Gelsenkirchen. . „Das muss die Familie vielleicht auch ein bisschen auffangen“, sagt der 22-jährige Keeper des FC Schalke 04. „Man geht nicht mehr so gerne raus.“
Der junge Mann hat auch ein feines Handgelenk, mit dem er vielleicht sogar Uwe Gensheimer ein bisschen beeindrucken könnte, den Kapitän der Handball-Nationalmannschaft. Alexander Nübel beherrscht den Dreher auch mit dem größeren Fußball und sogar mit Handschuhen. Der Keeper des Bundesligisten FC Schalke 04 steht am Dienstag bei der zweiten Einheit am Nachmittag hinter der Torauslinie und wirft die Bälle mit Effet ins Tor – zumindest einige.
Wie schon beim Vormittag-Training schauen rund 100 Fans zu, und einige von ihnen erzählen, dass sie vom Klassenerhalt fest überzeugt seien und es vielleicht noch einen schönen Moment in dieser Saison geben könne, wenn ihre Schalker dem Erzrivalen aus Dortmund ausgerechnet im Revierderby am 27. April die Meisterschaft vermasselten.
Büskens feiert mit zwei Trainingseinheiten Geburtstag
Zunächst aber schuften die Königsblauen jetzt für den Klassenerhalt und verschwenden an den BVB noch keinen Gedanken. „Es läuft sehr gut“, sagt Alexander Nübel und erzählt, dass sich alle über Huub Stevens und Mike Büskens sehr gefreut hätten. Und der Co-Trainer, der seinen 51. Geburtstag an diesem Dienstag mit zwei Trainingseinheiten statt mit einer ausgiebigen Party feiert, greift auch immer wieder mal ein beziehungsweise unterbricht das Geschehen – und das hin und wieder auch sehr lautstark.
Aber was ist denn nun anders? „Jeder Trainer ist anders, jeder hat seine eigenen Vorstellungen vom Spielen“, sagt Alexander Nübel. „Wir hatten ja heute den ersten Tag, an dem wir richtig trainieren konnten. Da haben wir viel Fußball gespielt, was uns alle gefreut hat. Die erste Einheit wurde mit dem Laufen nicht so schön gestartet, aber sonst war‘s ein schöner Fußballer-Tag.“
Nübel über Stevens’ Ansprache: „Sehr persönlich“
Der U-21-Nationaltorwart versichert auch, dass die Stimmung in der Kabine nicht schlecht und die aktuell schlechte Position – Rang 15 – dort auch nicht das beherrschende Thema sei. Aber? „Klar, zu Hause ist man nicht so gut gelaunt“, sagt Alexander Nübel. „Das muss die Familie vielleicht auch ein bisschen auffangen. Man geht nicht mehr so gerne raus, und man ist ein bisschen mehr zu Hause. Das merkt man schon. Aber so in der Kabine ist es relativ normal.“
Für eine gewisse Normalität sind vor allem auch Huub Stevens und Mike Büskens verantwortlich. Und Alexander Nübel hat die Ansprache seines neuen Cheftrainers sehr wohlwollend aufgenommen. „Sehr persönlich, mental sehr stark“. sagt er. „Ich glaube, dass Huub Stevens dank seiner Erfahrung weiß, worum es geht. Und das brauchen wir jetzt auch, weil wir unten drinstecken und Punkte sammeln müssen. Es ist wohl entscheidend, dass wir mental einen Umbruch hinbekommen, um wieder erfolgreich zu werden. Es hat doch jeder im Unterbewusstsein, dass wir da unten stecken.“
Nübel über Tedesco: „Er ist ein überragender Trainer“
Anscheinend hat Huub Stevens an den ersten Tagen seines dritten Schalker Trainer-Engagement vor allem eines versucht: nicht nur von den Tugenden der Königsblauen zu sprechen, sondern diese auch seinen Spielern zu vermitteln. „Wir sollen jetzt erst einmal frei werden im Kopf und Vollgas geben, und das auch neben dem Platz“, erzählt Alex Nübel. „Wir sollen das jetzt leben. Jetzt ist der volle Fokus auf Fußball gerichtet, wir sollen uns nur noch darüber Gedanken machen.“
Daher bleibt eigentlich auch keine Zeit mehr, über die Vergangenheit zu grübeln. Ein paar Worte zum am Donnerstag entlassenen Domenico Tedesco soll Alexander Nübel dann aber doch sagen. Und? „Er ist ein überragender Trainer. Ich habe ihm viel zu verdanken“, sagt Schalkes Nummer 35. „Deshalb tut es mir auch leid. Aber in dieser Situation geht es nur um den Verein.“