Gelsenkirchen. Wenn am Samstag der Budenzauber startet, wird Marina Simon zum zehnten Mal als Mitglied der Turnierleitung dabei sein. Neun Tage vor Ort.
Wenn am heutigen Freitag die Weihnachtsferien starten, ist das auch für Marina Simon der Startschuss in zwei frei Wochen. Sie arbeitet als Hauswirtschaftskraft in einer offenen Ganztagsschule. In den Ski-Urlaub oder mit dem Flugzeug in die Sonne geht`s für die 56-Jährige aber nicht. Stattdessen wird die Schürenkamp-Halle in dieser Zeit ihr zweites Zuhause. Die Hallenfußball-Kreismeisterschaften stehen an, und Marina Simon ist zum zehnten Mal für die Turnierleitung mitverantwortlich. Gemeinsam mit ihrer Tochter Raffaela wird sie an allen neun Tagen dabei sein. Im WAZ-Interview erklärt sie, was ihr daran so viel Spaß macht und wie ihr ihr Geschlecht beim Umgang mit manchen männlichen Heißspornen hilft.
Sie gehen am Samstag in Ihre zehnte Hallenkreismeisterschaft als Mitglied der Turnierleitung. Wie groß ist die Vorfreude auf das runde Jubiläum?
Marina Simon: Die ist natürlich sehr groß. Die Arbeit in der Halle gehört mittlerweile für mich einfach dazu. Und die Stimmung bei den Spielen ist immer wieder aufs Neue richtig gut.
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Welche Aufgaben haben Sie?
Wir als Gruppe der Turnierleitung sind eigentlich immer die Ersten, die kommen, und die Letzten, die gehen (lacht). Das heißt, wir sind anderthalb Stunden vorher da und bauen auf. Nach Turnierende bauen wir wieder ab. Während der Spiele sitzen wir dann unten am Spielfeldrand. Da kümmere ich mich vor allem um die Passkontrolle und Ergebnismeldung.
Und was sagt die Familie dann dazu, wenn Sie an allen neun Turniertagen von morgens bis abends in der Halle sind?
Meine Tochter, Raffaela, ist inzwischen ja auch schon seit einigen Jahren dabei. Mein Sohn hat aber gar nichts mit Fußball am Hut, und mein Lebenspartner muss das halt so akzeptieren, wie es ist. Man muss mich so nehmen, wie ich bin.
Also sind die Frauen im Hause Simon fußballverrückter als die Männer. Woher kommt das?
Früher war ich eher gezwungen, Fußball im Fernsehen zu gucken, weil mein Vater so fußballverrückt war. Bei mir hat sich das daraus ergeben, dass meine Tochter selbst gekickt hat und mir dabei einige kritische Dinge aufgefallen sind. Es gab zum Beispiel nur eine Kreisauswahl für Jungs und keine für Mädchen. Ich habe das angesprochen und wurde dann gefragt, ob ich nicht beim Fußballkreis mithelfen möchte. Ich habe zugesagt und konnte so unter anderem auch eine Kreisauswahl für Mädchen ins Leben rufen. Sie ist für mich wie ein kleines Baby.
Was macht Ihnen an der Arbeit im Fußballkreis so viel Spaß?
Wir sind einfach ein Team, eine richtige Familie. Jeder ist unverzichtbar. Das ist wie ein Uhrwerk. Wenn ein einzelnes Zahnrädchen fehlt, klappt es nicht. Außerdem kann jeder mit Kritik umgehen. Wenn jemandem etwas nicht passt, wird darüber gesprochen, und alle haben sich hinterher wieder lieb.
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Apropos liebhaben: Wenn es auf dem Platz zur Sache geht, kochen die Emotionen schnell hoch. Da Sie am Spielfeldrand sitzen, sind Sie also immer mittendrin. Wie gehen Sie damit um?
Peter Schywek, unser ehemaliger Vorsitzender des Fußballkreises, war der Meinung, dass sich die Vereine anders benehmen, wenn eine Frau da mitarbeitet oder das Sagen hat. Und so nehme ich das auch wahr. Die Spieler sind mir gegenüber immer sehr aufgeschlossen. Ich hatte mal einen Fall, da ging es um eine Regeländerung, und ein Verein wollte Einspruch einlegen. Die haben dann direkt unsere Männer angeschrien. Ich bin dann dahin und habe gesagt, dass sie erst mal herunterkommen und mir das in Ruhe erzählen sollen. Hinterher habe ich ihm die neue Regel dann gezeigt. Wichtig ist, dass du immer ein offenes Ohr hast.
Im vergangenen Jahr wurde das Turnier mit zwei Altherren-Wettbewerben weiter vergrößert. Für Sie bedeutet das aber ja stets Mehraufwand. Wie stehen Sie dazu?
Ich bin da offen für alles, meiner Meinung nach könnten wir auch noch weitere Altersklassen aufnehmen. Wir haben auch mal über ein A-Junioren-Turnier nachgedacht. Das Ziel, Gladbecker Teams miteinzubauen, setzen wir in diesem Jahr ja erstmals um. Ich freue mich darüber, auch wenn wir dann mehr zu tun haben. Arbeit scheue ich nicht, ich stelle mich meinen Aufgaben.