Essen. Das DFB-Pokalspiel von Rot-Weiß Essen gegen Union Berlin ist an der Hafenstraße der Höhepunkt des Jahres. Insgeheim hoffen die Essener auf eine Überraschung gegen den mäßig gestarteten Zweitligisten aus der Hauptstadt.

Es gab gestern noch einmal richtig Stress auf der RWE-Geschäftsstelle. Die letzten 1000 Tickets für den DFB-Pokalhit am heutigen Freitag gegen den Zweitligisten Union Berlin wurden im Nu unters Volk gebracht. Rot-Weiss läuft heiß und freut sich auf den ersten Höhepunkt der neuen Saison (20.30 Uhr, Hafenstraße). „Wir sind ausverkauft“, meldete RWE-Manager Damian Jamro am Abend. Knapp 14.000 Zuschauer werden im Georg-Melches-Stadion für eine prächtige Kulisse sorgen. Ob auch die Stimmung entsprechend launig sein wird, darüber entscheiden allein die Jungs auf dem Rasen.

Union Berlin mit verpatztem Saisonstart

Die eingefleischten Rot-Weißen zweifeln nicht, dass ihre Mannschaft eine Chance hat gegen den höherklassigen Gast aus der Bundeshauptstadt. Der Optimismus, in der überaus erfolgreichen Vorsaison gesät, treibt mächtige Blüten. Und die verdecken zuweilen die Fakten. Die eindeutig für den Gegner sprechen: Der spielt zwei Klassen höher als RWE in der 2.Bundesliga, hat dort - ganz ambitioniert - einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel ausgegeben.

Aber: Union hat erst einen Punkt aus den ersten beiden Spielen geholt. Und zuletzt die Heimpremiere gegen Fürth mit 0:4 verpatzt. Und RWE? in der Vorbereitung gegen ZSKA Sofia (0:2) ansehnlich mitgespielt, vor einer Woche gegen den Erstligisten SC Freiburg (1:4) mit einer starken Vorstellung eine Stunde lang ein Unentschieden gehalten. „Da sollten wir gegen Union gewinnen können“, lautet das gewagte Fazit.

„Wir sind nicht chancenlos“, findet auch RWE-Trainer Waldemar Wrobel, der jedoch nachdrücklich auf die eigene Außenseiterrolle hinweist. Aber hoffen darf der Außenseiter. Nichts ist unmöglich.

Erstligist Energie Cottbus im Elfmeterschießen rausgekegelt

Vincent Wagner (25) ist einer, der das schon erlebt hat. Vor fast genau vier Jahren, am 4.August 2007, landete er mit RWE einen Pokal-Coup. Rot-Weiss, damals 3.Liga, bezwang den Erstligisten Energie Cottbus nach Elfmeterschießen mit 8:7. War das eine Überraschung. Denn eine Woche zuvor hatten die Essener den Liga-Start gegen RWO mit 1:4 ziemlich kläglich in den Sand gesetzt.

Wagner stand damals bei der Heimpremiere in der Startelf. Er war als talentierter Stürmer nach Essen geholt worden. 24 Tore in 26 Spielen hatte er für den Verbandsligisten Eintracht Schwerin erzielt. Das war die Empfehlung. Gegen Cottbus wurde der heutige Innenverteidiger in der 70. Minute eingewechselt. Es stand 1:1, nach Verlängerung 2:2. Elfmeterschießen. Beim Stand von 7:7 war Wagner als bereits siebter Schütze an der Reihe. Das RWE-Volk zitterte. Oder war es gar entsetzt, dass ausgerechnet dieser junge Mann Verantwortung übernahm, der zuvor zwei dicke Chancen versiebt hatte. Der 21-jährige blieb cool bis ins Mark und versenkte den Ball zum Sieg.

„Ein geiles Gefühl“, strahlte der „Vinz“. „Ich habe gar nicht nachgedacht. Da war nur noch der Ball und ich.“ Genau diesen Mumm wird RWE auch heute benötigen. Vincent Wagner kann es ja seinen Kollegen kurz erklären, wie sie so geht, die Pokal-Überraschung.