Essen. 900.000 Euro teurer Kunstrasen in Borbeck wird zum Zankapfel. Die einen sollen, wollen aber nicht. Die anderen wollen, dürfen aber nicht.
Die einen sollen, wollen aber nicht, die anderen wollen, dürfen aber nicht. Und so richtig bewegen, will sich auch niemand. Es ist eine verzwickte Situation, die sich rund um die „Hahne“ in Borbeck entwickelt hat. Dabei sollte der in nur 18 Wochen geschaffene und für rund 900.000 Euro gebaute Kunstrasenplatz doch eine rein positive Angelegenheit werden und als neues Aushängeschild des Essener Stadtteils im Nordwesten fungieren.
Während die Ballfreunde Bergeborbeck den Aufschwung durch das künstliche Grün bereits spüren und zahlreiche neue Jugend-Mannschaften angemeldet haben, geht der Pass zu einem Mitspieler auf der Anlage aktuell noch daneben. Zwar war es keine Bedingunge für den Umbau, doch eigentlich ist es das erklärte Ziel der Stadt Essen, dass die Sportanlage in Bergeborbeck von zwei Klubs genutzt wird. Die sogenannte „Zwei-zu-eins“-Lösung kam schon an vielen verschiedenen Orten zum Einsatz, so zuletzt unter anderem in Rüttenscheid. Zwei Klubs teilen sich eine Anlage, auf die ein schicker Kunstrasenplatz kommt. Die Stadt kann den zweiten, meist alten Ascheplatz dafür umnutzen und neu bebauen. Neudeutsch: eine Win-win-win-Situation.
Eigentlich sollte Barisspor Essen gemeinsam mit den Ballfreunden Bergeborbeck auf der Anlage spielen
In Bergeborbeck klappt dies aktuell aber nicht wie geplant. Eigentlich sollte Barisspor Essen aus Vogelheim, wo der Klub seit 1989 spielt, nach Bergeborbeck umziehen. Der Vogelheimer SV hätte seine Anlage Lichtenhorst und den Kunstrasen dort somit wieder für sich alleine. Die ersten Gespräche wurden schon 2019 geführt. Der damalige Vorstand von Barisspor stimmte einem Umzug nach Fertigstellung des Kunstrasenbaus zu.
Das Problem: Jetzt will Barisspor doch nicht mehr. „Vor dem Umbau bedurfte es der Zustimmung von uns. Wir haben aber gesagt, dass wir nur rübergehen, wenn wir auf der Anlage der Ballfreunde ein eigenes Vereinsheim bekommen. Das wurde aber nicht gebaut“, ärgert sich Eshref Rabushaj, der bei den Gesprächen mit dem Sport- und Bäderbetrieb dabei war.
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Zwar sei die Situation in Vogelheim auch nicht zufriedenstellend, weil nach Meinung von Rabushaj das dort ebenfalls fehlende eigene Clubheim ein Vereinsleben und den Aufbau einer Jugendabteilung verhindern würde, von dem Umzug nach Bergeborbeck hätte Barisspor aber rein gar nichts, im Gegenteil. „Wenn wir unter den Umständen dahin gehen, haben wir sogar noch einen Nachteil. Da bekommen wir auch keine neuen Spieler oder Mitglieder“, so Rabushaj. Zuletzt wurde sich vor zwei Wochen ausgetauscht. Ohne Ergebnis. Weitere Gesprächsrunden sollen folgen.
Hagenbecker Bahn: Stadt Essen verwarf die Überlegungen eines weiteren Vereinsheims
Maike Papenfuß, Pressereferentin der Stadt Essen, betont auf Anfrage, dass Barisspor keineswegs zu einem Umzug gedrängt werden würde. Sanktionen seien nicht vorgesehen, die Sport- und Bäderbetriebe würden aber davon ausgehen, dass „die vorab getätigten Überlegungen von Barisspor noch Bestand haben. Wenn sich die dafür notwendigen Voraussetzungen objektiv verändert haben, bedarf es weiterer Überlegungen“. Von Anfang an seien „Unterbringungsmöglichkeiten für Sportutensilien für Barisspor in Form von Garagen sowie ein Vereinsgebäude in Form einer Containerlösung angedacht gewesen“.
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Zudem hätte es Gespräche über Möglichkeiten gegeben, „wie eine neue Heimstätte auf der Sportanlage Hagenbecker Bahn geschaffen werden könnte, alles unter dem Vorbehalt, dass die Finanzmittel nach entsprechender Beschlussfassung zur Verfügung stehen.“ Letztendlich habe sich aber herausgestellt, dass „platztechnisch und versorgungstechnisch kein weiteres Vereinsheim nach den Vorstellungen“ von Barisspor realisiert werden könne.
Vogelheimer SV und Ballfreunde Bergeborbeck zeigen Verständnis für beide Seiten
Vorerst bleibt die Situation also kompliziert und Barisspor am Lichtenhorst. Der Vogelheimer SV hingegen würde sich freuen, wieder mehr Platz auf der Anlage zu haben, versteht aber auch, dass Barisspor aktuell nicht einlenkt. „Keiner hat was gegen sie. Aber es ist zu wenig Platz da. Wir haben zweizügige Jugendmannschaften, haben eine erste und eine zweite Mannschaft. Wir hatten auch schon einmal eine Dritte, die durch die Situation erst um 21 Uhr angefangen hat zu trainieren. Die Zustände so sind nicht gut“, sagt Marcel Dvorak, der Geschäftsführer des VSV.
Aktuell geht er davon aus, dass Barisspor auch in der kommenden Saison weiterhin am Lichtenhorst spielen wird. Den Unmut ob des fehlenden Vereinsheims versteht er: „Dass da keine Lösung gefunden wird, ist schade.“
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Detlef Thielert, der Vorsitzende der Ballfreunde Bergeborbeck, versteht beide Seiten, die der Stadt und die von Barisspor. Er sieht aber auch noch ein anderes Problem auf den Klub zukommen: „Wir haben nun schon abends fünf Mannschaften, nachmittags sechs Teams auf dem Platz. Und ich glaube, dass der Zulauf noch weitergehen wird, wenn ich sehe, was zum Beispiel bei der TGD Essen-West passiert ist, nachdem dort der Kunstrasen gebaut wurde.“
Wacker Bergeborbeck würde liebend gern auf der Hahne spielen
Während sich die involvierten Vereine nicht einig werden, würde ein vierter Klub den Umzug mit Kusshand nehmen, kann das ganze aber nur aus der Distanz beobachten: Wacker Bergeborbeck. Der C-Ligist, bei dem einst Sascha Mölders aktiv war, spielt an der Cathostraße auf Asche und kämpft um die Zukunft des Vereins. Die Sportanlage dort gehört aber der Kirche.
Für Peter Schenk, den Vereinsvorsitzenden, liegt darin das Problem. „Wir könnten hier jederzeit weg und da drauf. Aber da hat die Stadt ja nichts von“, sagt Schenk. Von der wiederum heißt es nur, dass sich zu diesem Zeitpunkt nicht die Frage stelle, „ob ein anderer Verein zur Hagenbecker Bahn umsiedeln könnte“. Für Schenk unverständlich. Schon seit Jahren hätte sein Klub Interesse am Spielrecht „auf der Hahne. Detlef Thielert hat uns da auch unterstützt. Aber dann hieß es auf einmal, dass Barisspor da draufgeht. Aber Barisspor will doch gar nicht.“
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