Gelsenkirchen. Timo Becker trifft mit Schalkes U 23 am Samstag auf seinen ehemaligen Klub, auf Rot-Weiss Essen. „Ich brenne“, sagt er im WAZ-Interview.

Wenn Torsten Fröhling, dem Trainer der U-23-Fußballer des FC Schalke 04, jemand etwas über Rot-Weiss Essen erzählen kann, dann ist es Timo Becker. Der Innenverteidiger hat vor seiner Rückkehr im Sommer nach Gelsenkirchen sechs Jahre lang das RWE-Trikot getragen. Nun kommt es am Samstag (14 Uhr) in der Mondpalast-Arena zum Revierderby dieser beiden Regionalligisten. Wir haben mit dem 22-Jährigen gesprochen.

Und? Hast Du die 1:2-Niederlage gegen den SV Rödinghausen verdaut?

Timo Becker: Ja. Aber es war sehr bitter für uns, weil wir ein starkes Spiel gemacht haben, mit dem am Anfang gar nicht so zu rechnen war. Wenn man allein die Chancen sieht, die wir hatten...

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Ihr liegt auf Rang neun. Wie fällt Deine bisherige Saisonbilanz aus?

Du musst ja zunächst einmal bedenken, dass wir Aufsteiger sind. Und dafür bin ich bisher zufrieden. Zumal wir ja zum Beispiel auch verschiedene Heimplätze in Bottrop und Wanne-Eickel haben und mal mit Profis und mal ohne spielen, was bei einer U-23-Mannschaft einfach auch dazugehört.

Gegen Rödinghausen hast Du Dein drittes Saisontor erzielt und bist damit in der internen Torschützenliste auf Platz zwei. Weißt Du, wer der einzige Schalker ist, der vier Treffer hat?

Damit habe ich mich noch nicht befasst. Ich versuche, so viele Tore wie möglich zu schießen, auch wenn das als Verteidiger nicht immer ganz einfach ist. Fatih Candan?

Nein.

Dann ist ihm das eine Tor nicht anerkannt und als Abseitstor gewertet worden. Jetzt kann es eigentlich nur noch Fabian Reese sein.

Timo Becker trifft mit der Schalker U 23 am Samstag auf Rot-Weiss Essen.
Timo Becker trifft mit der Schalker U 23 am Samstag auf Rot-Weiss Essen. © Olaf Fuhrmann

Deine ersten beiden Klubs waren der Erler SV 08 und die SSV Buer. Gibt es noch Kontakte?

Nach Erle habe ich keine Kontakte mehr, damals war ich aber auch noch recht jung. Das ist bei der SSV Buer anders. Da habe ich zu meinem ehemaligen Trainer und zu ein paar Spielern noch Kontakte, und wir schreiben uns immer mal wieder.

Wer war Dein Jugendtrainer bei der SSV?

Andreas Pick. Ich bin ihm bis heute noch dankbar. Er hat viel für mich getan und mich letztlich auch zu Schalke gebracht.


Anm. d. Red.: Aktuell ist Andreas Pick Trainer des SC Schaffrath, des Tabellenneunten der Staffel 1 der Kreisliga A.

Nun kommt am Samstag Rot-Weiss Essen in die Wanne-Eickeler Mondpalast-Arena, also der Klub, für den Du vor Deinen Wechsel zurück zu Schalke sechs Jahre gespielt hast. Wird es ein besonderes Spiel?

Für mich persönlich auf jeden Fall, aber auch für alle anderen Spieler unserer Mannschaft. Es werden viele Fans kommen, und Essen ist nach wie vor ein hochangesehener Klub. Ich spiele gegen meine ehemaligen Kameraden, vor meinen ehemaligen Fans. Da brenne ich natürlich.

Was macht Rot-Weiss Essen so besonders?

Der Verein an sich ist schon etwas Besonderes. So eine Fan-Zustimmung und so eine Lautstärke sind einzigartig. Und das Stadion ist der Regionalliga ja auch nicht würdig. Dort müsste in viel höheren Ligen gespielt werden.

Warum bist Du nicht in Essen geblieben?

Es hat nicht viele Gespräche gegeben, und ich wollte nicht länger warten. Deshalb habe ich mich entschieden zu wechseln.

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Und dann hast Du nach ein paar Testspielen wieder auf Schalke unterschrieben.

Ich glaube, ich habe hier immer noch auf der Liste gestanden, weil ich ja als Jugendlicher auch schon hier war. Der Kontakt ist dann wieder über U-23-Scout Manfred Dubski entstanden. Und wenn Schalke anruft, dann überlegt man ja nicht lange.

Warum hast Du Schalke damals verlassen?

Ich habe in der U 16 keine große Rolle gespielt, und mir war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Da kam dann auch schon Essen. Und die Chance, in der Junioren-Bundesliga zu spielen, habe ich mir nicht nehmen lassen.

Apropos Bundesliga: Für das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf am 9. November hast Du im Schalker Profi-Kader gestanden.

Da ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Jeder junge Kerl träumt davon, einmal in der Bundesliga dabei zu sein. Und ich habe das ermöglicht bekommen. Ich hatte drei Tage Gänsehaut, und meine Eltern, die immer alles für mich geben, konnten ihre Tränen nicht zurückhalten.

Timo Becker, der Schalker U-23-Innenverteidiger, hat bis zu seiner Rückkehr im Sommer sechs Jahre lang für Rot-Weiss Essen gespielt.
Timo Becker, der Schalker U-23-Innenverteidiger, hat bis zu seiner Rückkehr im Sommer sechs Jahre lang für Rot-Weiss Essen gespielt. © Olaf Fuhrmann

Wie bist Du aufgenommen worden?

Das geht sehr schnell im Fußball, du lernst die Spieler schnell kennen. Wir sehen uns ja sowieso ab und zu auf dem Trainingsgelände.

Gespielt hast Du dann aber nicht, obwohl drei Innenverteidiger verletzt gefehlt haben: Benjamin Stambouli, Salif Sané und Matija Nastasić.

Das Gefühl war trotzdem grandios. Dann stellst du nicht den Anspruch, auch zu spielen. Ich habe jede Minute aufgesaugt, weil ich die Chance bekommen hatte, dabei zu sein.

Und was wäre nun am Samstag schöner? Mit der U 23 gegen Rot-Weiss Essen zu spielen oder bei den Profis in Bremen auf der Bank zu sitzen?

Das ist eine schwierige Frage. Zum Kader der Lizenzmannschaft zu gehören, ist natürlich immer eine große Ehre. Beides wäre schön, aber das geht ja leider nicht.

Die Rot-Weissen werden am Samstag als haushohe Favoriten starten?

Als Favorit auf jeden Fall. Die Essener haben momentan ja auch einen Lauf und am vergangenen Wochenende Alemannia Aachen mit 3:0 geschlagen. Das musst du erst einmal schaffen. Aber in unserer Liga gibt es keine einzige Mannschaft, die haushoher Favorit ist.

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Spielst Du eigentlich nur Fußball?

Ja. Das war schon immer mein Traum, und der hat sich jetzt erfüllt.

Und Dein nächstes Ziel ist ein Profi-Vertrag?

Damit würde sich natürlich ein große­r Traum erfüllen. Aber ich weiß, dass es sehr schwierig ist und ich weiterhin hart dafür arbeiten muss.