Meerbusch. Nur ein Hattinger hat gegen den FC Büderich Oberliga-Niveau. Danach äußert der Trainer harte Kritik an seine Mannschaft - zu Recht.
Was für eine Glanzparade! Noch einmal macht sich Yannick Ruhs ganz breit, lauert auf den Zehenspitzen auf den Abschluss links im Strafraum. Der kommt – und Ruhs reagiert blitzschnell. Mit der linken Hand lenkt er den harten Schuss gerade noch um den Pfosten und seine Teamkollegen atmen auf: Es geht mit einem 1:1 in die Halbzeit des Oberliga-Duells zwischen den Gastgebern FC Büderich und den Sportfreunden Niederwenigern.
„In der ersten Hälfte war es ein Spiel auf Augenhöhe, Büderich hatte die besseren Chancen. Aber wir hatten auch Situationen, die wir haben wollten. Das hatte was mit Oberliga zu tun“, sagte Trainer Marcel Kraushaar nach Abpfiff.
Es sollten die einzigen positiven Worte in Richtung seiner Mannschaft bleiben. Denn das, was die Sportfreunde in der zweiten Hälften zeigen, war dann wiederum ganz weit weg von Oberliga-Niveau. Der 4:1-Sieg für Büderich noch sehr schmeichelhaft. „Wir hatten jetzt einige Halbzeiten Oberliga-Niveau, hatten uns fußballerisch wie mental stabilisiert. Die zweite Hälfte heute war aber ein Schlag in die Magengrube“, so Kraushaar.
FC Büderich überzeugt auf der linken Seite, SF Niederwenigern kommen pragmatisch zurück
Zuvor hatte sich eine Partie entwickelt, in der Büderich den Ton angab und die Hattinger auf Umschaltsituationen lauerten. Auffällig dabei: In der ersten halben Stunde war es enorm laut auf dem Platz. Die Spieler coachten sich ununterbrochen, es klang fast wie auf dem Hamburger Fischmarkt.
Wenn ein Team eine Führung zur Pause verdient gehabt hätte, dann die Büdericher. Die gingen schon nach fünf Minuten mit 1:0 in Führung. Jimmy Atila setzte sich auf der deutlich stärkeren linken Seite der Meerbuscher durch und flanke mit ganz viel Druck ins Zentrum. Dort lief Daud Gergery im richtigen Moment ein und drückte den Ball über die Linie.
„Männer, wir müssen mitgehen“, schrie Stürmer Dario Schumacher seinen Mitspielern aus Niederwenigern zu. „Egal, weiter jetzt“, schallte es von hinten von Innenverteidiger Ole Nissen.
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Die Antwort der Gelb-Schwarzen ließ nicht lange auf sich warten. Niederwenigern machte es ganz pragmatisch und schlug den Ball einmal lang vorne rein, dort war Marc Rapka nicht zu halten, erlief ihn und hob ihn clever in Stürmer-Manier über Büderichs Keeper ins Netz.
Dabei sollte es bis zur Pause bleiben – weil Ruhs sowohl kurz vor der Pause, als auch in der 28. Minute mit einer Doppelparade nach Dreh- und dann Distanzschuss glänzend reagierte und auf der Gegenseite ein Kopfball nach Ecke von Jordi Barrera neben das Tor flog.
Hattinger Oberligst verteidigt bei Büderichs zweiten Tor zu naiv
So glücklich wie die Hattinger zum Ende des ersten Spielabschnitts waren, so betrüblich war die Stimmung nach wenigen Minuten der zweiten Hälfte. Büderich kam viel zu einfach aus dem Zentrum auf die rechte Seite.
Kevin Weggen butterte eine Flanke ohne Druck zu Antonio Munoz-Bonilla, der sich technisch hochwertig drehte und ins Eck traf. Ein wunderschönes Tor – aber auch viel zu naiv verteidigt von Niederwenigern. Zu Recht vergrub Trainer Marcel Kraushaar sein Gesicht vor Frust in beiden Händen. K
FC Büderich spielt sich Chance um Chance heraus
So ging es weiter. Büderich drückte und erspielte sich Chance um Chance. Vor allem über die Außen war Niederwenigern angeschlagen. Ein weiteres Mal zeichnete sich Ruhs mit einer starken Reaktion aus, zweimal zitterte das Aluminium, ehe in der 70. Minute das hochverdiente 3:1 fiel. Büderichs Linksaußen Leon Lepper machte seinem Spitznamen „Usain Bolt“ alle Ehre und war auf und davon. Frei vor dem Tor bediente er Jan Niklas Kühling, der den einfachsten Job hatte.
Welche Unterschiede zwischen den beiden Teams liegen, zeigten dann zwei Minuten: Erst wurde Niederwenigerns eingewechselter Kevin Stinnen durch Dominik Enz stark freigespielt, bekam aber nur ein Schüsschen am Tor vorbei zustande, kurz darauf erhöhte Büderich auf 4:1. Und auch das ging viel zu einfach: Ein langer Ball und ein einrückender Außenstürmer reichten aus und schon schoss Lepper locker das Tor zum Endstand. Trainer Kraushaar war außer sich vor Wut – zu Recht, bei solchen Fehlern kann auch der Trainer nichts machen.
„Die zweite Hälfte ist für mich nicht zu erklären, die ist unterirdisch“, so Kraushaar sauer. Dass irgendwann die Köpfe runtergehen, sei angesichts des Spielverlaufs und des letzten Tabellenplatzes ohne Sieg verständlich. Komplett unverständlich war für ihn hingegen das Verhalten seines Teams: „Es gab eine klare Aussage, dass wir Kevin Weggen zustellen wollen. Er zieht sich immer nach hinten und macht da das Spiel. Das war eine klare Aufgabe, die eigentlich nicht schwer war. Und das schaffen wir nicht. Dann fallen Tore, die wir verhindern können, die banal sind. Da fehlen mir die Worte.“
FC Büderich - SF Niederwenigern 4:1
- Tore: 1:0 Gergery (5. Minute), 1:1 Rapka (15.), 2:1 Munoz-Bonilla (49.), 3:1 Kühling (70.), 4:1 Lepper (73.)
- SFN: Ruhs - Lümmer (65. Stinnen), Nissen, Schurig (63. Renneberg), Gerhardt - Barrera - Hillmann (65. Sevkan Rascho), Machtemes, Rapka (75. Golz) - Enz, Schumacher
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