Gelsenkirchen. Der Ruhrgebietsjunge Max Meyer fängt in Köln neu an. Einer Rückkehr nach Schalke hätte die Vorgeschichte im Weg gestanden. Ein Kommentar.
Schalke 04 hat in der Not der vergangenen Wochen zwei Spieler zurückgeholt, die im Abstiegskampf nicht nur auf ihren Positionen für Verbesserung sorgen sollen: Klaas-Jan Huntelaar und Sead Kolasinac bringen Herz und Charakter mit – zwei Typen, die andere mitreißen können. Und beide sind leidenschaftliche Schalker: Sie werden von den Fans geliebt, die ein sehr genaues Gespür dafür haben, welche Profis nur ihren Job machen und welche darüber hinaus den Verein verstehen und alles für ihn geben.
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Als Max Meyer in diesem Monat auf den Transfermarkt kam, weil sein Vertrag bei Crystal Palace in England vorzeitig aufgelöst wurde, wäre unter normalen Umständen der Gedanke naheliegend gewesen, auch ihn zügig nach Schalke zurückzuholen. Ein Ruhrgebietsjunge, in Oberhausen geboren, auf Schalke ausgebildet und zum Profi gereift – die Grundvoraussetzungen hätten kaum besser sein können. Aber Max Meyer ging zum 1. FC Köln. Und das ist sicher die bessere Wahl. Hätte Schalke ihn haben wollen, wäre nur wieder neue Unruhe entstanden.
Denn der Techniker, der an guten Tagen drei Gegenspieler auf einem Bierdeckel ausdribbelt, hat keine blitzsaubere Schalker Vergangenheit. In seiner letzten Phase fiel er mehr durch Zickigkeit und Selbstüberschätzung auf als durch Leistung und Hingabe. Dabei hatte ihn Trainer Domenico Tedesco zunächst mit Erfolg zum defensiven Mittelfeldspieler umgeschult. Als Meyer aber seinen Platz wieder verlor, reagierte er bockig statt kämpferisch. Er fühlte sich vom Verein nicht genügend geschätzt und teilte seinen Frust auch der Öffentlichkeit mit. Ein Angebot zur Vertragsverlängerung schlug er 2018 aus.
Den Beweis des Weltklasse-Spielers blieb er schuldig
Der damalige Schalke-Manager Christian Heidel berichtete daraufhin, Meyers Berater Roger Wittmann habe ihm gesagt, Meyer sei ein „Weltklasse-Spieler, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler sein wird und aller Voraussicht nach zur Weltmeisterschaft nach Russland fährt“.
Meyer hatte mit der WM dann wie allgemein erwartet nichts zu tun. Und Crystal Palace hieß schließlich der Verein, bei dem der vermeintliche Weltklassespieler landete. Zu allem Überfluss machte 2020 im Netz auch noch ein protziges Video von Max Meyers Vater die Runde, der Lamborghini fahrend über den ehemaligen Verein seines Sohnes lästerte: „Schön mit dem bezahlten Lambo vom Pleiteklub.“
Köln könnte seine letzte Chance sein
Max Meyer ist heute 25 Jahre alt, im besten Fußballeralter also. In England gilt er als gescheitert. Horst Heldt, der ihn als Sportchef auf Schalke anders erlebte als später Christian Heidel, gibt ihm in Köln eine neue Chance. Max Meyer sollte sie nutzen, es könnte seine letzte sein. Der Vorteil ist: Zum FC kommt er ohne unmittelbare Belastung. Auf Schalke wäre ein Neubeginn bei der Vorgeschichte nicht vorstellbar gewesen. Das ist rückblickend schon sehr schade für die Königsblauen: Denn es ging langfristig ein aus der Knappenschmiede stammender Spieler verloren, der diesem Klub mehr hätte geben können. Wenn Max Meyer nicht irgendwann falsch abgebogen wäre.