Gelsenkirchen. . Die Königsblauen spielen Freitag gegen Leverkusen – den Klub, der Domenico Tedesco ebenfalls verpflichten wollte. Schalke war aber überzeugender.
Dass Domenico Tedesco in der vergangenen Saison beim FC Erzgebirge Aue einen verdammt guten Job gemacht haben muss, wird ihm an diesem Freitagabend noch einmal eindrucksvoll vor Augen geführt: 60 000 Zuschauer werden in der Arena sein, wenn Schalke 04 auf Bayer Leverkusen trifft – ein Duell zweier Vereine, die über Jahre für guten deutschen Fußball selbst im Europapokal standen, und der gerade erst 32 Jahre alt gewordene Fußballlehrer ist als Trainer von Schalke 04 mittendrin. Es hätte schlimmer kommen können für Domenico Tedesco, den ehemaligen Zweitliga-Trainer von Erzgebirge Aue.
Völler suchte Korkut-Nachfolger
Wenn Tedesco vor dem Anpfiff den Blick durch die Arena schweifen lässt und hinüber zu seinem Trainer-Kollegen Heiko Herrlich blickt, dann wird ihm unweigerlich auch einmal der Gedanke kommen: Er hätte sogar ebenso gut auch dort sitzen können, wo Heiko Herrlich jetzt seinen Platz hat. Denn auch Bayer Leverkusen wollte den jungen Trainer im vergangenen Mai verpflichten, als unterm Bayer-Kreuz ein Nachfolger für Interims-Trainer Tayfun Korkut gesucht wurde. Leverkusen bot damals angeblich sogar deutlich mehr Gehalt, doch Schalke war auf jeden Fall überzeugender. Denn die Königsblauen bekamen den Zuschlag und Bayer musste umdisponieren – Sportchef Rudi Völler war nicht gerade begeistert.
Gegenüber dieser Redaktion sagte Völler: "Wir haben Tedesco von mehreren Beratern angeboten bekommen. Und da er einen guten Job in Aue gemacht hat, war er auf einer Liste mit einigen Namen." Dass Leverkusen Tedesco ein doppelt so hohes Gehalt geboten haben soll wie Schalke, sei "absoluter Blödsinn", betonte Völler.
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Wie groß für Domenico Tedesco damals die Versuchung war, nach Leverkusen zu gehen, mag er heute nicht mehr beurteilen. „Ich kann nur eines sagen: Dass ich mich im Sommer sehr über den Kontakt zu Schalke 04 gefreut habe und dass ich unheimlich stolz bin, zu 100 Prozent Schalker Trainer zu sein. Das liebe ich, das lebe ich, und nur das zählt. Ich habe mich bewusst für diesen Verein entschieden. Deswegen bin ich froh, hier zu sein.”
Die Aufgaben auf Schalke und bei Bayer waren im Sommer ähnlich: Beide Vereine suchten nach einer gründlich missratenen Vorjahres-Saison neue Wege – wie geschaffen für einen jungen Trainer, der nach oben will. Schalke hatte den besseren Start, gewann unter Tedesco drei der ersten vier Bundesliga-Spiele. Inzwischen haben sich beide Klubs angenähert, mit einem Sieg an diesem Freitag (20.30 Uhr) in der Arena könnte Bayer in der Tabelle sogar an Schalke vorbeiziehen. Tedesco glaubt zu wissen, was die Gäste so gefährlich macht: „Auf allen Positionen haben sie Top Speed.“ Leverkusen würde seine Sache richtig gut machen – „ein Gegner, der auch einen neuen Trainer hat“.
Leverkusen immer unbequem
Schon in den vergangenen Jahren war Leverkusen stets ein unbequemer Gegner, der sogar dreimal in Folge in der Arena gewonnen hat – an der 0:1-Niederlage im vergangenen Dezember hatte Schalke lange zu knacken. „Ein ganz bitteres Spiel“, erinnert sich Manager Christian Heidel: „Das möchten wir am liebsten komplett aus dem Gedächtnis streichen.“ Schalke hielt sich aber beim Rückspiel schadlos und gewann mit 4:1 in Leverkusen – es war wohl das beste Spiel unter Markus Weinzierl. Geholfen hat es nichts mehr, weshalb Heidel sich nach der Saison auf Trainersuche machte und mit Tedesco seinen Wunschkandidaten bekam – sonst wäre der Einser-Fußballlehrer womöglich in Leverkusen gelandet.
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Dass Rudi Völler ihm die Sache heute noch übel nehmen könnte, glaubt Heidel nicht: „Ich habe nicht den Eindruck“, lächelt Schalkes Manager – man sei sich seitdem ja schließlich schon ein paar Mal wieder über den Weg gelaufen. Viel mehr will auch Heidel nicht dazu sagen, wie er Tedesco zum Wechsel nach Schalke überzeugt hat. Nur so viel: „Ich bin sehr froh, dass der Trainer jetzt hier bei uns ist.“