Gelsenkirchen. Keiner setzt auf Schalke, wenn die Königsblauen in München die neue Saison eröffnen. Aber mit Prognosen im Fußball ist das so eine Sache.
Luftsprünge, so viel steht fest, hat David Wagner am Anfang nicht gemacht. Als er gewahr wurde, dass er mit Schalke am ersten Spieltag der neuen Saison auswärts bei Bayern München anzutreten hat, da überkam auch ihn erst einmal eine volle Ladung Sarkasmus: „Na gut, herzlichen Glückwunsch“ – dies sei seine spontane Reaktion gewesen, verriet Schalkes Trainer am Donnerstag. Anders ausgedrückt: Das geht ja schon wieder gut los mit der neuen Saison...
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Doch Gefühle ändern sich, und so erzählte David Wagner am Donnerstag, als es konkret um das Auftaktspiel bei den Bayern ging, noch etwas: Je näher der Saisonstart heranrückte, umso mehr sei bei ihm doch der Gedanke aufgekommen: „Komm’, es ist Fußball. Und im Fußball haben wir schon die verrücktesten Sachen gesehen.“
Aber auch solche verrückten Sachen wie die Vorstellung, dass Schalke auswärts bei Triple-Sieger Bayern München bestehen kann, wenn die Fußball-Bundesliga an diesem Freitagabend (20.30 Uhr/ ZDF und DAZN) in die neue Saison startet?
Im Januar reiste Schalke voller Hoffnung nach München - und verlor 0:5
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Keiner setzt auf Schalke, aber mit Prognosen im Fußball ist das ja so eine Sache. Denken wir nur acht Monate zurück, als Schalke das letzte Mal in München antreten musste: Damals gab es eine 0:5-Klatsche, obwohl das Gefühl im Vorfeld so gut wie lange nicht mehr war. Eine Woche zuvor hatte Wagners Team eine wahrhaftig reife Leistung gezeigt und war mit einem 2:0-Sieg gegen Mönchengladbach in die Rückrunde gestartet. Alle waren voller Hoffnung – und am Ende waren alle Prognosen doch nur ein kapitaler Rohrkrepierer.
Oder, vor einem Jahr: Schalke musste zum Saisonstart in Mönchengladbach antreten, und alle hatten nach dem Abstiegskampf in der Saison 2018/19 ein maues Gefühl. Doch Schalke holte ein verdientes 0:0 und eröffnete damit eine Hinrunde, die großen Spaß machte.
Soll heißen: Im Fußball weiß man eigentlich nie, wie’s kommt. Außer man ist Bayern München. Dann weiß man, dass man Meister wird. Auch irgendwie langweilig.
Wenn schon Bayern, dann jetzt?
Wie gut die Bayern jetzt sind, da sie frisch aus dem Urlaub nach dem Champions-League-Sieg kommen, kann man nur abschätzen. Auch David Wagner zuckt da mit den Schultern: Eigentlich gibt es keinen Grund, an der Form der Bayern zu zweifeln, aber… Vielleicht sei es ja gar nicht so schlecht, lieber jetzt auf den Favoriten zu treffen als mitten in der Saison, wenn der voll in Fahrt ist: „Wenn schon Bayern München“, sagt Wagner, „warum dann nicht in dieser Situation ganz am Anfang?“ Vielleicht hat Schalke ja tatsächlich mal Glück – wer weiß?
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Schalkes Trainer greift vor dem Spiel keine Negativ-Szenarien auf. Er stellt Neuzugang Goncalo Paciencia ein Zeugnis aus, dass dieser auf Anhieb werde helfen können („er spricht Deutsch, kennt die Bundesliga, ist voll im Saft“). Wagner thematisiert auch nicht groß, dass mit Matija Nastasic, der nach seiner Kopfverletzung noch nicht einsatzbereit ist, Salif Sané und Omar Mascarell (beide Trainingsrückstand) drei erfahrene Defensivspieler ausfallen. Vielmehr sagt Schalkes Trainer quasi in Dauerschleife: „Wir sind bereit, wir wollen loslegen.“ Und wenn es dann auch noch eine Saisoneröffnung gegen die beste Mannschaft der Welt sei, dann sei dies doch ein cooles Spiel – „viel cooler geht es ja eigentlich nicht, als dieses Spiel spielen zu dürfen.“
Das seien die Dinge, die ihn beschäftigen würden, entgegnet Wagner, als er am Tag vor dem Spiel auf eine mögliche Klatsche gegen den Triple-Sieger angesprochen wird: Das (also eine deutliche Niederlage) „habe ich überhaupt nicht im Kopf“, behauptet Schalkes Trainer. Aber er weiß natürlich: All’ diese negativen Dinge werden wieder zurückkehren, wenn es in den ersten Wochen der neuen Saison nicht besser läuft als in der Rückrunde der alten. Das Startprogramm besteht nicht nur aus der Reise nach München, die folgenden Auswärtsspiele sind in Leipzig und Dortmund.
Auch da wird Wagner mutmaßlich zunächst gedacht haben: „Na gut, herzlichen Glückwunsch.“