Region. Obwohl der Spielbetrieb seit Monaten ruht, stellt der Verband den Klubs die vollen Mitgliedsbeiträge in Rechnung. Das Vorgehen stößt auf Kritik.

Beim Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) ging in den vergangenen Tagen die Post ab. Und das ist nicht nur sprich-, sondern auch wörtlich gemeint. Der FLVW verschickte kürzlich die Rechnungen für die Mitgliedsbeiträge an seine Vereine von der Kreisliga C aufwärts. Was normalerweise genauso wenig überraschend ist wie ein Elfmeterpfiff nach einem üblen Foul im Sechzehner, löst in Zeiten eines corona-bedingt nun schon seit vier Monaten unterbrochenen Spielbetriebs heftige Kritik aus. Insbesondere der Bochumer Bezirksligist VfB Günnigfeld, der den Vorgang öffentlich machte, und zahlreiche weitere Klubs beschwerten sich über das Vorgehen des FLVW und zwangen diesen zu einer Entschuldigung.

„Ist dies das Verständnis des Verbandes, wir stärken den Amateurfußball?“, fragte Günnigfelds Vorsitzender Frank Scheffler in einem Post auf der Facebookseite des Klubs und erhielt darunter viel Zuspruch von anderen Vereinen. 995 Euro sollte Schefflers Klub laut Rechnung für die komplette Saison 2020/21 zahlen. Die Beitragshöhe pro Spielzeit hängt von der Ligazugehörigkeit ab. Während in der Oberliga 2660 Euro fällig sind, liegt der Beitrag in der Westfalenliga bei 1995 Euro, in der Landesliga bei 1330 Euro und in der Kreisliga A bei 425 Euro.

Günnigfeld schimpft auf Facebook

Günnigfelds Scheffler machte seinem Ärger auf Facebook Luft: „In dieser ‚Saison‘ wurden bis zum 25. Oktober 2020 acht Spieltage gespielt. Es wird, wenn alles gut läuft, eine einfache Runde mit 15 Spielen gespielt werden können. Dies ist die Hälfte aller Spiele, bei denen die Vereine Einnahmen erreichen können“, rechnete er vor und schimpfte: „Jetzt kommt inmitten der Pandemie eine Rechnung über eine gesamte Saison.“

Der FLVW entschuldigte sich ein paar Tage später: „Dass der FLVW nicht vorab in einem gesonderten Schreiben auf den Einzug der Mitgliedsbeiträge und die Alternativen in der Bezahlungsweise hingewiesen hat, ist ein Kommunikationsversagen, für das ich mich ausdrücklich bei Ihnen entschuldigen möchte“, schrieb Präsident Gundolf Walaschewski in einem Brief an die Vereine.

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Seine Forderung nach den vollen Beiträgen änderte der FLVW allerdings nicht. Es handele sich um Mitgliedsbeiträge und nicht um Spielabgaben (die der Verband derzeit ohnehin nicht erhebt) und bei einer Kürzung der Beiträge gefährde der Verband seine Gemeinnützigkeit. Auch in Zeiten corona-bedingter finanzieller Belastungen sei es nicht möglich, die Klubs beitragsfrei zu stellen, da „die Mitgliedschaft in einem Verein nicht an die Erbringung konkreter Leistungen geknüpft ist, sondern ‚nur‘ an die Tatsache der Mitgliedschaft“, erklärte Walaschewski.

Was die Klubs von ihrer Mitgliedschaft haben

Doch was haben die Klubs überhaupt von ihrer Mitgliedschaft im FLVW? Auf WAZ-Anfrage verweist der Verband auf seine Satzung, in der verschiedene Zwecke von der Koordination und Durchführung des Spielbetriebs über die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Trainern und Schiedsrichtern bis hin zur Förderung des Ehrenamts aufgeführt sind. Bezogen auf die Pandemie weist der Verband auf die Konzepte zur Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs und die digitalen Hilfsangebote wie der FLVW-CheckIn-App zur Personenerfassung hin, die der Verband den Klubs zur Verfügung stellte. Auch die Aus- und Fortbildungsangebote würden trotz Corona weiter- und teils sogar neu anlaufen.

Wegen der herben Kritik kündigte FLVW-Präsident Walaschewski allerdings an, den Klubs entgegen zu kommen und die Beiträge erst im April statt im Februar einzuziehen. Zudem bot er finanziell angeschlagenen Vereine eine Stundung oder Ratenzahlung an.

Günnigfelds Scheffler nimmt Entschuldigung an

Günnigfelds Präsident Frank Scheffler wird diese Alternativen aber nicht nutzen: „Wir haben zum Glück kein finanzielles Problem, weil sich die Abmeldungen in Grenzen halten und die meisten Sponsoren geblieben sind“, erzählt er. Grundsätzlich sei es ihm bei seiner Kritik auch nicht ums Geld gegangen, sondern um die fehlende Erklärung für die Rechnung: „Wenn wir das bezahlen müssen, müssen wir das bezahlen. Wir werden dadurch nicht dichtmachen müssen. Aber die Art und Weise, wie wir die Rechnung bekommen haben, war nicht vernünftig“, betont er und ergänzt: „Das muss man vorher erklären, um die Leute mit ins Boot zu holen. Aber so war das für jeden Ehrenamtler ein Schlag ins Gesicht.“

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Die Entschuldigung des Verbandes stimmt Scheffler jedoch positiv: „Das zeigt, dass sich mehrere darüber Gedanken gemacht haben. Hut ab davor, dass sie dazu stehen, dass das falsch kommuniziert wurde. Das ist der erste Schritt zur Besserung“, sagt er. Die Entschuldigung des FLVW nimmt Scheffler also an – in der Hoffnung, dass beim nächsten Mal nicht derart die Post abgeht.

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