Gelsenkirchen. Schalkes Abteilungsleiter Tobias Steinert und der Hauptverein wollen sich zu den Gründen für die Freistellung von Raphael Wilder nicht äußern.
Dass die Basketballer des FC Schalke 04 am Sonntagabend ab 18 Uhr in der Oberhausener Willy-Jürissen-Halle gegen die Uni Baskets Paderborn spielen werden, ist lediglich noch eine Randnotiz. Im Mittelpunkt steht nämlich eine ganz andere Nachricht: Die königsblauen Basketballer haben ihren Erfolgstrainer Raphael Wilder gefeuert beziehungsweise, um den offiziellen Wortlaut zu wählen, mit sofortiger Wirkung freigestellt.
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Und warum? Die Bilanz in der zweiten Saison nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga Pro A ist doch mit vier Siegen und sieben Niederlagen wahrlich nicht schlecht. „Ich werde nichts kommentieren, das ist nicht mehr meine Befugnis“, sagt Schalkes Basketball-Chef Tobias Steinert. Und warum nicht? „Das sind Themen, die in den Hauptverein wechseln. Da bin ich raus“, antwortet der 32-Jährige. Für Aufklärung sorgt allerdings auch dieser nicht. „Der Verein wird das aktuell nicht kommentieren“, teilt der FC Schalke 04 mit.
17-Uhr-Termin für Mittwoch im Israel-Urlaub abgesagt
Die Angelegenheit scheint offensichtlich so brisant zu sein, dass sie über den Hauptverein geregelt werden muss. Aber wie genau lautet nun der Vorwurf? Nachdem Raphael Wilder am Dienstag in seinem Israel-Heimaturlaub den anberaumten 17-Uhr-Termin für Mittwoch abgesagt und einen spätere Zeit am selben Tag, nämlich 20 Uhr, vorgeschlagen hatte, diese aber von Schalke abgelehnt worden sei, habe ihn Tobias Steinert am frühen Mittwochnachmittag telefonisch von seiner Freistellung informiert. Nach WAZ-Informationen soll es zwischenmenschlich gehapert haben. „Mir ist mitgeteilt worden“, erzählt Raphael Wilder, „dass wegen der Differenzen der vergangenen Wochen und wegen der Heidelberg-Pressekonferenz keine weitere Zusammenarbeit möglich sei.“
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Differenzen? „Okay: Toby und ich haben öfter gestritten. Ohne Wenn und Aber. Er hat auch gesagt, ihm seien bei der Liga-Tagung Dinge zu Ohren gekommen“, antwortet Raphael Wilder. „Aber ich habe noch keinen Grund, ich weiß nichts.“
Wilder: „Ich bin weder verwarnt noch abgemahnt worden“
Und Heidelberg? Da hatte es doch vor zwei Wochen einen ziemlich überraschenden 79:67-Sieg bei den MLP Academics gegeben. Nach dem Spiel hatte Raphael Wilder vor laufenden Kameras – und dort nicht zum ersten Mal in dieser Saison – angemerkt, dass wegen verletzter Spieler unbedingt nachverpflichtet werden sollte. In Heidelberg am 24. November hatten Lavon Hightower, der nach seiner Meniskus-Operation noch einige Zeit nicht wird spielen können, und Darnell Dunn, der sogar länger auszufallen drohte, wegen einer Knöchelverletzung gefehlt, so dass dem Trainer lediglich neun Spieler zur Verfügung gestanden hatten. „Ich habe immer Sachen verlangt. Fürs Team“, betont Raphael Wilder. „Ich bin ja nicht nur der Trainer, sondern auch der Sportlicher Leiter.“
Fortgesetzt wird die Auseinandersetzung zwischen dem Klub und Raphael Wilder, der Schalke aus der viertklassigen 1. Regionalliga in die zweitklassige 2. Bundesliga Pro A geführt hat, juristisch. Der freigestellte Headcoach und sein Anwalt warten nun auf die Post des Vereins, die am Montag eintrudeln soll. Verwundert ist Raphael Wilder darüber, dass er diese Freistellung, an deren Rechtmäßigkeit er zweifelt, plötzlich und unerwartet erhalten hat. „Ich bin weder verwarnt noch abgemahnt worden“, sagt er. „Es hat auch nie ein Gespräch gegeben.“
Co-Trainer Alexander Osipovitch übernimmt
Und wie geht’s sportlich weiter? Schon gegen Paderborn wird der bisherige Co-Trainer Alexander Osipovitch als Headcoach auf der Bank sitzen. „Er genießt unser vollstes Vertrauen“, wird Tobias Steinert auf der Internet-Seite der königsblauen Korbjäger zitiert. „Seit mehr als zwei Jahren macht er auf Schalke einen tollen Job. Wir sind uns sicher, dass er unser Team am Sonntag und bei den kommenden wichtigen Spielen gut einstellen wird.“
Raphael Wilder, der sich am Donnerstagabend von seinen Basketballern verabschiedet hat, wird am Sonntag nicht nach Oberhausen fahren. „Ich will das Team nicht belasten und keinen Stress reinbringen“, sagt der 66-Jährige. „Ich werde meine Arbeit auch nicht fortführen, ich will keinen Eklat.“