Region. Dass der FLVW trotz Spielpause die vollen Mitgliedsbeiträge fordert, sorgt für geteiltes Echo. Einige Klubs sind verständnisvoll, andere sauer.

Mit seiner Forderung, trotz corona-bedingter Spielpause die vollen Mitgliedsbeiträge zu erheben, hat der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) für große Aufregung gesorgt. Die Vereine in Westfalen sind zwiegespalten, einige reagieren verständnisvoll, andere bleiben auch nach der Erklärung des FLVW bei ihrer Kritik.

„Ich finde es unverschämt, dass der Verband die volle Summe verlangt, obwohl er derzeit kaum etwas leistet“, schimpft etwa Ingo Brüggemann, Vorsitzender des Oberligisten Westfalia Herne. „Die Rechnungen kommentarlos zu verschicken, ohne mit den Vereinen in einen Dialog zu treten, ist kein Niveau, so arbeitet man nicht miteinander. Das Ganze ist zwar wahrscheinlich rechtlich einwandfrei, aber ich habe mehr Fingerspitzengefühl erwartet, dass man uns zumindest etwas entgegenkommt. Der Verband hätte im Gegenzug zum Beispiel die Kosten im Passwesen kürzen können.“

Angst vor Mitglieder- und Sponsorenverlust

Auch wenn sich die Austrittswelle aus den Vereinen bisher in Grenzen hält, befürchtet Brüggemann, dass sein Klub noch Mitglieder verlieren könnte. Zudem könnten sich Sponsoren zurückziehen – eine Angst, die viele Vereine teilen. So auch Marcus Jacobi, Geschäftsführer des Gladbecker A-Kreisligisten Adler Ellinghorst: „Ich kann den Verband zwar ansatzweise verstehen, aber unsere Zuschauereinnahmen fallen weg und Sponsoren fehlen. Ich hätte mir gewünscht, dass der Verband mit uns geredet hätte. Mit einer 50:50-Lösung wäre ich einverstanden gewesen“, meint Jacobi.

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Marcus Hahn, Vorsitzender des Wittener A-Kreisligisten SV Herbede, schrieb den FLVW sogar selbst an: „Ich habe nachgefragt, warum der Verband den Mitgliedsbeitrag im vollen Umfang fordert, wenn nur maximal eine halbe Saison gespielt wird. Das ist für mich nicht stimmig.“, erzählt er. „Daraufhin schrieb der Verband freundlich, dass er den Beitrag erst im April einzieht und meine Frage prüft. Eine Antwort habe ich aber noch nicht bekommen.“

Worten sollen Taten folgen

Hahn sieht jedoch nicht nur den FLVW sondern auch den Deutschen Fußballbund (DFB) in der Pflicht: „Der DFB“, sagt er, „spricht immer davon, dass er den Amateurfußball unterstützt. Jetzt sollte der DFB mal den Verbänden helfen, so dass die den Vereinen helfen können. Ein gewisser Nachlass für jeden Klub wäre zumindest eine symbolische Geste.“

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Weniger kritisch ist Detlef Westerhoff eingestellt. Der Vorsitzende des Landesligisten SC Obersprockhövel weist daraufhin, dass auch die Klubs ihre Mitgliedsbeiträge nicht ausgesetzt hätten, obwohl diese wegen Corona ebenfalls weniger Leistung erbringen würden. Er hätte sich ebenfalls einen vorigen Hinweis vom FLVW gewünscht, gibt aber zu bedenken: „Wenn ich lese, wie die Vereine weiterhin Spieler abwerben, können die Geld-Probleme gar nicht so groß sein. Und wir als Verein hatten den Beitrag auch von Anfang an in unserem Budget eingeplant.“

Stundung und Raten helfen Klubs wenig

Verständnis signalisiert auch der sportliche Leiter des Gelsenkirchener Westfalenligisten YEG Hassel, Sener Bükrü: „Ich denke an das Gesamtpaket, der FLVW hat doch auch fortlaufende Kosten und muss für uns weiter planen, wie und wann wir wieder auf den Platz können“, findet er und fügt hinzu: „Es ist ein Geben und Nehmen im Leben. Wir haben in letzter Zeit viel vom Verband bekommen, zum Beispiel Spielpläne und allgemeine Planungen rund um Hygiene-Konzepte. Dann geben wir jetzt auch gerne etwas zurück.“

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Was die meisten Klubs jedoch eint? Die Alternativen in Form von Stundungen oder Ratenzahlungen helfen den wenigsten weiter. „Das würde uns helfen, wenn Saison in die Gänge kommt, da wir dann ganz andere Einnahmequellen haben. Aber wenn alles so bleibt wie jetzt, ist das schwierig“, sagt etwa Marcus Jacobi von Adler Ellinghorst. Westfalia Hernes Chef Ingo Brüggemann geht noch weiter: „Das ist Blödsinn. Der Betrag wird ja nicht weniger, am Ende hätten wir Schulden“, meint er. Die Westfalia habe die geforderte Summe bereits überwiesen. Die anderen befragten Klubs werden dies trotz des Ärgers über die Rechnung ebenfalls tun oder den Beitrag vom FLVW einziehen lassen.

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