Hassel. Wegen eines Rohrbruchs herrscht im Umkleidegebäude der Sportanlage an der Valentinstraße Chaos. Die Decken sind aufgerissen, Kabel hängen runter.

Die Heizung beult sich so sehr aus der Wand, dass sie einer Ziehharmonika ähnelt, wer nach oben schaut, kann bis auf die hölzernen Dachträger und teilweise sogar nach draußen blicken, und überall baumeln Kabel quer durch den Raum: Im Vereinsheim des Gelsenkirchener Fußball-B-Kreisligisten Arminia Hassel auf der Sportanlage an der Valentinstraße herrscht Chaos. Ein Rohrbruch hat weite Teile des Umkleidegebäudes und des daran angeschlossenen Vereinsheims unbenutzbar gemacht. Betroffen ist auch YEG Hassel, denn die Jugendabteilung und ein Großteil der Seniorenteams kicken an der Valentinstraße.

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Passiert ist all das im Februar, „als es so kalt war“, erzählt Michel Saalbach. Der Vorsitzende der Arminia steht ratlos im Vereinsheim, gräbt die Hände in die Hosentaschen und blickt nach oben auf die schweren Holz-Träger. „Es mussten alle Decken aufgerissen werden, um zu sehen, welche Rohre betroffen sind. Leider sind überall welche kaputtgegangen.“ Das bestätigt sich beim Blick in die Duschräume. Über die hatten sich die beiden Vereine schon lange beschwert, denn Schimmel, verschmutzte Fliesen und morsche Holzdielen sorgten hier seit Jahren für eine alles andere als einladende Atmosphäre.

Arminia Hassel will keine Renovierung

Doch jetzt lässt auch hier die Decke bis aufs Innerste blicken, abgeklemmte Kabel hängen herunter. Wie teuer eine Reparatur wäre? „Unter 60.000 Euro geht nichts“, sagt Michael Saalbach und weist daraufhin, dass im gesamten Komplex Rohre ausgetauscht und Decken angebracht werden müssten. Viel Geld, das der 44-Jährige nicht in einen Bau stecken würde, für den wohl einst der Begriff Bruchbude erfunden wurde. Denn: Der Bund hat kürzlich 2,5 Millionen Euro für ei­nen Neubau bewilligt, die die Stadt angesichts des zuvor schon desolaten Zustands beantragt hatte. Für Michael Saalbach ist die Sache klar. „Es ist Schwachsinn“, sagt er, „den Altbau jetzt zu renovieren. Dann würde man die Räume erneuern und kurz danach wieder abreißen.“

Michel Saalbach, der Vorsitzende der DJK Arminia Hassel.
Michel Saalbach, der Vorsitzende der DJK Arminia Hassel. © Oliver Mengedoht

Stattdessen wünscht sich der Vorsitzende Arminia Hassels eine Ersatzlösung mit den Kabinen der benachbarten Schulturnhalle und Dusch-Containern: „Auf die Kabinen der Turnhalle sind wir in den 90er-Jahren schon mal ausgewichen. Und die Container bräuchten wir während der Arbeiten für den Neubau sowieso. Laut einem Mitarbeiter des Bauamts könnten wir hier zwei Container viereinhalb Jahre hinstellen, bis die Miete die 60.000 Euro für die Renovierung erreicht“, erklärt er und fügt hinzu: „Aber wir hoffen, dass der Neubau früher fertig ist. Dann wären die Container günstiger als eine Renovierung.“

Die Zeit drängt wegen der Lockerungen

Die Stadt hält sich auf WAZ-Anfrage jedoch alle Möglichkeiten offen: „Als Übergang bis zur Fertigstellung (des Neubaus, Anm. d. Red.) werden derzeit in Absprache mit Gelsensport drei verschiedene Optionen verfolgt: das Aufstellen von Dusch-Containern, die Mitnutzung der angrenzenden Schul-Turnhalle oder eine notdürftige Instandsetzung der alten Kabinengebäude“, teilt Stadtsprecher Martin Schulmann mit.

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Eines ist jedoch klar: Für Michel Saalbach und die Arminia sowie Mitnutzer YEG drängt die Zeit. Da die Corona-Inzidenz in Gelsenkirchen inzwischen unter die Marke von 50 gesunken ist, ist Training eingeschränkt wieder möglich. Die Corona-Regeln erlauben zwar noch nicht, Kabinen und Duschen zu öffnen, doch falls die Fallzahlen weiter sinken, könnte sich das bald ändern. „Wenn Mannschaftstraining und Duschen erlaubt ist, brauchen wir die Container. Wir hoffen, dass Gelsensport und Stadt einen unserer Vorschläge annehmen und alles endlich Fahrt aufnimmt. Ansonsten schwillt immer die Angst mit, dass der Neubau doch nicht klappt, weil hier vorher schon viel Geld investiert wurde“, stellt Michel Saalbach fest.

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Auch eine Alternative für ihr Vereinsheim werden die Arminen dann brauchen. Als Verkaufsort kommt dies angesichts von Ziehharmonika-ähnlichen Heizungen, luftigen Decken und umherbaumelnden Kabeln schließlich nicht mehr infrage.