Essen. Essen schießt die Scorpions im Topspiel mit 8:1 ab und sichert sich die Tabellenführung. So läuft der rauschhafte Eishockey-Abend am Westbahnhof.

Elvijs Biezais fing die Scheibe ab hinter dem gegnerischen Tor, legte sie zurück auf Landsmann Sandis Zolmanis, der mit seinem Flachschuss ansatzlos zur 1:0-Führung abschloss – eine feine Co-Produktion des lettischen Angriffsduos der Moskitos Essen. Erstmals durften die Essener Fans unter den 2100 Zuschauern am Westbahnhof im Spitzenspiel gegen die Hannover Scorpions ekstatisch jubeln – und schon nach 13 Minuten anlässlich des Teddy-Toss‘ ihre Stofftiere auf die Eisfläche werfen. „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“, schallte es von den Rängen. 

Lette Zolmanis bringt Moskitos in Führung

Nur eine Momentaufnahme oder der Startschuss für eine rauschhafte Weihnachtsparty am Westbahnhof? Es war nur der Startschuss: Der Essener Eishockey-Oberligist schoss die vorher punktgleichen Scorpions förmlich ab und feiert Weihnachten nach der 8:1 (3:0, 2:0, 3:1)-Machtdemonstration als Spitzenreiter. Spätestens am zweiten Weihnachtstag (Di., 19 Uhr) müssen sich die „Mücken“ von den Feierlichkeiten erholt haben, wenn sie die Tabellenführung bei den Tilburg Trappers behaupten können.

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Danny Albrecht musste in seinem Aufgebot nur auf Angreifer Robin Slanina (Oberkörperverletzung) verzichten, Förderlizenzunterstützung von der Düsseldorfer EG und den Krefeld Pinguinen erhielt der Moskitos-Coach in gleich fünffacher Form. Niclas Focks, Carl Konze (beide KEV), Philipp Seidel, David Lewandowski und Leon Hümer (alle DEG) verstärkten die „Mücken“ in der Breite. Torhütertalent Hümer startete wie schon beim 3:2-Heimsieg gegen die Scorpions Ende September zwischen den Essener Pfosten, Stammkeeper Bastian Flott-Kucis blieb draußen. 

Moskitos: Torhütertalent Hümer mit starker Leistung

Der bockstarke Hümer bekam gleich etwas zu tun und musste einige gefährliche Abschlüsse der Gäste entschärfen. Die Hausherren waren zwar mit viel Energie und Schwung aus der Kabine gekommen, doch spätestens mit ihrem ersten Powerplay übernahmen die Scorpions, die keine drei kompletten Reihen aufboten, das Kommando. Essen schaffte es kaum mal, geordnet aufzubauen, ließ sich nur selten in der offensiven Zone blicken, stemmte sich aber erfolgreich gegen die Hannoveraner Angriffswucht. Die Führung durch Zolmanis? Fiel praktisch aus dem Nichts und hatte sich nicht abgezeichnet. 

Nach dem Teddy Toss: Die Essener David Lewandowski und Nicolas Cornett.
Nach dem Teddy Toss: Die Essener David Lewandowski und Nicolas Cornett. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Das 1:0 (13.) aber gab den Gastgebern merkbar Sicherheit – und verlieh ihnen frischen Rückenwind. Die Moskitos lösten sich in der gegnerischen Zone gut von der Hannoveraner Bedrängnis, Fabio Frick hatte zu viel Platz und schloss aus zentraler Position ab zum 2:0 (18.). Zwei Minuten später hatte Verteidiger Niklas Hane zu viel Raum und ließ durch seinen Abschluss zum 3:0 den Westbahnhof sprichwörtlich explodieren (20.). Ja, ist denn heut‘ schon Weihnachten? 

Die ersten Begegnungen mit den Scorpions:

So war jedenfalls die Stimmungslage unter den Essener Fans, die nach dem 4:0 zu Beginn des Mitteldrittels gar nicht mehr wussten, wohin mit ihrer Freude. Alexej Dmitriev passte die Scheibe rüber zu Nicolas Cornett, der genau im richtigen Moment aufs Eis gekommen war und vor Scorpions-Goalie Gerald Kuhn III eiskalt blieb (22.). Die Scorpions trafen im Powerplay vier Minuten später das Gestänge, aber viel mehr kam nicht von den Gästen. 

Die „Mücken“ dominierten das Geschehen phasenweise, ließen die Scorpions hinterherlaufen und erspielten sich mehr als eine Handvoll hochkarätiger Tormöglichkeiten. Den einzigen Vorwurf, den sie sich gefallen lassen mussten: Sie nutzten die vielen Chancen und Powerplay-Möglichkeiten nicht – bis zur 39. Minute. Edmunds Augstkalns legte den Puck in Überzahl ab auf Landsmann Zolmanis, der ihn mit seiner Direktabnahme im Netz zappeln ließ (39.) – das überfällige 5:0 für Essen. Unglaublich. 

Moskitos: Torhunger ist auch im Schlussdrittel noch nicht gestillt

Damit dürfte der Essener Torhunger doch allmählich gestillt gewesen sein, oder? Pustekuchen. Zwei Minuten nach Wiederbeginn passte Tim Lutz von außen in die Mitte, Lars Stelzmann lief ein und machte das halbe Dutzend voll (42.). Die Attacke von Scorpions-Topscorer Allan McPherson mit dem Schläger gegen den Kopf von Biezais wurde mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe geahndet (47.) – und Essen hatte im fünfminütigen Powerplay die Chance, weiter zu erhöhen. Diesmal bediente Enrico Saccomani Dennis Reimer, der zum 7:0 traf (48.). 

Das Spitzenspiel entwickelte sich allmählich zur Essener Machtdemonstration. Hannover verkürzte in doppelter Überzahl durch Dylan Wruck zwar noch auf 1:7 (55.). Nach einem wunderbar ausgespielten Essener Konter über DEG-Talent Lewandowski und Saccomani setzte Letzterer noch das 8:1 obendrauf (58.) – der Schlusspunkt eines denkwürdigen Eishockey-Abends am Westbahnhof.

So haben sie gespielt

Moskitos – Hannover Scorpions 8:1.

Drittel: 3:0, 2:0, 3:1.

Tore: 1:0 Zolmanis (13.), 2:0 Frick (18.), 3:0 Hane (20.), 4:0 Cornett (22.), 5:0 Zolmanis (39.), 6:0 Stelzmann (42.), 7:0 Reimer (48.), 7:1 Wruck (55.), 8:1 Saccomani (58.).

Strafminuten: Essen 12 – Hannover 37.

Zuschauer: 2068.