalkes Schlussmann nichts ausrichten. Kurz darauf legt Jonas Fuhrmann sogar noch das 4:0 nach – sein vierter Treffer. Immerhin kann Ali Cavdar kurz vor dem Ende der 20-minütigen ersten Halbzeit noch auf 1:4 verkürzen.

Katharina Kühnlein verkürzt für Schalke auf 2:4

Katharina Kühnlein gelang im Revierderby gegen den BVB das 2:4-Anschlusstor für den FC Schalke 04.
Katharina Kühnlein gelang im Revierderby gegen den BVB das 2:4-Anschlusstor für den FC Schalke 04. © Oliver Mengedoht

Um vom Kunstrasen zum Pavillon zu kommen, unter dem die Halbzeitansprache stattfindet, stellen sich die Schalker hintereinander auf, fassen ihrem Vordermann auf die Schulter und gehen wie bei einer Polonaise los. Am Pavillon angekommen, versucht Trainer Mohamed Abd El Wares, Mut zu machen: „Ihr hattet ein paar gute Chancen, aber leider habt ihr den Torwart angeschossen.“ Zurück auf dem Platz, merkt man, dass die Schalker das ändern wollen. Sie sind aktiver und holen schnell eine Ecke heraus.

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BVB-Keeper Nick Leidecker stellt dafür eine Mauer – und das ist sogar wörtlich gemeint. Der Torwart nimmt seine Mitspieler an die Hand und stellt sie dahin, wo sie stehen sollen. Trotzdem trifft Schalkes Katharina Kühnlein nach besagter Ecke zum 2:4. S04 drängt nun auf den Anschlusstreffer und hat Mitte der zweiten Hälfte die große Chance: Bayram Dogan legt sich acht Meter vor dem Tor den Ball zum Freistoß zurecht. Dann kommt erneut S04-Guide Asuman Kaleoglu ins Spiel: Sie klopft auf den rechten und linken Pfosten des Tores, um Bayram Dogan zu zeigen, wo das Tor steht. Der Kapitän nimmt Anlauf – trifft den Ball aber nicht richtig. Die Kugel kullert ins Toraus.

Schalke schlägt Schlusslicht SG Fortuna Düsseldorf/PSV Köln mit 4:0

Besser macht es BVB-Spieler Hasan Altunbas kurz vor Schluss: Der Kapitän tritt zunächst zweimal über den Ball und fällt zu Boden, doch im dritten Anlauf trifft er zum 5:2-Endstand. „Derbysieger, Derbysieger“, grölen die Dortmunder nach dem Abpfiff. S04-Kapitän Bayram Dogan lehnt derweil an der Bande. „Ich habe nicht erwartet, dass wir so schnell die Tore kassieren. Das Spiel war eigentlich schon in der ersten Halbzeit gelaufen“, hadert er. „Aber wir haben verdient verloren, denn wir haben Jonas Fuhrmann einfach nicht in den Griff bekommen. Er hat das Spiel eigentlich allein gewonnen.“

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Nach der Derbypleite am Samstag gewinnen die Schalker aber am Sonntag gegen Schlusslicht SG Fortuna Düsseldorf/PSV Köln mit 4:0.