Gelsenkirchen. Erst den Vertrag auf Schalke verlängert, dann nach Norwich gewechselt: Sportvorstand Schneider sagt, was es mit Ralf Fährmann auf sich hat.

Der Abschied von Ralf Fährmann von Schalke 04 bekam am Freitag dann noch einmal eine ganz besondere Note: Erst verlängerte er seinen Vertrag auf Schalke um ein weiteres Jahr bis zum 30. Juni 2023 – dann packte der Ur-Schalker seine Koffer und machte die Ausleihe für ein Jahr zum englischen Premier-League-Klub Norwich City perfekt. Wie das? Fährmann geht, um später wieder nach Schalke zurückzukommen. So ist es zumindest im Moment vereinbart.

Fernweh ist nicht der Grund für den Wechsel

„Ich werde ja nicht für immer weg sein von Schalke“, sagte der Torwart, der im Alter von 14 Jahren aus Chemnitz in die Knappenschmiede kam und mit Ausnahme von zwei Jahren in Frankfurt (2009 bis 2011) seitdem immer nur für Schalke gespielt hat. Nun geht er auf die Insel, und ein wenig muss man aufpassen, dass man nicht von einer „Flucht“ spricht. Denn dass Ralf Fährmann Schalke verlässt, hat natürlich nichts mit plötzlich entdecktem Fernweh nach England zu tun. Der Wechsel ist der komplizierten Schalker Torwart-Situation geschuldet.

Ralf Fährmann verlor im Januar seinen zuvor so fest zementierten Stammplatz an den jungen Alexander Nübel, und der machte seine Sache so gut, dass es wenig Grund gibt, an dieser Reihenfolge etwas zu ändern. Weil sich Fährmann aber mit 30 Jahren im besten Torwart-Alter befindet und das kommende Jahr nicht auf der Bank verbringen will, kam die Anfrage von Norwich City gerade recht. Außerdem hatte Schalke die Möglichkeit, die Stelle des Ersatztorwarts mit Markus Schubert günstig zu besetzen.

Kompliziert wird es nur, wenn sich auch Nübel in den Vertragsgesprächen gegen Schalke entscheiden sollte und noch in diesem Sommer verkauft wird, um eine Ablöse zu generieren. Aber das muss dann nicht mehr Fährmanns Problem sein.

Der Torwart, der ja bis zuletzt auch noch Schalkes Kapitän war, ist bereit für ein neues Abenteuer. „Ich freue mich auf die Premier League, die aktuell vermutlich sogar die stärkste Liga der Welt ist“, sagte Fährmann und machte eine kleine Einschränkung, die seine Verbundenheit zu Königsblau gut ausdrückt: „Es wird neu sein für mich, der so sehr auf Schalke verwurzelt ist, andere Trikotfarben zu tragen.“

Gelb. Ausgerechnet Gelb.

Bald gibt’s ein Wiedersehen mit Schalke

Fährmann hat sich in Norwich bereits umgesehen, außerdem hätten ihn die Verantwortlichen für die Herausforderung begeistert, „sich mit einem ehrgeizigen Außenseiter und einem sehr begeisterungsfähigen Umfeld in einer ungeheuer starken Liga zu bewähren“. Norwich ist Aufsteiger in die Premier League. Und noch etwas macht den Wechsel speziell: Bereits in zwei Wochen (19. Juli) trifft Schalke in einem Testspiel in Lotte auf Norwich – mit Fährmann.

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Bleibt die Frage, warum Schalke den Vertrag mit Fährmann, der noch bis 2022 lief, vor der Ausleihe noch bis 2023 verlängert hat. „Damit haben wir eine länger zurückliegende Zusage des Vereins umgesetzt“, erklärt Sportvorstand Jochen Schneider. „Ralf ist als Identifikationsfigur ein starkes Stück Schalke. Wir wünschen ihm von Herzen eine erfolgreiche Premier-League-Saison und freuen uns schon heute auf seine Rückkehr im Sommer 2020.“

So ist es zumindest geplant.