Essen. . Maik Rodenberg hat eine lange Zeit der Verletzungen hinter sich: Nach einem Kreuzbandriss, noch in Diensten von Arminia Bielefeld, wechselte er zu RWE. Doch das Knie machte ihm Probleme. Nun hat sich der 23-jährige zurückgekämpft und wird mit den Rot-Weißen in die Saisonvorbereitung gehen.

Es war kein Traum. Nur noch wenige Zentimeter und Maik Rodenberg (23) hätte den ersten Einsatz bei den Profis in seinen Lebenslauf aufnehmen können. Vor drei Jahren trug der Abwehrspieler von Rot-Weiss Essen noch das Trikot des Zweitligisten Arminia Bielefeld. „Ich stand fertig an der Außenlinie und war kurz vor der Einwechslung“, erinnert sich der Innenverteidiger. Zweimal war das so und beide Male klappte es nicht. Natürlich war er enttäuscht. Doch im Vergleich zu dem, was ihm bevorstand, ist dieses Erlebnis eine Lappalie, eine klitzekleine Randnotiz. Denn der junge Mann musste über zwei Jahre lang schuften, um überhaupt noch auf hohem Niveau Fußball spielen zu können.

Rodenberg mit Kreuzbandriss im Testspiel

Im Winter 2010 bei einem Testspiel mit der Arminia gegen Hannover 96 passierte es: Kreuzbandriss, Bänderriss – ein Totalschaden im Knie. „Es hat richtig gekracht. Ich wusste, dass ich lange Pause haben würde“, erzählt Rodenberg. Es war der erste Knick in der noch jungen Laufbahn, die zur sportlichen Karriere führen sollte.

In Norden von Minden, beim Bezirksligisten SV Kutenhausen-Todtenhausen, hatte der kleine Maik angefangen zu kicken. Er wechselte 2003 auf die Bielefelder Alm und spielte in der U15-Regionalliga. Die Entwicklung des Talents war prächtig. Trainer Ernst Middendorp ließ den A-Jugendlichen in der Ersten mittrainieren, der blonde Defensivmann rückte auf in die Junioren-Nationalmannschaft. U18, U19, U20 – die Türen schienen ihm offen zu stehen. Heute sieht es Rodenberg selbstkritisch: „Ich bin ich nicht dorthin gekommen, wo ich hin wollte.“ Es hätte besser laufen können. „Ich war wohl zu lieb.“ Er habe immer alles gegeben. „Aber ich hätte mehr die Ellbogen ausfahren müssen und sagen müssen: Hier bin ich! Das hat mir gefehlt.“ Ihm sei schon klar gewesen, dass er damals noch nicht erste Wahl war. „Aber ich dachte immer, du kriegst eine Chance.“ Doch die habe er in Bielefeld nie so wirklich bekommen.

Wunsch nach Tapetenwechsel

Nach dem Kreuzbandriss hatte sich Rodenberg gerade wieder herangekämpft, als die enorme Schuldenlast der Arminia öffentlich wurde. Die Bielefelder wollten ihn trotzdem halten. „Doch ich war Meinung, dass mit ein Tapetenwechsel gut tun wird.“ Also entschied sich der Fußballer nach acht Jahren Arminia für RW Essen, wo ihm Trainer Waldemar Wrobel in vielen Gesprächen seine Wertschätzung spüren ließ und Rodenberg eine Perspektive aufzeichnete. „RWE hat Tradition, da kommen 7000 Fans ins Stadion, das ist Wahnsinn. Und das ist es doch genau das, wofür man Fußball spielt.“

Ein Neubeginn an der Hafenstraße, wo der Neue als Hoffnungsträger gehandelt wurde und von Anfang an mit guten Leistungen überzeugte. Der Lange spielte klasse, war auch beim Essener Triumph im DFB-Pokal über den Zweitligisten Union Berlin eine tragende Säule in der Defensive. Doch nach nur vier Auftritten in der Regionalliga machte das Knie erneut Probleme. Sofort keimte der Verdacht, dass es die Folgen seines Kreuzbandrisses sein könnten. Zunächst war es nur ein kleiner Eingriff, um Narbengewebe zu entfernen. Doch das Knie schmerzte weiterhin.

BWL-Studium an der Uni Essen

Alles hat Rodenberg versucht, jede Form der Therapie. Eine regelrechte Tortur war es. Ein Tross von Medizinern und Physiotherapeuten kümmerte sich um ihn, Rodenberg reiste sogar zu einem Spezialisten nach München, machte noch einmal eine Arthroskopie. Kein Befund. Niemand wusste, warum das Knie ständig anschwoll. „Aber ich habe mir den Ballon am Knie auch nicht eingebildet.“

Wochen gingen ins Land, Monate vergingen. Ein eher ruhiger Typ sei er, behauptet Rodenberg von sich. In jener Zeit sei er aber noch stiller geworden. Natürlich komme man ins Grübeln. „Der Erste, mit dem ich alles ausmache, bin ich selbst“, sagt er und lächelt. „Klar, in schlechten Phasen fragt man sich schon, ob das alles noch gut für einen ist. Aber mein stabiles Umfeld hat mir geholfen, die Eltern, Freunde und meine Freundin. Ich habe nie ernsthaft daran gedacht, aufzuhören.“ Zumal die Ärzte ihm immer das Gefühl gaben, „dass ich ohne Weiteres Leistungssport treiben kann“.

Maik Rodenberg lenkte sich ab. Etwas Sinnvolles wollte er tun und hat ein Wirtschaftsstudium (BWL) an der Uni Essen aufgenommen. Und setzte auf den Faktor Zeit. Rodenberg traute sich das Comeback zu, glaubte fest daran und freute sich über jeden noch so kleinen Fortschritt. Und an den Spieltagen hockte er in zivil mit der Mannschaft in der Kabine und flachst herum. „Man gehört doch immer noch dazu“, findet er.

Der Körper hält der Belastung stand

Ehrgeiz und Beharrlichkeit haben sich ausgezahlt. Der Körper hält der Belastung wieder stand. Und wenn die Rot-Weißen am Sonntag die Saisonvorbereitung aufnehmen, wird Maik Rodenberg dabei sein. Die Rot-Weißen geben dem Pechvogel eine Chance und haben seinen Vertrag um ein Jahr verlängert. „Es waren beschissene neun Monate“, blickt der Verteidiger zurück. „Und die letzten zweieinhalb Jahre haben mir gezeigt, dass Fußball nicht alles ist im Leben.“

Diese Zeit habe ihn geprägt. Gelassener sei er geworden. Dass der Klub bereits in Michael Laletin einen weiteren Innenverteidiger verpflichtet hat, stört ihn keineswegs. „Das ist doch normal. Je höher man spielt, desto mehr Druck kommt von den Konkurrenten. Wer darüber nachdenkt, hat schon verloren.“ Das Wichtigste sei sowieso, gesund zu bleiben. Maik Rodenberg nimmt erneut Anlauf. Zum dritten Mal. Und es ist ein weiter Weg.

Maik Rodenberg absolvierte im Nachwuchsbereich elf Länderspiele. 2009 gehörte er zum Aufgebot für die U-20-Weltmeisterschaft in Ägypten. „Ich war der erste Mindener, der bei einer WM dabei war.“ Allerdings weiß der RWE-Verteidiger auch, dass er nie fester Bestandteil der Nationalmannschaft war. „Wenn ich mir die Aufstellung von damals anschaue, sind viele von den Jungs heute Stammspieler in der Bundesliga.“ Unter anderem gehörten Lewis Holtby, Marko Marin und die Bender-Zwillinge dazu.