Essen. 850 Gäste waren beim Comeback der Essener Sportgala im Colosseum am Wochenedne vor Ort. Das sind die strahlenden Gewinner und Gewinnerinnen.
Als die Band „Deluxe the Radioband“ bei der Sport-Gala im Colosseum Theater ihr finales Lied an diesem Abend intonierte, streckte Richard Röhrhoff die Hand in die Luft und stimmte ausgelassen mit ein: „Don’t stop me now!“ Warum auch? Die Party im Saal war doch gerade in vollem Gange. Und Chef der Essen Marketing-Gesellschaft war bestens gelaunt, weil er zuvor mit seinem Team eine unterhaltsame und kurzweilige Wiederaufnahme der Essener Sportgala inszeniert hatte. „850 Gäste, und das gleich beim ersten Mal, das ist fantastisch.“
Wiederholung ganz sicher erwünscht. Nach mehr als zehn Jahren hat die „Sportler des Jahres“-Wahl in Essen wieder einen würdigen Rahmen bekommen. Endlich, freut sich die breite Sportszene, lange genug musste man ja jedes Jahr etwas neidisch zu den Nachbarstädten schielen, wo die Kür der besten Athletinnen und Athleten vor großem Publikum stattfindet. Doch an diesem Abend war die Ruhrmetropole spitze und mehr als konkurrenzfähig – mit dem atmosphärisch illuminierten Veranstaltungsort ebenso wie bei der Siegerliste, die zeigte, wie vielfältig und hochklassig das Niveau im Sport in dieser Stadt sein kann.
Essener Sportgala 2025: Die SGS Essen überflügelt auch RWE als Team des Jahres
Das Programm im Theatersaal startete mit einem Knall und glitzerndem Funkenregen, der den Auftritt der Tanzschule „dance & more“ untermalte. Allein solche pyrotechnischen Effekte sind was fürs Auge wie auch die akrobatische Temposhow von „Urbanatix“. Die Leinwand wiederum, die für die jeweiligen Einspieler von der Decke gelassen wurde, informierte das Publikum über die Kandidaten. Allein diese technische Ausstattung ermöglichte den professionellen Auftritt. „Eine perfekte Kulisse“, meinte zufrieden OB Thomas Kufen, auf dessen Initiative hin dieser Abend überhaupt stattfinden konnte.
74 Fotos von der 1. Essener Sportgala im Colosseum Theater
Der Einstieg von Moderator Tobias Häusler war wohl gewählt. „Die SGS Essen hat mit 4:1 gewonnen.“ Nur mal so für eine positive Atmosphäre. Und ganz nebenbei fügte der WDR-Profi mit einem Augenzwinkern hinzu: Auch Rot-Weiss Essen sei mit 3:1 in Wehen-Wiesbaden erfolgreich gewesen. RWE einmal nicht die Nummer eins und gar nicht erst nominiert. Okay, es reichte einfach nicht für die Roten im Jahr 2024, dafür war wohl die Hinrunde des Drittligisten zu schwach.
Die SGS Essen ist zwar ebenso mies in die Saison gestartet, allerdings belegte der Frauenfußball-Bundesligist in der Spielzeit davor Platz vier im Endklassement, was nahezu sensationell ist angesichts der limitierten Möglichkeiten gegenüber der Konkurrenz. Das überzeugte die Jury. Die SGS ist schließlich auch die Talentschmiede schlechthin in Deutschland und aktuell neben Jena und Potsdam der einzige Erstligist, der nicht an eine Profi-Männermannschaft angegliedert ist.
SGS Essens Markus Högner wird zum Trainer des Jahres gekürt
Als ein Vater des Erfolgs gilt Markus Högner (57), der „Trainer des Jahres“. Nach dem ersten Heimsieg seit Mai 2024 war Högner bestens gelaunt: „Mir geht’s gut, wir haben heute den Klassenerhalt geschafft.“ Auch das ein weiterer Erfolg. Und das Erfolgsrezept? „Du musst die Herzen der Spielerinnen erreichen“, habe ihm mal ein befreundeter Kollege gesagt, was offenbar ganz gut gelungen zu sein scheint, meinte Högner, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft. Die SGS Essen ohne ihn? Schwer vorstellbar. „Wir sind in Verhandlungen, das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden.“
Die Fans der SGS wären wohl glücklich, wenn er der Gemeinschaft treu bliebe. Dort an der Ardelhütte haben sie einen ausgeprägten Teamgeist. Nicht zuletzt die breite Schönebecker Community hat durch ein engagiertes Voting bei der öffentlichen Abstimmung für diesen Doppelerfolg gesorgt.
Und was die Fans bei der Abstimmung bewirken können, wurde auch deutlich bei Hockey-Trainerin Sonja Ricken (38) vom ETB Schwarz-Weiß. Sie trainiert Mannschaften mit geistiger Behinderung und ist auch bei den Special Olympics international erfolgreich. Das weiß kaum jemand, doch Rang eins verfehlte sie nur um eine einzige Stimme.
Max Rendschmidt wird zum Sportler des Jahres gewählt
Ein Sieg hätte auf jeden Fall gepasst, denn der Hochleistungssport – also höher, schneller, weiter – soll nach eigenem Anspruch der Jury sowieso nicht ausschlaggebend sein. Aber an den Olympischen Spielen in Paris kamen die Juroren nicht vorbei. Rennkanute Max Rendschmidt (31), der „alte Hase“ von der KG Essen, hat als nunmehr viermaliger Olympiasieger und erfolgreichster Olympionike der Stadt überhaupt erneut Platz eins eingefahren.
Mit 13 ist er einst aus der Nähe von Bonn ins Essener Sportinternat in Rüttenscheid gezogen und hat von dort aus seine Karriere gestartet, die auch mit zahlreichen WM-Titel gespickt ist. „Essen ist meine Heimat geworden“, sagt Rendschmidt, der per Videoclip eingespielt wurde, weil er sich im Trainingslager in Australien befindet.
Sonja Greinacher und Julia Stöber triumphieren - Robert Berger fürs Lebenswerk ausgezeichnet
„Essen ist immer noch Heimat für mich“, sagte auch Sonja Greinacher (32) im Stream. Die Sportlerin des Jahres wurde in Essen geboren und begann ihre Karriere beim ETB Schwarz-Weiß, wo sie einst mit der U16 den DM-Titel gewann. Danach zog es sie in die weite Welt, sie studierte in den USA, wurde Profi, spielte Bundesliga und in der Nationalmannschaft. Mit dem 3x3-Nationalteam gewann die Spielerin sensationell olympisches Gold in Paris. Immer wieder wurde sie in den Medien auch als Essenerin gefeiert. Wer kann da schon nein sagen. Heute lebt Greinacher in Hannover, wo sie als Teil der „Mannschaft des Jahres“ in Niedersachsen geehrt wurde.
„In Werden geboren, schon früh nach Kettwig gezogen und seitdem nicht mehr weggewollt“, schmunzelte dagegen „Newcomer des Jahres“ Julia Stoeber (18) keck. Das Ruder-Talent von der Kettwiger RG wurde 2024 Deutsche Meisterin im Juniorinnen-Einer und Doppelvierer und gewann bei der U19-WM in Paris Bronze im Einer.
Als Essener kann man getrost auch Robert Berger bezeichnen, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Der Trainer der KGE hat in seinen über 30 Jahren am Baldeneysee neben Rendschmidt viele Top-Kanuten und Titelträger geformt, ist bundesweit einer der Erfolgreichsten seiner Zunft. Bei der Sportlerwahl war er regelmäßig für eine Nominierung bzw. Rang eins gut. Seinen Job als Coach hat er im Vorjahr aufgegeben. „Ich dachte immer, man müsste jenseits der 70 sein für einen solchen Preis“, grinste Berger. „Aber so fühle ich mich noch nicht.“ Was es braucht es, um ein Spitzentrainer zu werden? Berger spontan: „Spitzenathleten“. Und von denen hat die Stadt Essen, wie man bei der Gala gesehen hat, reichlich.
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