Gelsenkirchen. . Menze hat die Knappenschmiede gegründet und ist Schalkes Strippenzieher im Auswärtigen Dienst. Dafür wird er auf der Jahreshauptversammlung geehrt.
Sein Büro in der dritten Etage, wo auch der Vorstand seine Räumlichkeiten hat, sieht fast aus wie ein kleines Museum: Nirgendwo sonst hängen so viele Bilder an der Wand wie hier – Bilder, die die Schalker Geschichte erzählen; natürlich auch von den alten Meistern. Bodo Menze zeigt auf ein Foto mit dem unvergessenen Berni Klodt und sagt: „Der war mein erster Trainer auf Schalke.” Vor über 50 Jahren war das, als Bodo Menze, heute 62, bei den Knappen mit dem Fußballspielen angefangen hat.
Am 23. September 1964 hat er seinen Aufnahmeantrag unterschrieben, bei der Jahreshauptversammlung am kommenden Sonntag wird er für 50 Jahre Mitgliedschaft beim FC Schalke 04 geehrt: Bodo Menze, nicht nur ein treuer Knappe. Sondern auch ein hoch anerkannter Funktionär und vor allem ein verlässlicher Mensch in einer Zeit, in der sich das Rad im Fußball immer schneller dreht.
Als die Königsblauen im Frühjahr noch darum bangen mussten, ob sie in der kommenden Saison überhaupt wieder europäisch Fußball spielen würden, stand schon längst fest: Zumindest mit Bodo Menze bleibt Schalke 04 so oder so international vertreten. Der 62-Jährige hat einen festen Platz als Delegierter von Schalke 04 in der European Club Association (ECA), der Interessenvertretung der europäischen Fußballvereine. Menze ist hier zweiter Vorsitzender der Arbeitsgruppe Nachwuchs-Leistungsförderung und damit Stellvertreter des früheren Weltklasse-Torwarts Edwin van der Sar von Ajax Amsterdam. Er referiert auf Kongressen, bringt Erfahrungen von und für Schalke 04 ein und repräsentiert die Königsblauen auch sonst in internationalen Angelegenheiten. Bodo Menze ist quasi Schalkes Strippenzieher im Auswärtigen Dienst.
Als Dolmetscher schwitze Menze Blut und Wasser
Ein Amt, das perfekt zu seiner Vita passt. Denn zum einen hat er sich auf internationalem Parkett einen Namen gemacht, als er 2003 beim Länderspiel gegen Frankreich in der Arena und ein Jahr später beim Champions-League-Finale zwischen Porto und Monaco für internationale Größen wie Jacques Santini, Zinedine Zidane oder Didier Deschamps den Dolmetscher gab – „damals habe ich Blut und Wasser geschwitzt”, lacht Menze. Eine nette Übertreibung – schließlich ist er ausgebildeter Französisch-Lehrer. Und zum anderen kommt er im Fußball aus der Nachwuchsarbeit. Was Bodo Menze hier für Schalke 04 aufgebaut hat, ist mit Geld eigentlich nicht zu bezahlen.
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Heribert Bruchhagen, Günter Eichberg und Helmut Kremers holten ihn zum 1. April 1991 als ersten hauptamtlichen Nachwuchsleiter nach Schalke – Menze war zuvor sechs Jahre lang Trainer beim Fußballverband Niederrhein; dass er erst wechselte, nachdem er mit seiner Niederrhein-Auswahl zuvor noch eben den Amateur-Länderpokal gewonnen hatte, sagt viel über sein Pflichtgefühl aus.
Menze holte Manni Dubski und Norbert Elgert
Auf Schalke lag die Nachwuchsarbeit zu dieser Zeit total brach, Menze sorgte endlich für Strukturen. Seine wichtigsten Amtshandlungen: Er holte 1992 mit Manni Dubski und 1996 mit Norbert Elgert vorzügliche Trainer für die ältesten Jugendmannschaften. „Manni Dubski war der ideale B-Jugend-Trainer, weil er mit den Jungs in der Pubertät gut klar kam”, sagt Menze: „Und Norbert Elgert ist der ideale A-Jugend-Trainer, weil er das Strategische und Taktische eingebracht hat und die Jungs so auf den Profifußball vorbereitet hat.”
Dass die Knappenschmiede, wie sie heute heißt, seitdem unter anderem vier Weltmeister hervorgebracht hat (Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes, Julian Draxler), ist das eine Produkt der Arbeit. Das andere sind die Erfolge mit den Mannschaften. Nur eine kleine Auswahl: 1993 Vize-Pokalsieger der A-Jugend, 1997 Vize-Pokalsieger der A-Jugend, 2002 Pokalsieger der A-Jugend und Deutscher Meister der B-Jugend, 2006, 2012 und vor ein paar Wochen auch im Jahr 2015 Deutscher Meister der A-Jugend. „Das Wichtigste in der Jugendarbeit”, erklärt Menze, „ist die Kontinuität – gerade bei den Trainern, denn die sind der ruhende Pol.” Elgert und Dubski, die er geholt hatte, arbeiten noch heute für Schalke, wenngleich Dubski inzwischen Co-Trainer der U23 ist.
Nachwuchsarbeit Stück für Stück in andere Hände gelegt
Menze selbst hat im Laufe der Jahre die Nachwuchsarbeit Stück für Stück in andere Hände gelegt – irgendwann wurde es zu viel, weil der Verein immer mehr gewachsen war. Nachdem Helmut Schulte 1998 als sportlicher Leiter dazu kam, beschränkte sich Bodo Menze auf die administrative Führung der Nachwuchsabteilung, und im Dezember 2013 entschied er sich auch hier zum Rückzug und konzentrierte sich fortan auf seine internationalen Aufgaben.
Doch seine Projekte, die er für Schalke auf den Weg gebracht hat, bleiben: Wie die Kooperation mit der Gesamtschule Berger Feld (seit 1995) oder die Knappen-Fußballschule (seit 1996). Und Bodo Menze wird die graue Eminenz im Hintergrund bleiben, solange er für Schalke arbeitet. Im nächsten Frühjahr werden’s 25 Jahre – von allen Schalker Funktionsträgern ist nur der „Schwatte” Willi Koslowski, der heute noch die Poststelle leitet, noch länger dabei.
50 Jahre Vereinsmitglied, fast 25 Jahre Funktionär – viel mehr Königsblau geht eigentlich nicht. Bodo Menze steht in seinem kleinen Museum in der dritten Etage der Geschäftsstelle und muss eigentlich mächtig stolz sein. Und dann lacht er: „Die fast 25 Jahre im Dienst kann man schon so einordnen. Aber für die 50 Jahre Mitglied kann ich ja eigentlich nichts – Schalker ist man ja schon seit der Geburt.”