Hemer. Die Handballer des FC Schalke 04 haben sich für die neue Saison die Dienste eines bärenstarken Keepers gesichert, eines der besten der Oberliga.
Jeder, der sich im westfälischen Handball auskennt, wird ob dieser Nachricht ein bisschen staunen: Patrick Spiller wird in der kommenden Saison das Trikot des Oberligisten FC Schalke 04 tragen. Doch so ungewöhnlich findet er seinen Wechsel gar nicht. Er baut in Borken gerade ein Häuschen, und er hat seinen Arbeitgeber in Herne, bei dem er Regional-Verkaufsleiter und viel im Außendienst ist. „Im Grunde liegt Gelsenkirchen dazwischen und immer irgendwo auf der Strecke“, sagt der 36-Jährige. „Von daher hat sich Schalke angeboten.“ Zumal das Team vor der neuen Haustür, Landesligist TV Borken, für ihn keine Option ist. „Ich habe überhaupt keinen Bezug zum Niederrhein“, sagt er.
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Dass er seine Handball-Zelte nach seiner vierten Saison beim Schalker Liga-Rivalen HTV Hemer abbrechen wird, steht für Patrick Spiller schon lange fest. Vor allem eben auch wegen der bereits genannten logistischen Gründe. „Auf diesem Niveau kommen nur Schalke und Gladbeck infrage“, sagt er und erzählt ein bisschen stolz, dass er im April Papa eines Sohnes und Mitte des Jahres dann nach Borken ziehen wird – in die Heimat seiner Frau Ann-Christin, deren Nachnamen der ehemalige Patrick Huhn seit der Hochzeit trägt.
Patrick Spiller: „Ich bin schon seit frühster Kindheit Schalke-Fan“
Der FC Schalke 04, der wegen Fabian Sinkovec ohnehin schon einen sehr emotionalen Torwart hat, darf sich auf einen zweiten Schlussmann freuen, der es hin und wieder oder auch mal häufiger hinter seiner Abwehr so richtig krachen lassen kann. In der Hölle West, der Heimat der HSG Gevelsberg-Silschede, mit der er 2012 in die Oberliga aufgestiegen ist und seinen größten sportlichen Erfolg gefeiert hat, erklang aus den Lautsprechern immer „The One And Only“, wenn der Hühnermann mal wieder spektakulär den Einschlag des Balles ins Netz verhindert und sich anschließend selbst gefeiert hatte.
Patrick Spiller, den man getrost als Instinkt-Torhüter bezeichnen kann, macht auch kein Geheimnis daraus, dass das Personal für seine Zusage bei den königsblauen Handballern eine Rolle gespielt hat. Er freut sich, demnächst bekannte Gesichter regelmäßiger zu sehen. „Die Hentschels kenne ich ja schon seit vielen Jahren“, sagt er zum Beispiel. Und Jan Grzesinski, von dem er sich am Samstag beim 22:32 nicht nur einmal hat überwinden lassen müssen, ist sein Arbeitskollege. Patrick Spiller ist davon überzeugt, in einer Mannschaft zu landen, in der viele auf einer Wellenlänge liegen. „Und ich bin“, sagt er, „schon seit frühster Kindheit Schalke-Fan.“ Fußball, wohlgemerkt – vom Papa geerbt.
Erstes Oberliga-Spiel als 17-Jähriger im Trikot des TuS Linscheid-Heedfeld
Noch spielt die Handball-Zukunft für den Schalksmühler, der in Gevelsberg wohnt und bis zur B-Jugend Rückraum-Mitte-Mann gewesen ist, aber keine Rolle. „Das wird erst ab 1. Juli ein Thema“, sagt er und will zunächst einmal alles dafür tun, dass der HTV Hemer Oberligist bleibt. „Das wird aber unheimlich schwierig“, meint er. „Es war nach dem Umbruch von Anfang an klar, dass wir gegen den Abstieg spielen werden. Aber bei der Tabellenkonstellation ist noch alles machbar.“ Zwei Pluspunkte liegen die Hemeraner hinter dem rettenden Ufer, hinter dem Tabellendrittletzten TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck – und drei Zähler hinter dem Tabellenviertletzten FC Schalke 04. „Ich bin“, sagt er, „noch nie abgestiegen.“
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Gut für das Team von Trainer Sebastian Hosenfelder ist, dass es zur Saison 2020/21 nicht nur einen bärenstarken Keeper, sondern auch einen ausgesprochenen Kenner der Liga gewinnt. Sein erstes Oberliga-Spiel hat Patrick Spiller als 17-Jähriger bestritten, zu Hause in Schalksmühle beim TuS Linscheid-Heedfeld. „Gegen den VfL Gladbeck“, erinnert er sich noch ganz genau. Das ist fast 20 Jahre her, aber geändert hat sich seitdem fast nichts. „Ich habe noch richtig Bock. Mir tut nichts weh – nur im ganz normalen Maße sonntagmorgens“, sagt er. „Und meine Frau freut sich, wenn ich mich bewege.“
Auszeichnung durch die Westfalenpost: Mannschaft des Jahrzehnts
Auf seiner vierten Station – nach der Auflösung des TuS Linscheid-Heedfeld war er beim TuS Hattingen und bei der HSG Lüdenscheid – hat Patrick Spiller bei der HSG Gevelsberg-Silschede einen so bleibenden Eindruck hinterlassen, dass er – unter anderem mit Trainer HaPe Müller – in die Mannschaft des Jahrzehnts für Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal berufen worden ist.
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„Als Patrick Huhn aus Lüdenscheid nach Gevelsberg kam, wollte er laut eigener Aussage keine Freunde finden, sondern in die Oberliga aufsteigen“, ist in der Westfalenpost zu lesen. „Das ist ihm gelungen. Überdies sorgten seine Paraden für mehrere Klassenerhalte in der westfälischen Beletage. Durch seine sehr emotionale Spielweise und immer mit 100-prozentigen Einsatz wusste er, die Gegner das Fürchten zu lehren.“