Essen. Der ETB SW Essen hat in St. Tönis zunächst ordentlich Probleme, ist dann aber das bessere Spiel - weil ein Trainer-Plan voll aufgeht.

Beim Wort Glückwunsch zog Julian Stöhr einmal die Augenbrauen hoch und legte die Stirn in Falten. „Vor dem Spiel hätte ich hier ein 2:2 mitgenommen. Aber danach...“, so der Trainer des ETB SW Essen nach dem 2:2-Remis im Verfolgerduell der Oberliga Niederrhein gegen den SC St. Tönis.

Zugegeben, zunächst habe sein Team Probleme gehabt, hätte auch bereits mit 0:2 zurückliegen können – Gastgeber-Coach Bekim Kastrati sprach da nicht zu Unrecht davon, seine Mannschaft sei eklig für den ETB gewesen. Doch mit zunehmender Spieldauer änderte sich das Spiel, St. Tönis, das über 75 Minuten ein beeindruckendes Tempo gehen konnte, wurde immer häufiger zu langen Bällen gezwungen.

„Da war mehr drin. Das Ergebnis ist sehr, sehr ärgerlich“, so Essens Interims-Trainer. Dementsprechend würden die Köpfe der Spieler in der Kabine auch eher hängen als nach vorne gerichtet werden. Dennoch: „Hinterher haben wir es taktisch viel besser gemacht. Die Jungs wussten, was sie zu tun hatten. Kompliment an die Mannschaft für die Leistung. Wir fahren mit einem guten, aber keinem sehr guten Gefühl nach Hause“, so Stöhr.

ETB SW Essen macht das Mittelfeldzentrum dicht und zwingt den SC St. Tönis auf die Außen

Ein großer Schlüssel für den ordentlichen Auftritt war die Defensivarbeit in der Feldmitte. Eigentlich ist der Platz in Tönisvorst relativ breit. Das Zentrum war im Spiel am Sonntag dennoch verdichteter als jedes in deutschen Innenstädten, wodurch fast alle Angriffe der Tönisvorster über die Außen liefen - und der ETB dort vor dem 2:2 die Pressingfalle zuschnappen ließ.

„Wir wollten mit Niko Bosnjak und Felix Geisler ihre Innenverteidiger zustellen und dann auch ihren Achter, den Kapitän. Der konnte so den Ball kaum bekommen. So hatten wir Überzahl und konnten auf dem Flügel pressen. Am Anfang hat es nicht so geklappt, beim 2:2 dann aber hervorragend“, freute sich Stöhr über den gelungenen Ansatz. Sein Gegenüber Bekim Kastrati erkannte dies ebenfalls an: „Grundsätzlich wollen wir von hinten rausspielen. Wir lassen uns auch gerne pressen und haben trotzdem Lösungen, da haben wir schon viele gute Spiele gemacht in dieser Saison. Heute war ich mit der ersten Hälfte einverstanden, in der zweiten haben wir die Bälle aber nur noch langgeschlagen. Das hatte mit Fußball nicht mehr so viel zu tun.“

Hatte in St. Tönis trotz seiner offensiven Rolle auch wichtige Defensivarbeit zu verrichten: ETB SW Essens Niko Bosnjak.
Hatte in St. Tönis trotz seiner offensiven Rolle auch wichtige Defensivarbeit zu verrichten: ETB SW Essens Niko Bosnjak. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Am Ende war er sogar glücklich über den Punkt – trotz des starken Starts seines Teams: „Wir wussten, dass Essen stets gefährlich ist. Die stehen nicht umsonst mit oben.“ In der Halbzeit sei enorm viel über Taktik gesprochen worden. Doch in der zweiten Hälfte sei dies dann gar nicht so wichtig gewesen, so Kastrati.

SC St. Tönis-Trainer moniert: „Wir waren nicht mehr mutig genug“

„Wir kommen raus, hatten das Gefühl, wir müssen nochmal 45 Minuten Gas geben. Und dann passiert unserem Spieler ein Rückpass, den Essen zum 2:2 nutzt. Das war ein Geschenk. In der zweiten Hälfte war Essen besser, wir haben nicht mehr Fußball gespielt, waren nicht mehr mutig genug. Die ganzen Wechsel haben auch dazu beigetragen. Essen hat es gut verteidigt. Am Ende hatten wir schon Glück, das 2:2 mitzunehmen.“

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Durch das Remis rutschten beide Mannschaften um einen Rang in der Tabelle ab. Der ETB ist aufgrund des schwächeren Torverhältnisses nun hinter den VfB Hilden gefallen, der jedoch aus infrastrukturellen Gründen nicht für einen Regionalliga-Aufstieg infrage kommt. Auf Spitzenreiter Schonnebeck sind es vier Zähler. Der SC St. Tönis, der zwar eine schmucke Sportanlage besitzt, die aber ebenfalls nicht für die Regionalliga reichen würde, ist nun Fünfter und musste die SSVg Velbert vorbeiziehen lassen.

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