Gelsenkirchen. Die Sepp-Herberger-Stiftung des DFB zeichnet die Bueraner für ihre Arbeit mit ehemaligen Straftätern aus.
Fußball-Landesligist SSV Buer lässt Bundesligist VfB Stuttgart hinter sich: Was auf dem Platz eher unwahrscheinlich ist, haben die Bueraner abseits des Spielfeldes geschafft: Die Sepp-Herberger-Stiftung des Deutschen Fußballbundes (DFB) zeichnete die Rothosen am Montagabend im Rahmen einer Online-Zeremonie mit dem ersten Platz in der Kategorie „Resozialisierung“ aus.
Vorbildliche Arbeit mit ehemaligen Straftätern
Die SSV landete damit vor dem Bramfelder SV aus Hamburg und dem VfB Stuttgart und kann sich über ein Preisgeld von 5000 Euro freuen. Die Bueraner erhielten den Preis für ihre Arbeit mit ehemaligen Straftätern.
Seit rund fünf Jahren kooperiert der Verein mit der Staatsanwaltschaft des Amtsgerichts Gelsenkirchen und hilft den meist jugendlichen Menschen auf ihrem Weg zurück in die Gesellschaft. Sie leisten ihre Sozialstunden bei der SSV ab und kümmern sich mit Platzwart Dieter Denneborg um die Pflege der Sportanlage.
Dieter Denneborgs Sohn Marcel, der Vorsitzender der SSV ist, beschreibt den Ablauf wie folgt: „Meistens kommen die Jugendlichen über die Jugendgerichtshilfe zu uns. Die Gerichtshilfe steht immer wieder im Austausch mit uns und fragt, ob die Jugendlichen gekommen sind und wie sie sich verhalten. Das gleiche passiert mit dem Landgericht Essen“, erklärt Marcel Denneborg.
Viele Jugendliche bleiben im Verein
Wie gut das funktioniert, kann Platzwart Dieter Denneborg aus erster Hand berichten: „Ich habe keine Probleme mit den Jugendlichen“, betont er.
„Natürlich muss man auf jeden persönlich eingehen, weil jeder einen anderen Hintergrund hat. Aber ich finde, jeder hat eine zweite Chance verdient.“
Sohn und Rothosen-Chef Marcel Denneborg fügt stolz hinzu: „Mittlerweile haben wir sogar viele Jugendliche, die nach der Ableistung der Sozialstunden hier weiter ehrenamtlich tätig sind und bei uns Fußball spielen.“
Es gibt auch Negativ-Beispiele
Vereinzelte Negativ-Beispiele gebe es aber ebenfalls: „Wir hatten schon Fälle, die sich rauskaufen wollten und uns Geld dafür geboten haben, dass wir ihnen etwas unterschreiben“, erzählt Marcel Denneborg.
„Ich hätte schon Millionär sein können“, stimmt Vater Dieter grinsend zu. Doch darauf lassen sich die Bueraner natürlich nicht ein. Deren Ziel ist eindeutig: „Wir wollen“, bekräftigt Marcel Denneborg, „Menschen aus allen Bereichen bei der SSV Buer einbinden. Dazu gehören auch frühere Straftäter. Auch sie gehören zur Gesellschaft und müssen gefördert werden.“
Live-Schalte während der Online-Preisverleihung
Der Rothosen-Chef freut sich deshalb umso mehr, dass die Sepp-Herberger-Stiftung diesen Einsatz des Klubs nun honoriert: „Das ist eine besondere Auszeichnung, auf die wir natürlich stolz sind. Das ist auch eine Weiterentwicklung für den Verein, zusammen mit der Stadt Gelsenkirchen in Bereichen zu arbeiten, die über den Sport hinausgehen.“
Den Preis hätte Marcel Denneborg natürlich gerne persönlich entgegengenommen, aber wegen der Corona-Pandemie konnten die Bueraner lediglich live zur Online-Zeremonie hinzugeschaltet werden.
Lob von der Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin
Mit dabei war auch Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD). Gegenüber der WAZ lobte sie das Engagement des Klubs: „Die SSV Buer lebt das Thema ‚Integration durch Sport‘ in besonderem Maße. Sie gibt jungen Menschen, die mal – so deutlich muss man es sagen – Mist gebaut haben, die Möglichkeit, etwas Wichtiges, Wertvolles und Nachhaltiges zu machen. Dieses Engagement geht über das normale Maß hinaus.“