Mittersill. Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider schaut sich in Mittersill alles ganz genau an. Mit Torwart Nübel will er vor dem Start konkret reden.
Der FC Schalke 04, der selbsternannte Kumpel- und Malocherclub, ist derzeit voll im Malochermodus. Noch bis Samstag werden im Trainingslager in Österreich die Grundlagen für die Saison gelegt, die für die Königsblauen am 10. August mit dem Spiel in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals gegen den Regionalligisten SV Drochtersen/Assel beginnt. Einer, der das Geschehen auf dem Rasen des Waldstadions in Mittersill ganz genau beobachtet, ist Jochen Schneider. Der Sportvorstand hat seinen Platz auf einer Bierzeltbank in einem weißen Pavillon auf Höhe der Mittellinie.
„Wir wissen, dass wir noch einiges zu tun haben, dass einiges noch nicht rund läuft. Aber dafür ist ja eine Saisonvorbereitung da“, sagte der 48-Jährige, der selbst noch einen Berg voll Arbeit vor sich herschiebt. Gerne würde Schneider noch einen neuen Spieler verpflichten – bevorzugt einen Linksverteidiger oder einen Stürmer. Und noch viel lieber würde er den Vertrag mit Torwart Alexander Nübel verlängern. Doch der U21-Nationaltorwart, dem seit Anfang Juli ein Angebot zu einer langfristigen Vertragsverlängerung vorliegt, zögert noch. „Alex soll ruhig in die Vorbereitung reinkommen und sich auf sein Training konzentrieren. Vor dem Saisonstart werden wir dann ein konkreteres Gespräch führen“, sagte Schneider.
Bei möglichen Transfers bittet Schneider, der im März als Nachfolger von Christian Heidel von RB Leipzig ins Ruhrgebiet kam, ebenfalls um Geduld. Fest steht: Bis Samstag, bis zur Heimreise nach Gelsenkirchen, wird Schalke keinen neuen Spieler präsentieren. Das hat Schneider in Mittersill klargestellt. „Wir haben gesagt, dass wir gegebenenfalls noch einen Spieler hinzunehmen, es können auch zwei Spieler sein. Aber es muss vieles passen“, sagte Schneider und ergänzte: „Es kann auch sein, dass wir gar keinen Spieler mehr holen.“ Auf die Frage, ob er in diesem Fall mit einem guten Gefühl in die Saison gehen würde, antwortete er kurz und knapp: „Ja.“
Was Schalke braucht, sind Teamplayer
Eine Vielzahl an Zugängen gab es hingegen schon bei der Mannschaft hinter der Mannschaft, dem Staff. Michael Reschke ist als Technischer Direktor gekommen. Sascha Riether, in der vergangenen Saison noch Spieler auf Schalke, ist Koordinator der Lizenzspielerabteilung. Als Schneiders „rechte Hand“ ist René Grotus von RB Leipzig zum S04 gewechselt. Massimo Mariotti soll sich unter anderem darum kümmern, Neuzugängen auch abseits des Platzes bei der Integration behilflich zu sein. Außerdem ist mit Sascha Lense ein Sportpsychologe permanent bei der Mannschaft. Auch ein Ernährungsberater ist verpflichtet worden. Eurofighter Mike Büskens, in der vergangenen Saison noch Co-Trainer unter Interimstrainer Huub Stevens, wird noch eine neue Aufgabe im Verein bekommen. „Wir haben Anfang August einen Termin“, sagte Schneider.
Euphorie sieht anders aus
Noch sind es nicht mehr als knapp 500 Fans, die die Trainingseinheiten der Schalker Profis verfolgen. In den vergangenen drei Jahren, in denen sich die Königsblauen schon in Mittersill auf die Saison vorbereiteten, war der Andrang der S04-Anhänger während des Trainings deutlich höher.
Jochen Schneider sagt dazu: „Euphorie sieht anders aus. Aber das ist normal. Wir haben die letzte Saison als 14. beendet. Es ist mehr als verständlich, dass die Fans erstmal schauen wollen, was passiert.“
Schalkes Sportvorstand hat im Staff also dringenden Handlungsbedarf gesehen. Für Schneider ist ein breit aufgestelltes Team nur zeitgemäß. „Wir haben das getan, was wir für notwendig gehalten haben. Ich glaube nicht, dass unser Staff jetzt größer als der der anderen 17 Bundeslisten ist“, sagte er. Als Vorwurf an seinen Vorgänger Christian Heidel will er diese Aussage aber nicht verstehen. „Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen, was war. Der Schwabe stellte klar: „Ich bin für die Gegenwart und die Zukunft da.“
Bei der Auswahl seiner Mitarbeiter sei es ihm vor allem auf „Qualität“ angekommen. „Darauf, dass sie den Job woanders schon mal gut gemacht haben und dass es gute Typen sind. Dass es Teamplayer sind, die hier auf Schalke gut in unsere Mannschaft passen“, sagte Schneider. Mitarbeiter, die nicht nur Malocher sind – sondern auch Kumpel.