Hassel. Es gibt Spiele, über die man länger spricht: Das Westfalenliga-Duell zwischen YEG und Neheim fällt in diese Kategorie.

In der 90. Minute stand Ahmet Inal plötzlich quer in der Luft. Vor Freude über das späte Tor seiner Mannschaft stürmte der Trainer des Fußball-Westfalenligisten YEG Hassel auf den Rasen und legte einen Salto hin, der zwar nicht als Miroslav-Klose-Gedächtnis-Salto durchging, aber immerhin ohne körperliche Schäden endete. Mert Kilic hatte gerade das 3:2 gegen den SC Neheim erzielt. Es war die nächste Wendung in einer turbulenten Partie, die die Hasseler wegen eines weiteren Treffers von Semih Esen sogar noch mit 4:2 gewannen. Und das, obwohl sie bis zur 87. Minute mit 1:2 hinten gelegen hatten.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte Ahmet Inal noch nicht, dass es ihn wenig später nicht mehr auf dem Boden halten würde. „Eigentlich kann ich gar keinen Salto. Das war eher ein halber, vor Freude über den Treffer“, lachte Hassels Coach nach Abpfiff und lobte: „Die Jungs haben immer an sich geglaubt und zum Schluss noch einmal alles aus sich herausgeholt. Das war super. Ich bin stolz auf jeden Einzelnen.“

Dass das erste Hasseler Heimspiel der neuen Saison so dramatisch werden würde, war in Hälfte eins allerdings noch nicht abzusehen. In einem ausgeglichenen und chancenarmen Duell wirkten die Gäste aus Neheim, die im Gegensatz zu YEG am ersten Spieltag direkt einen Dreier gefeiert hatten, etwas gefährlicher. Mehr als einen Schuss von Patrick Nettesheim, den Hassels Torwart Polat Keser parierte (30.), hatte der SCN aber auch nicht zu bieten. „Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen und haben nur reagiert statt agiert“, bestätigte Ahmet Inal und führte dies unter anderem auf „Abstimmungsprobleme im Mittelfeld“ zurück.

Mesut Özkaya trifft zum 1:0

Tayfun Cakiroglu trifft vom Elfmeterpunkt zum 2:2-Ausgleich für Hassel.
Tayfun Cakiroglu trifft vom Elfmeterpunkt zum 2:2-Ausgleich für Hassel. © ffs | Foto: Korte

Seine Elf tauchte erst kurz vor der Halbzeit nennenswert im Neheimer Strafraum auf - dafür aber richtig: Semih Esens Heber über Gäste-Torwart Justin Schröter hatten einige jubelnde Fans auf der Tribüne schon im Tor gesehen, doch der Ball flog knapp am Pfosten vorbei (40.). Sekunden vor der Halbzeit machte es Mesut Özkaya dann besser und netzte nach einer Flanke von Cihan Yildiz zum 1:0 ein.

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Souveränität verlieh dieser Treffer den Hasselern aber nicht: „Mit der Führung im Rücken hätten wir viel dominanter auftreten müssen. Stattdessen haben Neheim ins Spiel kommen lassen“, haderte Trainer Ahmet Inal mit Blick auf den dreiminütigen Sekundenschlaf, den YEG Mitte der zweiten Hälfte hielt. Erst konnten die Hausherren den Ball nicht aus der Gefahrenzone klären und ermöglichten Justin Scierski so den Ausgleich (62.). Anschließend waren sich Torwart Polat Keser und seine Vorderleute nicht einig, wer die harmlose Flanke von der rechten Seite klären sollte - Gianluca Greco bedankte sich und drehte das Spiel (65.).

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Kurioserweise war das die Initialzündung dafür, dass die Hasseler wie schon unter der Woche beim 3:2-Sieg im Kreispokalfinale bei der SSV Buer spät den Turbo zündeten. „Nach dem 1:2 haben wir auf einmal wieder gedrückt und viel mehr investiert“, war auch Ahmet Inal erstaunt. Cihan Yildiz setzte einen Schuss aus 25 Metern zunächst noch an den Pfosten (81.). Doch dann glich der eingewechselte Tayfun Cakiroglu mit einem an ihn verursachten Foulelfmeter (87.) aus. Drei Minuten später fingen die Hasseler einen Abschlag im Mittelfeld ab und setzten Mert Kilic in Szene, der zum 3:2 traf. Was dann folgte? Grenzenloser Jubel und ein quer in der Luft stehender Ahmet Inal.

Tore: 1:0 Mesut Özkaya (45.+2), 1:1 Justin Scierski (62.), 1:2 Gianluca Greco (65.), 2:2 Tayfun Cakiroglu (87., Foulelfmeter), 3:2 Mert Kilic (90.), 4:2 Semih Esen (90.+3)

YEG Hassel: Keser - Kara Ali, R. Demircan, Özgen, Kodaman (51. Cakiroglu), - Kilic, Özkaya (90.+4 Can) - Esen, Yildiz, Krzysztofiak (62. Terzicik) - Gülgün