Bochum. Als Trainer dreier Jugendmannschaften des VfB Günnigfeld ist Vithisan Vimalanathan quasi unverzichtbar. Er meistert einen besonderen Spagat.

Am frühen Nachmittag herrscht noch Ruhe auf dem Fußballplatz des VfB Günnigfeld. Ein massives Vorhängeschloss sichert die Eingangstür. Vithisan Vimalanthan schlendert in Trainingsklamotten daher, holt einen Schlüsselbund heraus und sperrt das Tor auf. Der Abiturient dreht den Schlüssel, als würde er die Wohnungstür öffnen wollen. In gewisser Weise ist das auch so. „Der VfB Günnigfeld ist mein Zuhause“, sagt Vimalanathan, den alle nur „Vithi“ nennen. Als ehrenamtlicher Trainer der A-, B- und D-Jugend sowie als Spieler der zweiten Mannschaft verbringt der Schüler fast seine gesamte Freizeit auf der Sportanlage. „Ich komme quasi nur zum Essen und Schlafen nach Hause“, sagt er lachend.


Zwischen zwei und drei Stunden verbringt Vimalanathan täglich auf dem Fußballplatz. Dazu kommen die Spieltage an den Wochenenden. Doch da muss der Nachwuchstrainer Abstriche machen. Leider kann ich nicht bei allen Partien meiner Mannschaften dabei sein“, erzählt der 18-Jährige. Lediglich die Günnigfelder B-Jugend betreut er bei Heim- und Auswärtsspielen. „Die A-Jugend spielt sonntags vor unserer Zweitvertretung. Das funktioniert zeitlich nicht. Daher versuche ich wenigstens, bei den Heimspielen der A- und D-Jugend dabei zu sein“, berichtet Vimalanathan.

Aus einer Notlösung resultiert die Trainerkarriere


Seit seinem achten Lebensjahr spielt der Bochumer Fußball – größtenteils beim VfB Günnigfeld, unterbrochen von einer kurzen Station beim TuS Hordel. Der folgende Start von Vimalanathans Trainerkarriere verlief ungewöhnlich. „In der Saison 2013/14 gab es für meinen 2001er Jahrgang keine Mannschaft, in der ich spielen konnte. Deshalb hat mir der Trainer der damaligen D-Jugend angeboten, ihn als Assistenten zu unterstützen“, sagt Vimalanathan rückblickend.

Der junge Übungsleiter schaute sich von seinen erfahrenen Kollegen viel ab und lernte, wie er die Einheiten altersgerecht gestalten konnte. Zusätzlich bildete er sich durch Lehrgänge fort – 2018 bestand er die Prüfung zur Trainer-C-Lizenz. „Der Verein hat mit den Trainerschein komplett bezahlt“, sagt er dankbar. Das ihm entgegengebrachte Vertrauen zahlte er zurück und übernahm zwei weitere Mannschaften – zuletzt die neu gegründete A-Jugend, bei der er Unterstützung von Jugendleiter Michael Schulz erhält.

Vimalanathan erarbeitete sich den nötigen Respekt

Die Trainerkarriere so jung zu starten, brachte ebenfalls Probleme mit sich. „Es war nicht immer leicht, sich durchzusetzen – besonders, wenn die Spieler nur ein oder zwei Jahre jünger sind als man selbst“, sagt Vimalanathan. „Trotzdem habe ich mir den nötigen Respekt erarbeitet.“ Er sieht dies als Teil seiner persönlichen Entwicklung, zu der der VfB Günnigfeld viel betragen hat. „Ich habe diesem Verein nicht nur alles Sportliche zu verdanken, sondern auch meinen Charakter, den ich herausgebildet habe“, führt er weiter aus.

Geht es nach Vimalanathan, soll diese Entwicklung noch nicht enden. „Ich möchte mich in den nächsten Jahren fortbilden und weitere Trainerscheine machen“, sagt er. Er könnte sich zukünftig vorstellen, in einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) zu arbeiten. „Es ist ein schönes Gefühl, Kindern und Jugendlichen etwas beizubringen. Das hat man bei Erwachsenen nicht mehr so oft“, sagt er bezogen auf die Senioren. Dort möchte Vimalanathan als Spieler selbst nochmal so hoch wie möglich spielen. Am liebsten beim VfB Günnigfeld. Dem Verein, bei dem er zufällig in die Trainerposition rutschte und bei dem Ehrenamt gleich Ehrensache ist.