Gelsenkirchen. S04-Fan Detlef Müller ist am am Tag der Anschläge im Stadion, als Schalke gegen Athen spielt. Er berichtet über die Atmosphäre von damals.

Am 11. September 2001 ist es sehr ruhig in der Schalker Arena, erinnert sich Detlef Müller. „Vorher wurde nur ruhige Musik gespielt, in der Halbzeit wurde nur ruhige Musik gespielt“, sagt er. Das habe sich auf die Atmosphäre übertragen, Freude über das Spiel sei nicht aufgekommen.

Müller, heute 54, ist als Fan im Stadion. Schalke spielt gegen Panathinaikos Athen, es ist das erste Champions-League-Spiel in der Vereinsgeschichte. Nur wenige Wochen zuvor wurde die Arena eingeweiht. „Selbstverständlich freut man sich als Fan, dass man endlich an der Champions League teilnehmen und solche Spiele sehen darf. Dafür ist man Fußball-Fan, dafür geht man zum Fußball“, sagt Müller. Sie seien voller Vorfreude gewesen.

Müller: „Der Fußball ist komplett in den Hintergrund getreten“

In Erinnerung bleibt dieser Tag jedoch aus einem anderen Grund: Am 11. September 2001 werden mehrere Terroranschläge in den USA verübt. Zwei Flugzeuge fliegen in die Zwillingstürme des World Trade Centers, eine dritte Maschine wird in das Pentagon gesteuert, und ein weiteres Flugzeug stürzt nach einem Kampf zwischen Entführern und Passagieren ab. Tausende Menschen sterben an diesem Dienstag. Und wenig später soll auf Schalke Fußball gespielt werden.

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„Wir sind davon ausgegangen, dass dieses Spiel wahrscheinlich nicht stattfinden wird“, sagt Schalke-Fan Müller. Über den Tag verfolgt er die Ereignisse, tauscht sich mit anderen Menschen aus. So, wie es vermutlich viele Beobachter in diesen Stunden tun. Am Ende entscheidet der europäische Fußballverband Uefa jedoch: Das Spiel findet statt. Auf dem Weg zur Arena, erzählt Müller weiter, von der Straßenbahn bis zum Einlass, sei es still gewesen. Hauptthema waren die Anschläge – denn auch ein Stadionbesuch kann helfen, so ein Ereignis zu verarbeiten. „Der Fußball ist komplett in den Hintergrund getreten“, sagt der 54-Jährige.

Uefa-Entscheid: Partien für Mittwoch werden abgesagt

Über 52.000 Menschen sind in die Arena gekommen. Das Vor- und Rahmenprogramm wurden bereits gestrichen. Vor Spielbeginn wird an die Opfer gedacht, die Spieler versammeln sich um den Mittelkreis, es gibt eine Schweigeminute.

„Ich habe so etwas vorher und nachher bei einem Fußballspiel noch nie erlebt“, sagt Müller über die Stimmung. Seinen Freunden und Bekannten, die mit ihm vor Ort waren, habe man angemerkt, dass keine Freude am Zuschauen aufkommen wollte. Müller erklärt: „Je näher man diesem Anstoß kam, desto mehr kam auch immer wieder zu Tage, dass man gesagt hat: Man hätte dieses Spiel einfach komplett ausfallen lassen sollen. Und diesem Ereignis den Rahmen geben, den es verdient hätte.“

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Zu dieser Erkenntnis kommt auch die Uefa – am nächsten Tag. Die Partien für den Mittwoch werden abgesagt. Der FC Schalke 04 verliert das Spiel übrigens mit 0:2.