Essen. Zwei aufgeholte Rückstände, zwei Freistoß-Tore, ein Krankenwagen-Einsatz. Das Spiel der Frauen des FC Kray gegen Rot-Weiß Oberhausen hatte alles.

Im Ruhrgebiet spricht man gerne vom Malochen. Das intensive Arbeiten, das Ackern, das teilweise Aufopfern: es ist ein gewollter Teil vieler zumeist älteren Menschen in der Region. Waren welche aus dieser Generation am Sonntagvormittag zu Gast beim Landesligaauftakt der Fußballerinnen des FC Kray gegen Rot-Weiß Oberhausen, dürfte ihnen das Herz aufgegangen sein.

Denn das, was vor allem die Krayerinnen auf dem Kunstrasenplatz an der Buderusstraße zeigten, war definitiv Schwerstarbeit. Die Essenerinnen waren im Top-Spiel am ersten Spieltag diejenigen, die deutlich mehr investierten. Ob Rechsaußen Kimberly Ronken, Verteidigerin Sandra Dornbusch oder die gut anlaufende Stürmerin Celina Kuhnke. Sie alle waren sich für keinen anstrengenden Weg zu Schade. Das Problem nur: Es fehlte zunächst an klaren Torchancen und die Oberhausenerinnen hatten ihre einzige eigene in der ersten Hälfte nach einer flachen Flanke schon nach vier Minuten zur 1:0-Führung genutzt.

Rot-Weiß Oberhausen geht auch ein zweites Mal gegen den FC Kray in Führung

So liefen und kämpften die Essenerinnen gegen die Widerstände an, immer wieder nahmen sie einen neuen Anlauf, waren das klar bessere Team – bis zur Belohnung dauerte es aber. Schlussendlich glich Nummer Ronken, die nach einem langen Ball aus der Defensive durch war und vor RWO-Keeperin Carolin Harti die Nerven behielt, völlig verdient aus.

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Doch dann der Schock: Ein Fehler der eigenen Torhüterin Maria Del Carmen Iglesias Puerta und wieder war RWO da. 2:1. Eiskalt.

Es ist den Essenerinnen enorm hoch anzurechnen, dass sie sich auch davon nicht unterkriegen ließen und nach einem kurzen Durchschnaufen wieder den Weg nach vorne suchten – und durch ein Tor der Marke Pep Guardiola noch vor der Pause erneut ausglichen.

Machte ein starkes Spiel für den FC Kray: Celina Kuhnke.
Machte ein starkes Spiel für den FC Kray: Celina Kuhnke. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Was Manchester City vor ein paar Jahren zum Titel in der Premier League führte und was sich Xabi Alonso für Bayer Leverkusen prächtig abschaute, kann auch der FC Kray: Standard abgewehrt, Flanke von der Strafraumkante in Richtung langen Pfosten, Carolyn Kuballa läuft ein und trifft aus spitzem Winkel zum 2:2.

FC Krays Siegtreffer ist ein Sinnbild des Spiels – die Essenerinnen wollten es mehr

So sollte es in der zweiten Hälfte weitergehen. Zunächst setzte Leonie Kandzorra den Ball noch knapp vorbei, dann gelang Delia Schwarz mit einem Freistoß aus großer Distanz der vielumjubelte Führungstreffer. Zentral schlug der Ball über der relativ kleinen Harti ein. Und Kray hatte noch nicht genug. Vor allem die eingewechselte Tabata Koch hätte nach einer Doppel-Chance die Entscheidung herbeiführen können, scheiterte aber. So blieb es bis in die Schlussphase spannend.

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Als sich Kuhnke in der 75. Minute dann aber wie ein Bulle durch die Oberhausener Abwehr kämpfte, ihre Gegenspielerin abschüttelte, sich nicht aus dem Tritt bringen ließ und dann auch noch zum 4:2 traf, schien das Top-Spiel der beiden Aufstiegskandidaten entschieden.

Ex-Bundesliga-Spielerin macht es noch einmal etwas spannend

Zwar kam RWO durch einen schönen Freistoßtreffer von Madeline Gier, die frisch aus der 2. Liga vom VfL Bochum zu RWO gekommen ist und früher auch schon bei der SGS Essen, beim FCR Duisburg und bei Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga spielte, noch einmal heran, doch zu mehr reichte es nicht mehr. Wohl auch, weil sich kurz vor Schluss Lena Knoth nach einem unglücklichen Zusammenprall mit der eigenen Mitspielerin so schwer verletzte, dass sie lange behandelt werden musste und nach dem Spiel von einem Krankenwagen abgeholt werden musste.

Madeline Giehr (r.) hat schon Bunesliga-Erfahrung. Am Wochenende gewann aber der FC Kray um Ecem Demir.
Madeline Giehr (r.) hat schon Bunesliga-Erfahrung. Am Wochenende gewann aber der FC Kray um Ecem Demir. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Kray-Trainer Marcus Siepmann war nach dem Spiel hellauf begeistert: „Was die Mädels abgerissen haben, ist aller Ehren wert. Kämpferisch geht es nicht besser. Man sah, dass RWO eine Top-Mannschaft ist, die oben mitspielen wird. Spielerisch haben wir noch Luft nach oben, da waren wir zu Beginn etwas zu nervös, haben viele Abspielfehler gemacht und sind dann nach und nach besser reingekommen.“

Auch den Frauen der SpVgg Steele ist der Landesliga-Auftakt geglückt. Bei GW Lankern II gab es einen 6:4-Sieg. Eugenia Stroie traf dreifach, Carolin Zbick doppelt. Den sechsten Treffer erzielte Stefanie Agyeman.

Alle Fotos zum Spiel folgen.

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