Gelsenkirchen.. Die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 waren auch für den S04-Leitwolf und seine Teamkollegen hart zu verarbeiten. Fußball geriet zur Nebensache.

Eigentlich hätte das erste Champions League-Spiel in der Vereinsgeschichte des FC Schalke 04 ein fröhliches Fußballfest werden sollen. Doch heute vor 23 Jahren, am 11. September 2001, war die ganze Welt wegen der Terror-Anschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington geschockt.

Schalker Verlegungswunsch: Keine konkrete Antwort aus der Hauptstadt

Schalkes Klubführung sprach vor dem Heimspiel gegen Panathinaikos Athen mehrfach mit dem Kanzleramt in Berlin. Die Frage, ob die Champions League-Partie nach den Terror-Angriffen abgesagt werden sollte, bleibt ohne konkrete Antwort aus der Hauptstadt. Schalke 04 entscheidet sich, das übliche bunte Rahmenprogramm vor Anpfiff zu streichen und tritt gegen Panathinaikos an. Einer, der damals mit dabei war, ist Tomasz Waldoch, der mit Tomasz Hajto, Nico Van Kerckhoven und Marco van Hoogdalem die Schalker-Abwehrkette bildet.

Der U23-Co-Trainer der Königsblauen gibt zu: „„Ich habe gemischte Gefühle, wenn ich an diesen Tag zurückdenke.“ Einerseits freute sich Waldoch auf den ersten Auftritt in der Königsklasse, andererseits waren da aber die Gedanken an die Terroranschläge. Waldoch: „Die schlimme Nachricht aus den USA hat mich schockiert.“

Mulmiger Blick auf den 11. September 2001: Schalkes Tomasz Waldoch.
Mulmiger Blick auf den 11. September 2001: Schalkes Tomasz Waldoch. © Essen | Thorsten Tillmann

Schalker Spieler sahen Anschlags-TV-Bilder im Hotel

Schalkes Team hatte sich vor dem Panathinaikos-Spiel in Billerbeck im Hotel vorbereitet. „Dort habe ich die Bilder aus New York zum ersten Mal gesehen. Das war so unglaublich, dass ich es erst gar nicht glauben konnte, dass das wirklich passiert“, blickt der ehemalige Nationalspieler zurück. Sowohl im Team-Kreis als auch im privaten Rahmen wurden anschließend die schrecklichen Bilder aus Amerika verarbeitet. Mit welchem Mannschaftskollegen Waldoch damals konkret sprach, kann er nicht mehr sagen. „Ganz genau weiß ich das nicht mehr. Direkt danach habe ich meine Frau angerufen, um mit ihr über die Geschehnisse zu sprechen.“

Waldoch: „Man hat gemerkt, dass jeder geschockt war“

Die TV-Bilder von den Terror-Anschlägen lösten bei den Schalker Spielern, die sich nach Waldochs Schilderung versuchten, „bestmöglich auf das Spiel vorzubereiten“, etwas aus. Alle S04-Profis kamen ins Grübeln, ob ein Champions League-Spiel am Abend der Terror-Anschläge überhaupt Sinn macht. Tomasz Waldoch: „ Man hat schon gemerkt, dass jeder geschockt war. Auch die Motivation war nach der Nachricht aus den USA nicht mehr so hoch. Wir wussten zuerst nicht, wie es weitergeht und, ob das Spiel überhaupt stattfinden kann. Das war alles andere als ein normales Fußballspiel für uns.“

Tomasz Waldoch telefonierte nach den schrecklichen Bildern, die aus New York um die Welt gingen, mit seiner Frau.
Tomasz Waldoch telefonierte nach den schrecklichen Bildern, die aus New York um die Welt gingen, mit seiner Frau. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Waldoch: „Wir hatten uns sehr auf das Spiel gefreut“

Die UEFA setzte die Champions League-Spiele an diesem Abend nicht ab. Schalke 04 trat gegen Panathinaikos an und unterlag vor 52.333 Zuschauer in der Veltins-Arena 0:2. „In der Saison zuvor haben wir sehr gut gespielt und uns so für die Champions League qualifiziert. Deswegen haben wir uns im Vorfeld so sehr auf das Spiel gefreut. Die Partie war also ein absolutes Highlight für jeden von uns“, fasst Waldoch zusammen, „aber die Gedanken an die Ereignisse in New York haben unsere Euphorie wie einen Luftballon platzen lassen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es besser gewesen wäre, das Spiel zu verlegen.“ Tomasz Waldoch stellt abschließend fest: „Dass wir an diesem Tag tatsächlich unsere volle Leistung abgerufen haben, bezweifle ich.“