Gelsenkirchen. . Der 18-Jährige spielt für die Türkei bei der U19-Europameisterschaft. Schalkes U19-Trainer Norbert Elgert erwartete ihn aber im Trainingslager.
Am vorletzten Tag des einwöchigen Trainingslagers in Billerbeck lud Norbert Elgert seine Spieler ins Freibad ein. „Ein bisschen schwimmen, ins Wasser springen, Spaß haben. Das haben sich die Jungs nach den intensiven Tagen mehr als verdient“, sagt der Schalker U19-Trainer, der etwas abseits saß, seine Mannschaft beobachtete und sich trotz des „rundum gelungenen Trainingslagers“ so seine Gedanken machte. Das lag daran, dass ein Spieler, den Norbert Elgert in Billerbeck erwartet hatte, dort gar nicht angekommen ist: Ahmed Kutucu. Und das könnte Folgen haben.
Der 18-Jährige gehörte zur Delegation der Schalker Profis, die sich am 2. Juli auf den Weg zur Marketingreise nach China machte. Elgert war darüber informiert. Die Vereinbarung lautete allerdings: Gleich nach der Rückkehr aus China, Ende der vergangenen Woche, sollte Kutucu ins Trainingslager der U19 nach Billerbeck gebracht werden. Statt ins Münsterland zur Schalker U19, zu der Ahmed Kutucu offiziell gehört, ging die Reise für ihn allerdings nach Finnland. Dort spielt er für die türkische U19-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft. Am Dienstagnachmittag traf die Türkei auf England, Kutucu stand in der Startelf.
Team erarbeitet Werte und Ziele
Elgert hätte seinen Spieler lieber in Billerbeck gesehen. Die gemeinsamen Tage im Hotel Weissenburg sind für ihn immens wichtig. „Hier geht es nicht nur um Fußball. Hier erarbeiten wir auch gemeinsam Werte und Ziele“, sagt er.
Elgert hält die Entscheidung, dass Kutucu an der U19-Europameisterschaft teilnimmt, für falsch. „Ahmed geht ohne richtige Vorbereitung in ein solches Turnier, das ist Steuerungschaos“, sagt er.
Unausgesprochen bleibt von dem 61-Jährigen: In die Entscheidung, dass Kutucu nach Finnland flog, wurde er nicht eingebunden. Nach WAZ-Informationen wurde sie von Schalkes Manager Christian Heidel getroffen.
Ahmed Kutucu verlängerte bei Schalke bis 2020
Kutucu gilt auf Schalke als Talent, das sich durch gute Leistungen in der U19 in den Vordergrund gespielt hat, und dem man den Sprung in den Profikader zutraut. Auch Elgert hält den gebürtigen Gelsenkirchener, der seit 2011 für Schalke spielt, für einen „sehr talentierten“ Spieler. Der Fußballlehrer weist allerdings auch darauf hin, dass ihm noch die Konstanz fehlt und er eine entsprechende altersgerechte Ausbildung in der A-Jugend für unerlässlich hält. Nach der Vertragsverlängerung bis 2020, die Kutucu im Februar unterschrieb, sagte Elgert: „Jetzt geht es für ihn erst richtig los. Es gilt nun für ihn, eineinhalb Jahre lang in der U19 richtig Gas zu geben, um sich bestmöglich zu entwickeln und Spitze zu werden.“
Sowohl sportlich als auch in der Entwicklung als Mensch. Denn das, was man nicht mit dem Ball am Fuß erlernen kann, hält Elgert für fast noch wichtiger: Charakterbildung, Wertevermittlung, Integrität.
Wie es für Kutucu auf Schalke weitergeht, ist offen. „Solange ich da bin, stehe ich mit meinem Rat gerne zur Verfügung. Was optimale Talentförderung betrifft, kenne ich mich ganz gut aus“, sagt Elgert. Seine Bilanz unterstreicht das in beeindruckender Weise: In über 20 Jahren, in denen der Ex-Profi für die Schalker A-Jugend zuständig ist, haben sich viele, viele Talente den Traum vom Profifußball erfüllt. Auf Schalke, oder in anderen Klubs. Darunter die vier Weltmeister Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler.