Bielefeld. Dank des 26:19 beim TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck klettern Schalkes Handballer auf den elften Platz. Fabian Sinkovec ist ein starker Rückhalt.

Es kommt immer auch ein bisschen auf die Wahrnehmung an. Während Sebastian Hosenfelder, der Trainer, seiner Mannschaft wenige Minuten nach deren 26:19 (15:13)-Sieg beim TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck eine gute Leistung bescheinigte, war Hans-Christian Wichlacz zu diesem Zeitpunkt wegen der schlechten Chancenverwertung immer noch fix und fertig. „Ich bin fast gestorben“, sagte der Chef der Handballer des FC Schalke 04, und konnte sich gar nicht so richtig freuen. Noch nicht.

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Grund zur Freude aber hatten die Königsblauen nach ihrem hochverdienten Erfolg gegen die bis dahin punktgleichen Ostwestfalen reichlich. Weil kurze Zeit später der HTV Hemer gegen den CVJM Rödinghausen mit 22:26 patzte, kletterten die Schalker nach ihrem letzten Hinrunden-Spiel auf den viertletzten Rang und haben im Kampf um den Klassenerhalt in der Rückrunde nun alle Trümpfe in der Hand.

Justus Clausing hat den DHB-Amateurpokal gewonnen

Um auf die Wahrnehmung zurückzukommen: Dieses Duell war überhaupt nichts für Feinschmecker und ließ häufig auch nicht erkennen, in welcher Klasse sich die beiden Mannschaften da am frühen Samstagabend begegneten. Wobei auffiel, dass Jöllenbecks Trainer Pierre Limberg gleich eine Schar an Spielern hat, deren Oberliga-Potenzial doch erheblich reduziert ist.

Schalker Jubel: Nico Helfrich (Nummer 94) hat soeben mit einem Gegenstoß-Treffer das 24:19 erzielt.
Schalker Jubel: Nico Helfrich (Nummer 94) hat soeben mit einem Gegenstoß-Treffer das 24:19 erzielt. © Andree Hagel

Er hat zwar einen Justus Clausing, der schon in der Hamburger Barclaycard-Arena gespielt und dort mit dem damaligen Ober- und jetzigen Drittligisten TuS Spenge sogar den DHB-Amateurpokal gewonnen hat, aber dieser kann ein Handball-Spiel nicht annähernd so klasse steuern wie Thorben Kirsch, den Pierre Limberg nach der Pause auch eng decken ließ.

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Was sich der Schalker in der zweiten Halbzeit leistete, war sogar rotzfrech. Und verdammt mutig. Mit einem Rückhand-Wurf traf der 26-Jährige in der 48. Minute zur 19:17-Führung. Nur 19:17, weil die königsblauen Handballer eben regelmäßig in bester Position an TuS-Keeper David Weinholz oder der Wand hinter dessen Tor gescheitert waren – und dafür gesorgt hatten, dass ihr Chef, Hans-Christian Wichlacz, auf der Tribüne der Sporthalle der Realschule Jöllenbeck fast gestorben wäre.

Schalke führt nach 57 Minuten mit 23:18. Fertig

„Wir hätten das Spiel früher entscheiden müssen“, sagte auch Trainer Sebastian Hosenfelder, der die letzte Konsequenz im Abschluss vermisst und ein deutlich verbesserungsfähiges Überzahl-Spiel gesehen hatte. Eigentlich aber wollte der 39-Jährige gar nichts Schlechtes erzählen, weil er viel zu glücklich war. „Plus sieben auswärts“, sagte er. „Bei einem direkten Konkurrenten. Das ist erst einmal gut.“

Gut wurde es vor allem deshalb: Der starke Fabian Sinkovec, der in der 18. Minute für den glücklosen Veit Lichtenegger gekommen war, entschied das Siebenmeter-Duell gegen Justus Clausing für sich, Philipp Gemsa hatte mit seinem unbändigen Willen endlich mal wieder Erfolg, Christopher Heming sowie Nico Helfrich trafen nach ihren Gegenstößen, und Kiki Heming packte auch noch eine Rückraum-Fackel aus – 23:18 nach 57 Minuten. Fertig.

Der lange verletzte Julian Ihnen wärmt sich auf

Da half es dem TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck auch nicht mehr, dass Trainer Pierre Limberg einen siebten Feldspieler brachte und hinten auf offene Manndeckung umstellte. Gerade mal sechs Treffer hatte sein Team im zweiten Abschnitt geschafft und seinen Gästen einen überragenden Wert beschert. Dass das neue Tabellenschlusslicht unter der 20-Tore-Marke geblieben war, lag allerdings nicht nur an dessen Unzulänglichkeiten, sondern vor allem auch an der starken Schalker 6:0-Deckung.

„Das Konzept, das wir uns überlegt hatten, ist aufgegangen“, sagte Sebastian Hosenfelder. Die Marschroute war, gegen die quirligen Jöllenbecker Rückraum-Spieler sehr, sehr defensiv zu stehen. „Und das haben wir ganz konsequent gemacht“, sagte der Trainer, der den einen oder anderen Siebenmeter wegen einer Abwehr durch den eigenen Torraum einkalkuliert hatte. „Das Risiko mussten wir eingehen“, sagte Sebastian Hosenfelder. Es zahlte sich aus: Die Schalker, bei denen sich übrigens auch der so lange verletzte Linksaußen Julian Ihnen mit aufgewärmt hatte, durften ihren ersten Auswärtssieg in dieser Saison feiern.

Spielfilm: 1:0, 1:2, 2:3, 5:3 (7.), 5:5, 7:5, 7:6, 8:6, 8:8 (15.), 9:8, 9:12 (23.), 10:12, 10:14 (26.), 11:15, 13:15 (Halbzeit), 13:16, 15:16 (38.), 18:19 (51.), 18:23 (57.), 19:23, 19:26.

FC Schalke 04: Lichtenegger (1.-13.), Sinkovec (13.-60.) – Gemsa (2), Gill (n. e.), Lenz (2), Heming (5), Kirsch (5), Busjan (2), Ruskov (2), Dobrodt (n. e.), Grzesinski (5), Fr. Hentschel, Helfrich (3).